Ich stimme dem Beitrag von Sascha Lobo im Großen und Ganzen zu (danke nochmal, Purzelbaumraum ), habe aber noch ein paar Anmerkungen dazu.
Zitate sind kursiv.
Ein inhaltlich eher harmloses Leak reicht bereits aus, das Land zu erschüttern und in die verzweifelte Defensive zu bringen.
(Taurus) Das schreibe ich aber eher der Schlagzeilen-"Geilheit" der meisten Medien, dem Abschreiben untereinander und den nachlässig gehandhabten Vertraulichkeitsvorschriften zu.
Die notwendige Souveränität einer hartnäckigen Demokratie erreicht man nur, wenn man die international wirksamen Erzählungen mitprägt, aktiv forciert und dafür die entsprechenden hochsachkundigen Kräfte vorhanden sind.
Mich stört hierbei die Vokabel "Erzählungen", auch oft als "Narrative" bezeichnet. Denn: Fakten sind Fakten sind Fakten.
Erzählungen hingegen können fiktiv oder wenigstens Interpretationssache sein, das heißt, die Beurteilung eines Fakts wird vorgegeben.
Das passt mir nicht.
Seit 2007 fordere ich ärgerlicherweise ohne die geringste Wirkung ein Schulfach Interneterziehung.
Den Ärger teile ich. Aber dazu müssten 16 klebende Sesselpupser jeweils einzeln überzeugt werden ("Bildung ist Ländersache" )
Eine hartnäckige Demokratie überlässt zum Beispiel TikTok nicht kampflos den Demokratiefeinden, weil es sich – egal wie man dazu steht – um das wichtigste Informationswerkzeug für unter 30-Jährige handelt.
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Die neue Wehrhaftigkeit der Demokratie im 21. Jahrhundert beinhaltet die Erkenntnis, dass die Demokratie und alle ihre Akteure sich ins Getümmel der neuen Öffentlichkeiten stürzen müssen, um dort auch inhaltlich die Demokratie in die Offensive zu bringen.
Das verstehe ich auch nicht. Seit dem 2. Weltkrieg bis heute überlässt man (aus Bequemllichkeit?) SÄMTLICHE neuen Kerntechnologien den USA und den Asiaten. Ein deutscher medienlastiger Messenger-Dienst ist doch kein Hexenwerk! Wenn D aber keinen Einfluss auf diese "neue Öffentlichkeit" hat, dann ist es eben, wie es ist.
aber in den Grundzügen sind Fake-Realitäten schon länger erkennbar. Am eindrücklichsten wahrscheinlich während der Pandemie, als sich Impfgegner:innen, Coronaleugner:innen und »Querdenkende« in bis dahin kaum gekannter Geschwindigkeit und Intensität radikalisierten.
Den Boden dabei bereiteten aber Fehler wie zu wenig Erklärung, zu viel "Top-Down"-Restriktionen, zu wenig Dialog und organisatorische Fehler.
Dafür Verunglimpfung der Kritisierenden und "Cancel Culture".
Eine Demokratie aber ist nicht mehr zu verteidigen, wenn zu viele Menschen sich nicht einmal auf die Grundsätze der messbaren Realität einigen können.
Wie sind die definiert?
Die neue Wehrhaftigkeit der Demokratie im 21. Jahrhundert beinhaltet die Erkenntnis, dass alle Demokrat:innen bei allem Streit und allen Haltungsverschiedenheiten offensiv gegen Fake-Realitäten kämpfen müssen.
Wie können diese das (außerhalb von med2) tun?