Beiträge von Paul-Kling im Thema „Internationaler Tag gegen Rassismus“

    Verstehe ich das richtig und ihr bezweifelt eine tiefe Überzeugung, damaliger Menschen, dass die Menschen dunklerer Hautfarbe wirklich minderwertig waren?

    Gute Frage, kommt darauf an, was "damalig" heißt.


    Es gibt die "anders, aber gleichwertig"-Variante, die "schwach und deshalb unmündig und beschützenswert"-Variante und die "animalisch und gefährlich"-Variante von Rassismus. Übrigens auch von Sexismus und von Antisemitismus, Hautfarbe ist ja nur einer von mehreren verbreiteten Markern.


    Bei allen Varianten kann auch Heuchelei eine Rolle spielen: Ich kann den großen Helden spielen, weil ich meine Frau beschütze und sie mit allem Unangenehmen verschone, aber heimlich ist es halt geil, dass ich in der Außenwelt freie Bahn habe und die tüchtige Hausfrau drinnen walten muss.

    Die Frage ist ja, ob die Ängste überhaupt rational addressierbar sind. So ist die Angst vor Überfremdung in der (nieder)sächsischen Provinz so realistisch, wie eine Alieninvasion.

    In der sächsischen (anders als in der niedersächsischen) Provinz ist die "Über"-"Fremdung" nicht das, wovor man eigentlich vernünftigerweise mit Blick auf die Zukunft Angst haben muss, sondern das, was man seit Jahrzehnten schon hinter sich hat. Die "Fremden" sind nämlich längst "über" den Einheimischen. Nur dass die "Fremden" aus Schleswig-Holstein und NRW sind und nicht aus Syrien. Und ihre Dominanz, ihr oben-drüber-Stehen üben sie auch nicht aus, indem sie andere zwingen, einen Muezzin-Ruf zu ertragen. Sie sind halt Behördenleiter, Firmeneigentümer, Vermieter, Professoren.


    In Niedersachsen ist das anders. Da ist man einfach nur Nazi aus brauner Familientradition.

    Klärst du mich mal auf, bitte?!

    Mag ja sein, dass ich in meinem unschuldigen Schleswig-Holstein das bis jetzt nicht mitbekommen habe

    Was liest man in Schleswig-Holstein denn so zum Thema Ostdeutschland? Oschmann ist bekannt, Kowalczuk auch? Natürlich ist der anti-westdeutsche (anti-westliche) Impuls nicht das Einzige, es gibt auch langfristige Strukturen, die weit vor die DDR und die NS-Zeit zurückreichen (und auch Schleswig-Holstein betreffen: Gutsherrschaft, lutheranische Obrigkeitshörigkeit, bürgerlicher Kulturpessimismus ...).

    Die Impulse sind verständlich, aber solchen Impulsen zu folgen, ist unklug.


    Und das gilt für den Impuls, eine ganze Region abzuwerten, ebenso wie für den Impuls, den Westen mit krassen rassistischen Aussagen zu provozieren.

    Also ist jeder Mensch auf dem Planeten für jedes Leben verantwortlich? Ein schöner Gedanke. Keiner, der in der Realität je wirkungsvoll Anwendung finden wird. Aber schön.

    Na ja, es gibt schon so etwas wie Verantwortung für die Umwelt, die Schöpfung, die Menschheit. Das wird auch durchaus wirkungsvoll gelebt, sicherlich nur von Minderheiten. Und es bewirkt auch nicht, dass alles perfekt wird.

    Und welche Macht die "Sofakommentatoren" haben, um die Flüchtlingspolitik der internationalen Gemeinde nachhaltig zu beeinflussen, wüsste ich auch gerne.

    Die Macht hat den Namen Wahlrecht.

    Wenn ein Kind stirbt, egal wo, sind und fühlen sich die Eltern immer schuldig. Das entbindet die Gesellschaft mitsamt der Sofakommentatoren nicht von ihrer Verantwortung. Ob die in medizinischer Versorgung besteht, in Impfbereitschaft, in sicheren Schulwegen oder worin auch immer. Und auch darin, für Zuwanderungswege zu sorgen, die nicht komplett lebensgefährlich sind.

    Der Impuls anzufassen ist ja erstmal nichts böses. Haut anfassen, Haare anfassen, Brust anfassen - das ist, in unterschiedlichem Grad, eine ganz andere Kommunikation als sagen wir der Impuls zuzuschlagen, zuzustechen oder jemanden niederzuschreien.


    Aber was ist, wenn man zu einer Gruppe gehört, von der andere ständig und im Übermaß denken, man dürfe die nun mal anfassen? Berührt werden an sich ist ja nicht schlecht, es gibt Situationen, wo alle so kommunizieren. Mal auf einer Reise nach Afrika von den Einheimischen bestaunt und betatscht werden - das finde ich auch okay, weil es ja eine Ausnahme ist, keine Grundhaltung vermittelt. Aber als Dauerzustand, wo das Kind tatschenden Tanten ausgeliefert ist und die Heranwachsende beim Onkel auf den Schoß soll und in der Schule alle an die krausen Haare wollen - bah. Oder wenn der Gedanke, das dürfe man ja, sich auf eine gedachte Überlegenheit bezieht, sodass aus der Berührung eine Materialprüfung wird...

    Viel Spaß am heutigen Rosenmontagszug! 🥳🥳

    Also bei uns war's richtig schön. Auch weil ja zwei Jahre Pause war. Sehr befreiend. Auf dem Themenwagen "Hölle" waren lauter Teufelsgestalten mit rußbeschmierten Gesichtern und ein rotgewandeter Bischof. Da weiß ich jetzt auch nicht, ob ich als bekennender Katholik beleidigt sein soll. Oder war das Blackfacing bei den Teufeln? Böse, böse.


    Diese Wagen werden ja von verschiedensten privaten Gruppen, manche auch von Betrieben zusammengestellt. Das sind alles keine Medienprofis. Man sieht so manches, was gut gelungen ist, und auch manches, was nicht so gelungen ist. Ein Themenwagen "Amerika" war so richtig klischeetriefend, na ja. Einschließlich "Indianer"-Gestalten. Andere Themenwagen hatten Botschaften wie dass unsere Stadt bunt und vielfältig ist oder dass man mehr gegen den Klimawandel tun soll. Es gab reichlich Verletzungen von Markenrechten, ob Minions oder Micky Maus. Aber das ist eben der Witz beim Karneval: Aneignung von Rollen, die einem nicht gehören. Das macht die Menschen, ob Kind oder Erwachsener, stark und mutig.

    Genau. Für dich. So bist du anscheinend. Um welche Menschen es geht, ist dir egal.


    Richtig.

    Die Trennlinie ist ja klar. Gegen "Linke" wie, sagen wir, Margot Honecker und Elleth, denen es beim Erziehen nicht um das Mensch-Sein der Erzogenen geht, wäre Widerstand, auch militanter Widerstand, sicherlich geboten - hätten sie denn tatsächlich (noch) Macht in unserer Gesellschaft. Auch gegen "Rechte", die sich ja heutzutage gern antiautoritär geben, die aber, haben sie die Gelegenheit, sich ratzfatz an der Droge Feindbild berauschen und davon phantasieren, Klimakleber oder Böllerwerfer auszumerzen.


    Ich freu mich jedenfalls auf morgen. Bin selbst zwar Verkleidungsmuffel, aber zu erleben, wie Menschen das tun, was sonst Kindern vorbehalten ist, nämlich Rollenspiel - das macht einfach Spaß. Und wenn jemand Lust hat, sich als ich zu verkleiden - nur zu!

    Nee, gerade Kita-Teams sollten sich Gedanken machen darüber, was sie tun. Sie sollten auch gescheit bezahlt werden, was mit der Ausbildung verknüpft ist. Gerade die ollen Drachen, die so eine "Kevin, das ist hier unerwünscht"-Atmosphäre verbreiten, richten tatsächlich Schaden an. Und das hängt damit zusammen, dass die eben nur so ein paar abstrakte Merksätze und undurchdachte Erfahrungen im Kopf haben und Konzepte nie wirklich gelernt haben zu besprechen.