Du hast echt ein Luxusproblem. Die meisten in Deutschland (und erst recht in den neuen Bundesländern) dürften eine wesentlich weniger komfortable Ausgangslage haben, als du, besonders, wenn sie Kinder großgezogen haben. Aber das weißt du sicher.
Ich bin ja nun seit über einen Monat zu Hause. Die Rente ist (inkl. der Betriebsrente) trotz der jeweiligen Abschläge aktuell noch ok. Wie hoch am Ende die Steuer tatsächlich ausfällt, muss ich sehen. Absetzen lässt sich nun kaum noch was. Allerdings lagen im ersten Monat meine Ausgaben bei weitem über den Einnahmen. Schuld sind die hohe Nebenkostennachzahlung und weitere einmalige Buchungen. Die Miete beträgt nun ca. 50% meiner Einnahmen. Solange wie wir noch zu zweit sind, ist das in Ordnung, aber später? Zumindest haben wir einiges gespart, was ursprünglich für Wohnen vorgesehen war.
Tausende. Ich stelle mir eher schwierig vor, das alles noch in meinem Lebens-Spätsommer richtig auskosten zu können.
Nimm dir nicht zu viel vor. Ich will dir keine Angst machen, aber auch du wirst älter und musst an dem, was du leisten kannst, Abstriche machen.
Leider sieht die Realität bei uns in fast allen Bereichen (auch was das Wohnen betrifft) anders aus, als wir uns vorgenommen haben. Die meiste notwendige Arbeit bleibt ja seit über einem Jahr an mir hängen. Ich habe meine Hobbys etwas intensiviert, ansonsten nehmen wir jeden Tag, wie er kommt.
Es sind Optionen, die uns da durch den Kopf gehen. Aber tatsächlich ist es noch zu weit weg.
Weit weg ist leider relativ. Wie heißt das so schön, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Wie meine letzten Arbeitsmonate waren, lässt sich schnell erzählen:
Mitten in meine Kündigungsfrist fiel eine erneute große Umstrukturierung, bei der mein Ex-Chef wieder mein Vorgesetzter wurde.
Was meinen Vorgesetzten der letzten Jahre betrifft, so hat er im letzten halben Jahr keine 3 Worte mit mir gewechselt - weder zu meinem Ausscheiden noch überhaupt - nicht mal über die Dinge, die ihn direkt betrafen. Ich habe ihn zwar an jeder Mail beteiligt und alle vorhandenen Dokumente geschickt bzw. deren Ablageort mitgeteilt, aber ob er das je gelesen und nicht sofort gelöscht hat, keine Ahnung.
Mein neuer-alter Chef und ein weiterer Kollegen haben in Abhängigkeit von der Technologie meine Projekte übernommen. Dem Kollegen habe ich nur kurz und knapp einige Eckpunkte aufgeschrieben. Dann haben wir kurz telefoniert.
Von Seiten meines Chefs sind bei der Übergabe sehr böse Worte gefallen, von wegen ich verpisse mich und "Denkste ich bin zu blöd?". Das war schon arg unter der Gürtellinie. Inzwischen hat mir ein Vögelchen gezwitschert ... ach, was soll's. Und als ich an meinem aller letzten Tag in meiner alten Truppe meinen Ausstand gab, war er nicht mit dabei. Wir haben uns 25 Jahre oftmals gegenseitig vertreten, gezofft und vertragen, verabschiedet haben wir uns nicht...
Meine Stelle (also die offizielle) wurde intern ausgeschrieben. Ich habe die Details aber nie gesehen, da das bereits in meine lange Zeit der urlaubsbedingten Abwesenheit fiel. Die zwei, die sich beworben haben, wurden jedenfalls nicht genommen.
Die Übergabe der Technik von Büro und Homeoffice fand lange vor meinem Ausscheiden statt, weil diese ebenso wie mein Schreibtisch für andere Aufgaben benötigt wurde (die mit meiner Stelle überhaupt nichts zu tun haben, sondern mit den neuen Aufgaben und Projekten der Abteilung). Ich hatte ohne jegliche Vorwarnung nur wenige Stunden Zeit zum Räumen, "Plattmachen" etc.. Ich habe nicht nachgefragt, wo mein Nachfolger denn sitzen soll. An den letzten Bürotagen kam ich mir dann völlig überflüssig vor. Ähnlich ist es auch anderen, die vor mir aufgehört haben, ergangen.
Mein Arbeitszeugnis, das tatsächlich den üblichen Gepflogenheiten entspricht, habe ich ohne nochmaliges Nachfragen bekommen und die restlichen Bescheinigungen inzwischen auch.
Also Ende gut, alles gut? Nicht wirklich, ich habe so viele lose Enden -sprich unfreiwillig halbfertige Aufgaben- hinterlassen, dass ich bis jetzt noch nicht wirklich abschalten kann. Und wenn ich aus einem Albtraum erwache, handelt der von der Arbeit.
Das war nun mein voraussichtlich letzte Post zu dem Thema. Ich bin gespannt, wie dein Ausstieg wird...