Posts from Martin_87 in thread „Aktivismus - Wahn oder Sinn?“

    Ich finde den ganzen Artikel tendenziös - was wird alles als unnötige Ausgaben gelistet und was eben nicht...?

    Und wenn bei "kürzenswert" Ukraine, Flüchtlinge und "soziale Wohltaten" gelistet werden, aber Subventionen und Steuervergünstigungen für Reiche allenfalls am Rande erwähnt werden, dann weiß man ja schon, welche politische Richtung da den Stift geführt hat.

    Und die Ursächlichkeiten der Misere werden natürlich nicht im Erbe von 20 Jahren Unionsregierung und äußeren Umständen gesucht... - denn Alternativlosigkeit gab es ja nur bei Merkel!

    Das meinte ich doch. Niemand verschiebt seine Prioritäten, nur weil das Geld knapper wird. Man beharrt nur noch stärker darauf. Mit Schlussfolgerung im Artikel meinte ich nicht "hier sollte man sparen", sondern die Meinung der Experten dazu, wie Union und Ampel jetzt reagieren werden und was sich politisch entwickelt. Und auch der Hinweis, dass es ein Dämpfer mit Ansage war.

    Analysen im Focus - da weiß man, wer gefragt wird und kennt das Resultat schon vorher... Womit ich nicht die Korrektheit der gemachten Angaben, sondern die Vollständigkeit der Betrachtung bezweifele und folglich diese tendenziöse Schlussfolgerung fragwürdig wird...

    Die Schlussfolgerung in dem Artikel finde ich sachlich gar nicht unbedingt tendenziös. Die Union wird nichts zur Lösung beisteuern, weil es viel angenehmer ist mit anzusehen, wie die Ampel damit noch stärker ins Straucheln gerät. Und Merz kann, einmal an der Regierung, fast nach Belieben dann alles auf das finanzielle Versagen seiner Vorgängerregierung schieben.


    Jetzt geht halt das Hauen und Stechen los, wo man einsparen kann. Ist doch völlig logisch, dass die einen sagen: "Beim Klimaschutz" und die anderen "beim Bürgergeld" oder "bei den Flüchtlingen". Jeder eben seiner Position entsprechend. Das verhärtet sich nur eben noch stärker, wenn das Geld knapper wird.


    Ich bleib bei meiner Meinung, dass wir uns über Bürgergeld, Steuerlast und Co. keine Gedanken machen brauchen, wenn uns mal die Folgen des Klimawandels richtig hart treffen. Dann sind das Peanuts, genau so wie die aktuellen Flüchtlingszahlen. Aber wer die Folgen des Klimawandels als weniger bedrohlich einschätzt, oder die Haltung besitzt, dass wir als Deutschland eh nichts ausrichten können, der wird da ganz anderer Meinung sein. Gehört dann auch eher in den Klimawandelfaden.


    Schlüssig dürfte aber sein, dass die erzwungene Kürzung des Gelds für Klimaschutz die Proteste und den Aktivismus verstärken wird.

    Gestern wegen schlafendem Baby auf dem Arm noch 10 Minuten Hauptprogramm der ARD angehabt - "Verstehen Sie Spaß?". Barbara Schöneberger (sinngemäß): "Wir alle freuen uns doch auf den Sommer, wenn die heißen Temperaturen die Klimakleber von der Straße schmelzen". Kann man mal so droppen

    Das würde bedeuten wir haben alle die Gleiche Wahrnehmung. Haben wir aber nicht! Es gibt bestimmt Menschen die auch heute noch Greenpeace als Honks bezeichnen. Ich habe das allerdings auch vor einem Jahr noch nicht getan und möchte mir das hier auch nicht von Dir unterstellen lassen!

    Ich hab dir nichts unterstellt, alles gut. Ich wollte nur darauf hinaus, dass die öffentliche Wahrnehmung von Greenpeace positiver geworden ist seit LG. Ich spende quartalsweise an GP und durfte mir dafür früher durchaus einiges anhören von Leuten aus meinem Bekanntenkreis. Heute wird das als gemäßigter Protest von ihnen wahrgenommen.

    Ich habe mich gestern mit jemanden von Greenpeace unterhalten, die versuchen auch die Politik unter Druck zusetzen, aber machen das viel zielstrebiger und wirksamer als die LG. Nach dem Gespräch finde ich die Aktionen von LG noch sinnloser als vorher.

    So ändert sich die Wahrnehmung. Vor einem Jahr hätten die Leute noch gesagt, dass Greenpeace diese Honks sind, die irgenwelche Boote beschmieren oder blockieren, die zum Walfang auslaufen wollen. Inzwischen gelten sie als gemäßigt

    Das ist sicher richtig, aber die "Whataboutism"-Keule wird immer nur von bestimmten Leuten in bestimmten Fällen gezogen.

    Ich halte "Whataboutism" für eines der schlimmsten Totschlag-Argumente und Diskussionsabbrecher der Neuzeit, denn für den Menschen sind Vergleiche essenziell notwendig, weil die Einordnung eines Geschehens sonst nicht möglich ist.

    Whataboutism kann aber auch selbst das Totschlagargument sein. Jedes Mal, wenn auch nur 1 Ct für Klimaschutz ausgegeben wird: "ABER WIESO GIBT MAN DAS GELD NICHT LIEBER FÜR UNSER SCHULSYSTEM AUS"

    Kulturschaffender: Wahrscheinlich sollte man aufpassen, nicht in ein Whataboutism abzudriften, aber das fällt mir momentan auch echt schwer. Die Rechtsprechung scheint sich vielerorts derzeit größte Mühe zu geben, das Maximum auszureizen um die Aktionen der LG möglichst stark zu bestrafen. Als abschreckendes Mittel. Sagen wir mal, ich frage mich schon, wieso man das dort macht, bei anderen Problemen aber nicht.

    Bei uns gibt es heute einen Hinweis über eine Demo von FFF vor dem Dienstgebäude. Sie schreiben in der Mail extra dazu, dass die Proteste von ihnen in aller Regel friedlich verlaufen. Wäre ich so konsequent, wie ich mir das wünsche, würde ich mich dazu stellen, aber das käme vermutlich ziemlich blöd, wenn meine Chefs von draußen rausschauen und ich steh da mit nem Schild in der Hand und prangere die Kollegen aus unseren anderen Abteilungen an. Aber ich bin ja eh inzwischen im Homeoffice

    Ist es in euren Augen nicht vielleicht ein kleiner Unterschied, ob ich Verkehrsschilder mit "Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben" abschraube, oder eine Ampel umprogrammiere bzw. ein Stop-Schild entferne?

    Wer Verkehrsschilder abmontiert, macht auch vor Stoppschildern nicht halt.

    Wieso sollte die Letzte Generation Spaß daran haben, wenn an Kreuzungen Autos und Radfahrer munter fröhlich sich gegenseitig über den Haufen fahren?

    Weil die bösen Autofahrer bestraft werden müssen. Sind doch selber schuld, dass sie auf ihr Auto nicht verzichten wollen.

    Unfassbar, was du da unterstellst. Einfach nur völlig aus dem Bauch heraus, oder weil es in dein Weltbild passt.

    Ist es in euren Augen nicht vielleicht ein kleiner Unterschied, ob ich Verkehrsschilder mit "Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben" abschraube, oder eine Ampel umprogrammiere bzw. ein Stop-Schild entferne? Im ersten Fall fahren Autos langsamer als sie dürften. Im anderen Fall greife ich in die Vorfahrtsregelung an Kreuzungen ein. Wieso sollte die Letzte Generation Spaß daran haben, wenn an Kreuzungen Autos und Radfahrer munter fröhlich sich gegenseitig über den Haufen fahren? Manchmal frag ich echt, was für ein absurdes Feindbild hier in der Echokammer aufgebaut wird

    In München braucht man schon mal gar nichts bestreiken. München legt sich regelmäßig selbst lahm. :face_with_rolling_eyes:

    Da sagst du was, heute über 3 Stunden nach Hause gebraucht wegen Oberleitungsschaden (an der Strecke, nicht an mir - glaube ich). Aber das war S-Bahn und die wird nicht mal bestreikt :grinning_squinting_face:

    Ja, nett. Ist mir schon klar, wieso Gewerkschaften streiken, ob mich das freut oder nicht. Nicht klar ist mir, wieso sich Klimaaktivisten genau da dranhängen müssen. Die eigene Klientel vergrätzen find ich halt bescheuert. Aber egal. Wenn man so agiert, braucht man sich halt nicht zu wundern.

    Der Klimastreik ist global und schon ziemlich lange geplant. Wenn, dann hat ver.di den Terminkonflikt ignoriert oder in Kauf genommen, oder einfach nicht berücksichtigt und FFF versucht das jetzt als gemeinsame Aktion zu verkaufen.


    Jo, die Rügener wollen kein LNG, die Menschen auf dem Land keine Biogasanlagen, Windräder will man vom Wohnzimmerfenster aus auch nicht sehen, und Stromleitungen sind sowieso ganz böse.


    Irgendwie will immer niemand irgendwas, was sein Lebensumfeld verändert. Eine Fundgrube für Berufsaktivisten, denn Empörung ist so salonfähig.

    Ja, das ist ein großes Problem. Ich denke konkret an die große Stromtrasse quer durch Bayern, die jede Landesregierung hier mit Händen und Füßen verteidigen wird, selbst wenn die Wählerschaft noch so grün wird, weil das einfach zu viele Betroffene ablehnen. Da ist die Angst noch größer als vor Windrädern.

    Wie jetzt? Ich möchte dass die Leute schön die UBahn benutzen und lege die dann mal für 2 Tage lahm? Damit die, die sie täglich brav benutzen, bitte ihre Autos nehmen und erkennen wie doof das ist? :smiley_emoticons_hypnoaugen:

    Streiks zielen ja gerade darauf ab, die Bedeutung der eigenen Tätigkeit zu unterstreichen, indem man unter Beweis stellt, was alles passiert, wenn man sie nicht mehr ausübt. ver.di streikt, um in der Gehaltsverhandlung mehr Druck ausüben zu können - gängige demokratische Praxis. Und FFF scheint deren Forderung zu unterstützen.


    Glücklich bin ich trotzdem nicht darüber. Man kann zwar auch wunderbar zu Fuß vom Hauptbahnhof zum Odeonsplatz gehen, aber jede(r) Interessierte, die/der wegen schwerer Erreichbarkeit von einer Teilnahme absieht, wäre ein Verlust für das Ziel des ganzen Vorhabens. Wirkt auf mich eher so, dass ver.di eben genau dann streikt, wenn globaler Klimaprotest ist und jetzt müssen sie das irgendwie als Aktion verkaufen, damit die Leute das unterstützen und trotzdem anreisen.

    Da unterscheiden wir uns definitiv. Das Volk (oder ein Anteil davon, der wie groß auch immer tatsächlich sein mag) mag so vielleicht seinen willen ausdrücken, tatsächliche Politik bestimmt aber das Geld. Dürfte auch dir als Idealist zB schon aufgefallen sein, dass die Autoindustrie in Deutschland das Goldene Kalb ist, an das sich keiner wirklich rantraut, oder?


    Oh, und stimmt, nicht nur Geld bestimmt das politische Handeln. Es gibt da noch einen nicht ganz anderen, unerheblichen Faktor. Das ist auch der, der die "ökologischte Regierung aller Zeiten" zu Entscheidungen treibt, die dir und anderen Ideologen missfallen. Die Realität.

    Total traurig, wenn Leute wirklich so denken. Dann ist es völlig egal, ob man wählen geht. Ob man demonstrieren geht. Ob man einem Verein beitritt. Egal, was man tut (und wieviele man ist), es sind immer die anderen, die etwas lenken. Das halte ich nicht nur für falsch, sondern für fatal in einer Demokratie. Das geht jetzt weit über den Umweltaspekt hinaus.

    Kann man irgendwie nicht vergleichen.

    Wäre ich Nazi, würde ich einen Mitnazi, der türkisch oder was auch immer essen geht, vermutlich wirklich nicht ernst nehmen. Als Nicht-Nazi wäre er mir natürlich so oder so suspekt.


    Wenn ich meinen Kindern ständig predige, nicht so viel Süßes zu essen, aber mir morgens, mittags, abends Schokolade, Nutellabrot und Marshmallows reinhauen, kann ich doch nicht erwarten, dass die mich ernst nehmen.

    Vermutlich ein schwieriger Vergleich. Aber auch in dieser Szene gibt es vermutlich die Unterscheidung zwischen "privater Lebensstil" und "politischer Forderung".


    Und zu deinem Beispiel: an diesen Freitagsdemos von FFF wird nicht gegen das Konsumverhalten protestiert, sondern gegen politische Entscheidungen. Dazu hatte ich in den letzten Tagen mal geschrieben, dass ich natürlich nicht aufs Schild schreibe "Fleisch ist Klimakiller" während ich eine Leberkässemmel mampfe. Dass mich da andere nicht ernst nehmen würden, das ist mir klar :D:(:


    Timba: Freut mich sehr, dass du nochmal so ausführlich drauf eingegangen bist. Mir liegen für viele Dinge Argumente auf der Zunge, die ich aber in Ruhe aufschreiben müsste. Und ich fürchte, wir beginnen uns dabei immer mehr in etwas zu verstricken, wo wir jeweils nur noch Kopf schütteln. Aber zumindest (evtl. vorerst) meine Kurzantwort: ob du mich glaubwürdig findest, ist mir persönlich nicht wichtig. Es geht mir um andere Mitleser, die sich aktuell vielleicht denken, dass sie mit der Umweltpolitik aktuell unzufrieden sind, aber sich nicht auf eine Demo trauen, weil sie das Gefühl haben, sie tun ja privat selbst nicht genug, um den Protest zu legimitieren. Die Haltung finde ich fatal und das möchte ich gern klarmachen. Vielleicht liest es ja jemand, der wirklich noch unentschlossen ist.

    Und ansonsten gilt auch das, was ich oben yer.ii.xx geantwortet habe...auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Mein persönliches Konsumverhalten hat nichts damit zu tun, welchen politischen Umschwung ich fordere. Ich setze mich ja nicht gegen die Dinge ein, die ich selbst tue. Sondern gegen die Dinge, die ich anders nicht beeinflussen kann. Ich kann keine Windräder bauen, keine RWE-Lobby anprangern, kein zukünftiges Lützerath verhindern. Ich kann mich also gar nicht vorbildlich verhalten, so wie ich es selbst fordere.

    Das ist eh selbstverständlich. Nur nicht den Anspruch haben, daraus was ableiten zu können, dass andere dann genau so ..., oder mindestens ..., oder wenigstens ...

    Einfach nur tun und den Mund halten.

    Die Dinge, um die es mir geht, die kann man nicht tun. Dafür braucht es ein Signal an die Politik, damit die merken: kacke, mit der Schiene kommen wir so nicht weiter. Die Leute finden das nicht gut. Das ist doch die Basis jeder Demokratie. Wenn jeder nur täte und den Mund hielte, wäre nichts gewonnen. Dann bilden wir weiterhin kleine Grüppchen, die hier und da ein bisschen klimafreundlich leben, während die wirklichen Stellschrauben nicht angefasst werden.

    Da muss ich dir recht geben.

    Auf mich wirkt es halt genau anders rum: dieses ständige "ich mach das so, und das ist gut fürs Klima du musst das auch so machen" reizt mich eher zum gegenteiligen Verhalten.

    Das kann ich wirklich gut verstehen und deshalb halte ich überhaupt nichts vom moralischen Zeigefinger im Konsumverhalten. Das versuche ich hier immer wieder klarzustellen. Ich werde niemals jemandem sagen, er solle mal endlich auf Fleisch verzichten (tu ich ja selbst nicht). Ich werde niemanden dafür kritisieren, wenn er in den Urlaub fliegt. Ich prahle nicht mit meinem eigenen Lebensstil. Mir geht es um politische Entscheidungen und nur um die. Man könnte so viel bewegen, wenn man als Gesellschaft für ein paar wichtige Punkte einsteht, anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen.

    Du bist irgendwie auf einem falschen Dampfer, Martin. Es geht nicht darum, was Demonstranten dürfen oder nicht dürfen. Vielmehr geht es darum, dass jemand, der für eine bestimmte Sache demonstriert, seine Mitbürger für eben diese Sache einnehmen will, überzeugen will, dass diese Sache richtig und nachahmenswert ist. Wenn der Demonstrant dann dabei "erwischt" wird, wie er selbst sich nicht mal so benimmt, wie er es gerne bei der Gesellschaft sehen würde, dann ist seine Glaubwürdigkeit total im Eimer. Sein Vermögen, andere zu überzeugen, ist dann gleich Null. Er wird nicht mehr ernst genommen. Natürlich darf er dann weiterhin für seine Sache demonstrieren, ist ja nicht verboten, aber es ist dann eben nichts weiter als Blabla. Das ist der Punkt. Die Frage ist also nicht, wer demonstrieren darf und wer nicht, sondern es geht darum, wer ernst genommen werden möchte.

    So falsch ist der Dampfer nicht. Dürfen hat ja nichts damit zu tun, ob es ein Gesetz dafür gibt. Sondern es gibt Dinge, die man deiner Meinung nach (sprich: als Außenstehender) tun darf, um Glaubwürdigkeit zu haben. Jemand von außen definiert Regeln, was ein guter Demonstrant bei FFF privat tun darf und was nicht. Das halte ich für eine totale Scheindiskussion, weil diese Regeln sind nur dazu da, jemandem die Glaubwürdigkeit abzusprechen, den man eh nicht mag. Oder gibt es ernsthaft Leute, die sagen: "ich finde es total gut, was die Person zum Thema erneuerbare Energien sagt, aber ich habs mir doch anders überlegt, weil die Person ja selbst Fleisch mal Fleisch gegessen hat und deshalb bin ich jetzt auch umgestimmt und finde, dass erneuerbare Energien nur "blabla" sind, sonst hätte die Person schließlich vegetarisch gegessen". Also die Logik, die hör ich immer wieder und ich kann sie einfach nicht nachvollziehen.


    Wenn jemand sagt, ich lasse mich von einer Person nur inspirieren, wenn sie makellos nach diesem Prinzip lebt... dann muss ich auch Nazis nicht mehr ernst nehmen, die privat Döner beim Türken essen? Weil offensichtlich ist deren Lebensstil ja nicht das, was sie öffentlich auf den Demos verlauten lassen. Dann ist das nur blabla, kein großes Ding, lass sie marschieren.