Genderismus im Alltag - oder auch nicht?

  • Das ist dann der Punkt, wo es so lächerlich wird, dass ich mir das komplette Gendern bei dieser Person sparen würde. Wenn man sich schon so viel Mühe gibt und dann anscheinend falsch ist, dass man sich als eindeutig weiblich siehst, dann wird es absurd und da gäbe es für mich keine Diskussionsgrundlage mehr.

    Damit wärs für mich auch für alle Zeiten vorbei, wie kann man so jemanden jemals wieder ernst nehmen.... lol

    -tachykard-

    איפה שיש חיים, יש תקווה

  • Heute bin ich an meine Grenzen gestoßen beim Gendern. Ich habe mich mit Menschen unterhalten, von denen ich weiß, dass ihnen gendersensible Sprache wichtig ist. Deshalb versuche ich es im Austausch mit ihnen immer bestmöglich umzusetzen, auch wenn es im Deutschen eine echte Herausforderung ist und nicht immer stimmig. Ich möchte mit dem Versuch in der Praxis aber signalisieren, dass ich ihr Anliegen ernst nehme und ihre Gefühle respektiere. Also mir ist einfach daran gelegen, niemanden unnötig zu verletzen. Trotzdem habe ich es heute "geschafft", jemandem zu nahe zu treten, in dem ich in einem ich-Satz nicht gegendert habe. Das heißt, wenn ich z.B. nach meinem Beruf gefragt werde, dann sage ich: "Ich bin Medienwissenschaftlerin". Das ist für mich stimmig, da ich eine cis-Frau bin, deren Geschlechtsidentität mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt. Kurz gesagt, ich bin eine Frau, also verwende ich die weibliche Form für mich.

    Nun hätte sich mein Gegenüber gewünscht, dass ich mich als Medienwissenschaftler_in bezeichne. Also mit hörbarer Pause. Und ich verstehe nicht wieso, denn ich fühle mich nicht divers. Ich bin nicht beides und nichts dazwischen, ich bin eindeutig weiblich und deshalb möchte ich zum Beispiel auch Lehrerin genannt werden und nicht Lehrer. Wenn ich andere bzw. die Allgemeinheit anspreche, dann möchte ich, dass sich alle "mitgemeint" fühlen und lege gerne hörbar eine Pause für alle "Schüler_innen" ein. Aber wenn ich nur mich selbst meine? Wozu soll ich da die allgemeine Form nutzen?


    Mal sehen, ob wir das noch geklärt kriegen demnächst. Heute war leider keine Zeit es auszudiskutieren...

    Und da ist dann der Punkt wo es eben gar nicht mehr darum geht dass sich jemand in seinen eigenen Gefühlen verletzt wird weil er ausgeschlossen wird oder in der richtigen Identität nicht anerkannt - sondern es geht sogar soweit dass jemand anderem - dir nämlich - nicht zuerkannt wird selbst zu sagen „ich bin eindeutig weiblich“.


    Das ist dann schon übergriffig und ist nur noch ideologisch.


    Das hat dann ja schon was von „Du darfst dich nicht eindeutig weiblich nennen“ und da tritt dir dann die andere Person zu nahe.

    Das Gestern ist fort, das Morgen nicht da. Lebe also heute!


    Pythagoras von Samos

  • Mal sehen, ob wir das noch geklärt kriegen demnächst. Heute war leider keine Zeit es auszudiskutieren...

    Geklärt kriegen? Ganz ehrlich, da würde ich garantiert nichts ausdiskutiert wollen.

    Bejahe den Tag, wie er dir geschenkt wird, statt dich am Unwiederbringlichen zu stoßen. (A. de Saint-Exupéry)

    Mein Avatar zeigt Kunststofffolie unter dem Mikroskop im polarisierten Licht.

  • Nun hätte sich mein Gegenüber gewünscht, dass ich mich als Medienwissenschaftler_in bezeichne. Also mit hörbarer Pause. Und ich verstehe nicht wieso, denn ich fühle mich nicht divers. Ich bin nicht beides und nichts dazwischen, ich bin eindeutig weiblich und deshalb möchte ich zum Beispiel auch Lehrerin genannt werden und nicht Lehrer. Wenn ich andere bzw. die Allgemeinheit anspreche, dann möchte ich, dass sich alle "mitgemeint" fühlen und lege gerne hörbar eine Pause für alle "Schüler_innen" ein. Aber wenn ich nur mich selbst meine? Wozu soll ich da die allgemeine Form nutzen?

    Gar nicht, da ist jemand über das Ziel hinaus geschossen. Wenn man Einzelpersonen anspricht, dann nutzt man die konkrete Form (sofern diese bekannt ist) also. "Frau SoundSo ist die Lehrerin meiner Tochter" oder natürlich auch in der Ich-Form - egal ob gegendert wird oder nicht. Nur die generische Form wird (wenn überhaupt) gegendert.


    Ich selbst sag bei mir oft "ich bin Informatiker" oder "ich als Informatiker" - nicht, weil ich mich nicht weiblich fühle, oder weil ich gerne Grammatikwichtel verletzte, sondern weil ich den Beruf und nicht das Individuum hervorheben will. Grammatikalisch ist das natürlich falsch.

  • e. Das heißt, wenn ich z.B. nach meinem Beruf gefragt werde, dann sage ich: "Ich bin Medienwissenschaftlerin". Das ist für mich stimmig, da ich eine cis-Frau bin, deren Geschlechtsidentität mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt. Kurz gesagt, ich bin eine Frau, also verwende ich die weibliche Form für mich.

    Nun hätte sich mein Gegenüber gewünscht, dass ich mich als

    sag´ das nächste Mal:

    "ich arbeite als Medienwissenschaftlerin" - dann müsste es passen.

    Ansonsten bin ich bei Dir - Du hast Dich gemeint und das so kommuniziert.

    Die Rezipienten wollten, dass Du auf eine allgemeine Ebene der Jobbeschreibung gehst, also -in.

    Das musst Du aber nicht machen.

    Man kann es nämlich auch übertreiben.....

  • Habe erst kürzlich gelesen, dass die Sprachkompetenz der Kinder und Jugendlichen seit Jahren abnimmt. Das Vokabular, Schwierigkeiten bei der Artikulation von Lauten oder der Satzbildung und damit verbundener Grammatik. Ein Hoch darauf, dass wir das ganze noch künstlich verschärfen :face_with_tears_of_joy: Bin ja schon froh wenn Tudor Merlin Konstantin sagen kann, dass er Frau Meiers Buch sucht und nicht etwa "Der Frau Meier sein Buch." :woozy_face:

  • Nun hätte sich mein Gegenüber gewünscht, dass ich mich als Medienwissenschaftler_in bezeichne. Also mit hörbarer Pause. Und ich verstehe nicht wieso, denn ich fühle mich nicht divers. Ich bin nicht beides und nichts dazwischen, ich bin eindeutig weiblich und deshalb möchte ich zum Beispiel auch Lehrerin genannt werden und nicht Lehrer.

    nun, sowas ist natürlich daneben, es ist allein deine sache, wie du dich identifizierst und wie du das nach außen trägst bzw. dich bezeichnest und da gäbe es für mich auch keine diskussionsbereitschaft - den Standpunkt verdeutlichen und erläutern, klar, aber keinen Spielraum für eine Veränderung.

  • Ich gendere bestenfalls, wenn ich eine unbekannte Menschengruppe meine.

    ---

    Zu meinen engsten Freunden gehört ein schwules Pärchen. Niemals würde ich auf die Idee kommen, sie als meine "Freund*innen" zu bezeichnen.

    Ja, weil da eben die männliche Identität klar ist.


    Jetzt zu einer Sprache überzugehen bei der man sich selbst und Menschen mit eindeutiger Identität (eigene Freunde und Kollegen etc bei denen man das weiß) nicht mehr geschlechtsspezifisch benennen zu „dürfen“ ist ziemlich über das Ziel hinaus.


    Die Schule meines Sohnes hat im Übrigen immer noch den „Untertitel“ - „Städtisches Gymnasium für Jungen und Mädchen“.


    Das könnte man ändern und das einfach ganz streichen. Einfach weil man heute seltener nach Geschlechtern getrennte Schulen hat.

    Das Gestern ist fort, das Morgen nicht da. Lebe also heute!


    Pythagoras von Samos

  • Habe erst kürzlich gelesen, dass die Sprachkompetenz der Kinder und Jugendlichen seit Jahren abnimmt. Das Vokabular, Schwierigkeiten bei der Artikulation von Lauten oder der Satzbildung und damit verbundener Grammatik. Ein Hoch darauf, dass wir das ganze noch künstlich verschärfen :face_with_tears_of_joy:

    Ich bin dafür, dass Handys mit mehr Sprachkompetenz ausgestattet werden müssen. :winking_face_with_tongue:

  • Wenn du wüßtest, wie man in Parsberg spricht, oder Neumarkt Oberpfalz, oder Velburg, dann würdest du auf der Stelle Durchfall kriegen :rolling_on_the_floor_laughing:

    Und wenn du jetzt wüsstest, dass ich dieses Beispiel nicht zufällig gewählt habe, sondern gerade weil ich sehr wohl weiß, wie man gerade dort spricht... :rolling_on_the_floor_laughing: Ich bin ja meinen Eltern so dankbar, dass ich zwar 18 Jahre meines Lebens damit konfrontiert wurde und es trotzdem nicht so abgefärbt hat :smiling_face_with_smiling_eyes:
    Wobei Lauterhofen und Umgebung dem im nichts nachstehen. In Cham, Furth im Wald oder Tirschenreuth könnte ich mir ebenfalls die Haare raufen :dizzy_face: Die sind da vom Gendern ungefähr so weit entfernt wie vom Hochdeutsch :face_with_tears_of_joy:

    P.S.: Ich bekomme da keinen Durchfall, bin ja damit aufgewachsen und daher immun. Aber wenn ich mal wieder bei meiner Familie bin, bekomme ich so leichte Zuckungen, wenn die Grammatik so verhunzt wird :dizzy_face:

  • *LOL* *ROFLPIMP* - ich wusste nicht, dass du von dort stammst, und dass du deine Wort bewusst so gewählt hattest.


    Ja, ich konnte das mal gut, den Leuten nach ein paar Worten auf den Kopf zusagen, wo sie her kamen.


    Einer wollte mit mir wetten, dass ich das nie raus höre, dem gab ich als Antwort "mit Leuten aus Soest" wette ich nie, das wäre Betrug". Boah, war der Typ fertig :face_with_tears_of_joy:

    tachy-/bradykard

  • Ja, ich konnte das mal gut, den Leuten nach ein paar Worten auf den Kopf zusagen, wo sie her kamen.

    Dazu kenne ich die Dialekte in Deutschland zu wenig. Gerade im ländlichen Bereich schwankts von Dorf zu Dorf.

    Eichstätter Oberbayrisch ist nicht mit dem Ingolstädter oder gar Münchner Oberbayrisch zu vergleichen...


    Aber wieder zurück zum Thema: Wie gesagt, die Sprachprobleme nehmen zu und in gewissen Regionen kann man froh sein, wenn die aufgrund des Dialekts wenigstens die deutsche Grammatik beherrschen. Da noch zu erwarten, dass sie Gendern? Naja, ich wäre froh wenn ich die überhaupt verstehe :D:(:

  • Trotzdem habe ich es heute "geschafft", jemandem zu nahe zu treten, in dem ich in einem ich-Satz nicht gegendert habe.


    Das ist dann der Punkt, wo es so lächerlich wird,


    Ich finde, das ist eher der Punkt, der die Problematik in aller Deutlichkeit aufzeigt. Nämlich dass nicht Betroffene die Deutungshoheit beanspruchen, wie andere einander anzureden haben. Natürlich wäre das auch lächerlich, wenn man es ignorieren und abtun könnte. Aber bei den Kreisen, die das mittlerweile zieht, ist es längst nicht mehr lächerlich.

    Stell dir vor, du bist so gegen Krieg, dass du dich vor allem dafür einsetzt, dass derjenige gewinnt, der ihn begonnen hat.

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