Hallo,
vor etwa 1 ¼ Jahren war ich ziemlich Krank – mein Dickdarm ist aufgeplatzt und dabei hatten sich mehrere Abszesse gebildet, ich hatte ein Jahr lang ( von Jan. 2020 bis Januar 2021) einen bzw. zwei verschiedene künstliche Darmausgänge und mein Bauch wurde mehrfach von oben bis unten aufgeschnitten, meine Bauchmuskulatur zwei mal komplett durchtrennt.
Hartmann-Operation mit Colostoma-Anlage, Sigmaresektion, CT-Drainage, tiefe Descendorektostomie mit Anlage eines Ileostomas, Ileostoma-Rückverlagerung.
Inzwischen bin ich wieder gesund – eine 44cm lange Bauchnarbe und eine Stoma-Narbe und – wie ich sie nenne - mehrere Einschusslöcher sind mir noch geblieben, aber: Ich kann wieder wie ein Mensch leben.
Dafür bin ich sehr sehr Dankbar.
Ich hebe sogar meine Kinder umher und trage Wasserkästen vom Keller in den 1. Stock.
Meine Ehefrau hat mir während dieser Zeit den Rücken frei gehalten, sich größtenteils um die beiden Kinder gekümmert. Auch dafür bin ich Ihr sehr Dankbar. Ich weiß, dass diese Zeit für meine Frau nicht leicht war. Neben der Angst um mich und darum, wie das Leben weitergeht, neben der ganzen Corona Situation und das alles mit zwei Kindern, hatte Sie kaum Zeit für sich selbst.
Inzwischen hat sich wieder alles etwas beruhigt – aber nicht unsere Beziehung zueinander.
Sie sieht mich als „den kranken Mann“, der nichts (heben) kann, der im Bett liegen muss, der die kleine nicht wickelt (weil ich mit dem Stoma nicht mehr als 5 Kg heben durfte).
Der Mann, der kein Geld verdient, bzw. nur Krankengeld bekommt - der seine Familie nicht ernähren kann / der kein Mann ist.
Alles was ich sage, wird hinterfragt. Alles was ich mache, wird genau unter die Lupe genommen. - von den Diskussionen um Corona mal ganz abgesehen.
Sie kann mich nicht mehr küssen – an meinem Geburtstag hat sie mir einen Kuss verweigert.
Sex hatten wir, bis auf ein mal, seit zwei Jahren nicht mehr. Es hat auch keiner Interesse daran.
Das liegt an Ihrem Nähe/Distanz Problem und lag auch an dem Stoma.
Das eine mal, bei dem wir Sex hatten, hat sie sich danach schlecht gefühlt und gesagt, sowas will sie nicht mehr fühlen.
Ich fühle mich nicht mehr Krank, hab letztes Wochenende von 5 Autos die Winterreifen auf Sommerreifen gewechselt, spiele mit den Kindern etc. etc. p.p.
Wie kann ich aus diesem Teufelskreis - als ewig kranker Mann angesehen zu werden - entfliehen ?