Beiträge von Zero im Thema „Aktivismus - Wahn oder Sinn?“

    Gerade in schmalen Stadtstraßen kann dein toller Vorschlag "einfach ausweichen" doch gar nicht funktionieren....

    Wenn es um "Ausweichmöglichkeiten" in Innenstädten geht, dann denke ich eher an das Ausweichen auf öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad o.ä.


    Aber das ist auch wieder ein sehr schönes Beispiel dafür, dass in dem Zusammenhang häufig nicht outside the box (Auto) gedacht wird.

    Jetzt erkläre mal, wie sich Rettungswagen und Notärzte auf solche Aktionen "einstellen" können.

    Ich meinte eher die Autofahrer, die schon seit Tagen wissen, dass es am Montag eine groß angelegte Protestaktion geben wird und sich dennoch ins Auto setzen und es dennoch versäumen bei stockendem Verkehr direkt eine Rettungsgasse zu bilden.

    Ja, ohne die Klimakleber hätte es an den Stellen just in dem Moment vielleicht keinen Stau gegeben, aber ohne unzählige Autos auf den Straßen gibt es eben auch keinen Stau. Das meine ich damit, wenn immer so getan wird, als sei es quasi ein Naturgesetz, dass die Straßen verstopft sein müssen und jeder nur mit dem Auto zur Arbeit fahren kann etc. Da sehe ich wenig Bewusstsein dafür, welche Auswirkungen das eigene Verhalten auf die Umwelt und auch Mitmenschen hat oder hat der durchschnittliche Autofahrer besonders große Schuldgefühle, wenn er durch seine tägliche Fahrt während der Rush Hour zu den üblichen Staus beiträgt? Das wird schulterzuckend als "Berufsverkehr" hingenommen und kaum jemand ist bereit, persönliche Abstriche zu machen und am heutigen Montag z.B. früher los zu fahren oder die Bahn zu nehmen oder oder oder. So erlebe ich es jedenfalls in meinem Umfeld. Über die Klimaaktivisten wird sich wahnsinnig echauffiert, weil es einzelne "Spinner" sind, die den Verkehr blockieren. Aber wenn man selbst einer von hundert oder tausenden ist, der in seiner Blechkiste zum allgemeinen Verkehrsaufkommen (inkl. Stau und Behinderungen für Rettungsfahrzeuge) beiträgt, dann ist das halt normal.

    Geltungsbedürfnis o.ä. sine absolute keine "guten Gründe", sondern niedrige Beweggründe.

    Ich dachte bei den "guten Gründen" auch eher an Klimaschutz :winking_face: Also Bewusstsein dafür schaffen zu wollen durch Protest, der Versuch andere wach zu rütteln und weniger persönliches Geltungsbedürfnis. Besonders beliebt macht man sich als Klimaaktivist derzeit schließlich nicht gerade.

    Ich hätte übrigens vermutlich emotional größere Probleme damit, zu begreifen, dass mein Rettungswagen nicht kam, weil sich Menschen ganz bewusst dazu entschieden haben, den Verkehr zu stören als dass jemand dusselig war, aber keine böse Absicht hatte.

    Das scheinen viele so zu sehen, denn so oder so ähnlich äußern sich die meisten, wenn es um das emotionale Thema Klimakleber und Rettungswagen geht. Ich empfinde das eigentlich genau umgekehrt. Ich habe mehr Verständnis dafür, wenn jemand "gute Gründe" hat und bewusst handelt, als wenn jemand aus Dusseligkeit, Faulheit, Gedankenlosigkeit o.ä. andere gefährdet bzw. das routinemäßig in Kauf nimmt, weil "ishaltso". So als wäre es ein Naturgesetz, dass sich im Alltag Staus bilden müssen und da keiner eine Verantwortung für hat.

    Viele Jahre bevor es die ersten Klimakleber gab, bin ich öfter mal Einsätze gefahren und was ich da an egoistischem Autofahrerverhalten erlebt habe, reicht mir tatsächlich bis zum Weltuntergang. Das bedeutet nicht, dass ich es gutheiße, wenn Aktivisten andere Menschenleben unnötig gefährden, aber ich muss sagen, mir ist jemand, der solche Aktionen bewusst und aus Überzeugung (und letztlich ja sogar mit Ankündigung, so dass sich die anderen eigentlich darauf einstellen könnten) macht, tatsächlich dreimal lieber, als die ganzen Alltagsstauverursacher, die keine 3 Sekunden überhaupt darüber nachdenken, welchen Einfluss ihr Verhalten auf die Umwelt und Mitmenschen hat.