Ohne Alkohol leben

  • Hallo da draußen!


    Vor 2 Wochen habe ich den Entschluss gefasst, den Versuch zu wagen, ohne Alkohol auszukommen.

    Mich überkam plötzlich eine Erkenntnis, die Daniel Schreiber auf den letzten Seiten seines Buches "Nüchtern" zusammenfasst:


    "...dass von nun an mehr als je zuvor jeder Tag dem anderen gleichen würde, sich innerlich für mich genauso anfühlen würde wie alle anderen Tage davor auch - ich ahnte, dass ich das, was ich in meinem Leben suchte, auch wenn ich nicht wusste was es war, nicht finden würde, wenn ich weiterhin trank und ich wusste plötzlich, dass es tatsächlich eine Alternative zu diesem Leben geben kann, eine Alternative die ich noch nicht ausprobiert hatte."


    Bisher hatte ich es mit kontrolliertem Trinken versucht. Und nie konsequent durchziehen können.


    Anderswo habe ich geschrieben, dass ich schlecht runterfahren kann, mir alles fürchterlich zu Herzen nehme. Ich bin instabil geworden, fragil. Kann nicht mehr für mich einstehen, weil mich jeder laue Gegenwind schon umpustet.

    Ich bin es leid. Ich möchte wieder zu mir finden, mich wohl in meiner Haut fühlen.


    Der Anfang ist nicht leicht, aber ich möcht weiter dranbleiben.

    Soviel erstmal.


    Lg

  • Icho_Tolot

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Dann viel Erfolg bei deinem Vorhaben. Würdest du dich denn als Alkoholiker einstufen oder bist du jemand, der zwar regelmässig trank, aber noch keine Abhängigkeit entwickelt hat?


    Ich trinke seit etwa 10 Jahren gar nichts mehr. Nicht weil ich mit oder ohne Alkohol Probleme hatte, ich bekam nach einem halben Glas Wein furchtbare Kopfschmerzen, so als ob mein Körper das nicht wollte. Und nur um mal ein Glas zu trinken, vorher schon ne Kopfschmerztablette einzuwerfen, machte für mich null Sinn. Ich lebe sehr gut ohne den Konsum, bekomme aber nun halt auch auf jeder Feier extrem mit, was Alkohol anrichtet, wenn es etwas zu viel ist.


    Auch sich seinen eigenen Gefühlen (endlich) zu stellen, empfinde ich als positiv. Vernebelte Hirne denken nicht gut.

  • Ich habe mich nun schon viel mit dem Thema befasst. Es vergeht kein Tag ohne mindestens einen Podcast im Ohr oder ein Buch in den Händen. Es hilft mir unheimlich bei der Gehirnwäsche. Und das meine ich nicht im schlechten Sinn, im Gegenteil.

    "Ohne ist das Leben nicht aushaltbar", "Ich bin so arm dran, da wird es doch wohl erlaubt sein...blabla" - all das sitzt/saß da in meinem Gehirn und das darf weg.

    Die Erfahrungsberichte anderer Menschen zeigen mir: ich habe mich geirrt. Es geht auch anders und es wird gut sein. Nicht nur gut, sogar sehr viel besser.

    Daran halte ich mich fest.

    Noch geht es mir nicht sehr gut. Bin bereits bei einem Therapeuten und der Hausarzt weiß auch Bescheid.

    Habe nun auch mit Achtsamkeitsmeditation angefangen.

    Würde mich freuen, mich mit anderen auszutauschen.

  • Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg.


    Ich hatte nie ein Problem mit Alkohol, mein Vater war Alkoholiker und ist aufgrund dessen nicht alt geworden.


    Als er mit 49 Jahren gestorben ist, verbittert und zornig, hat es mir die Augen geöffnet.

    Ich hatte wie gesagt kein Problem mit Alkohol aber andere mentale Probleme und die absolute Meinung, dass ich arm sei, das Leben böse und ungerecht ect.


    Als mein Vater gestorben ist, wurde mir plötzlich klar, dass das auch seine Gedanken waren. Wenn man ihn gefragt hätte warum er trinkt, wären immer die anderen schuld gewesen oder das Leben ect. Was bliebe ihm den anderes übrig, wo doch niemand Verständnis hätte für ihn usw.


    Sein Tod zeigte mir wo es hinführt so zu denken. Man endet verbittert und unglücklich - es bringt einem gar nichts außer ein trauriges Leben.


    Ist auch logisch, so lange ich davon überzeugt bin ohnehin ein hilfloses Opfer zu sein, kann ich nichts dagegen tun.


    Erst wenn einem klar wird, dass zwar vieles passiert sein mag, das furchtbar ungerecht und verletzend war, man selbst nun aber erwachsen ist und selbst entscheiden kann, was man tun möchte - dann kann man ein ganz neues Leben führen.


    Ich habe es erkannt, mein Vater leider nicht. Ich halte dir die Daumen. Das Leben hat soviel mehr zu bieten!

  • Erst wenn einem klar wird, dass zwar vieles passiert sein mag, das furchtbar ungerecht und verletzend war, man selbst nun aber erwachsen ist und selbst entscheiden kann, was man tun möchte - dann kann man ein ganz neues Leben führen.

    Danke für das Teilen deiner Geschichte.

    Ich finde das so toll, was du schreibst, denn es trifft genau den Punkt.

    Über eine unglückliche Kindheit kann ich mich nicht beklagen, aber ich hatte viel zu beklagen, was um mich herum passierte, wie mit mir umgegangen wurde und auch jetzt noch wird. So möchte ich sagen können: ich bin bei mir, ich bin erwachsen und kann meine Grenzen selbstbewusst bestimmen.

    Ich möchte entscheiden, was mir nahegeht, über welches Stöckchen ich springen möchte und welches ich mir lachend über die Schulter werfe.

    Solange mich das Depressivum Alkohol hinunterdrückt, heb ich nämlich jedes Stöckchen auf.

  • Solange mich das Depressivum Alkohol hinunterdrückt, heb ich nämlich jedes Stöckchen auf.

    Ich glaube nicht, dass das so ganz hinhaut. Es ist eher so, dass man zu Betäubungsmitteln greift, weil diese Gedanken so mächtig sind, und solange man sich immer nur betäubt, ändert man nichts. Es wird nicht leicht ohne Alkohol, sondern es wird überhaupt erst möglich, aber da fängt dann eben die Arbeit an. Harte, aber lohnende Arbeit. Ich freue mich sehr, dass Du Begleitung hast, und wünsche Dir Stück für Stück immer mehr Freiheit und Leichtigkeit!

  • Bisher hatte ich es mit kontrolliertem Trinken versucht. Und nie konsequent durchziehen können.

    Es muss wohl ein Druck dahinter stehen, wenn es funktionieren soll. Ein Bekannter von mir war Kind eines Gastwirts. Gäste verführten ihn zum Alkohol. Als junger Mann wurde er zum Quartalssäufer. Trotzdem konnte er die Gastwirtschaft von seinem Vater übernehmen. Irgendwann war seine Leber kaputt. Das Krankenhaus attestierte ihm, ein hoffnungsloser Fall zu sein. Einer seiner Stammgäste war Arzt. Sein entscheidender Satz: "Entweder helfe ich dir, wenn du dich totsäufst, oder ich besorge dir eine neue Leber." Das saß! Von einen Tag auf den anderen war mein Bekannter trocken. Das ist jetzt sechs Jahre her. Seit dem lebt er mit einer Spenderleber. Sechs geschenkte Lebensjahre.

  • Ich glaube Alkoholiker ist nicht gleich Alkoholiker. (Das ist meine eigene Theorie- ich behaupte nicht Fachmann zu sein! )



    Es gibt die, denen es emotional nicht gut geht und der Alkohol ist ein Ventil des Verdrängens oder zumindest Erträglich-machens. Für diese Gruppe stelle ich mir das wegkommen wirklich schwer vor. Da braucht man wirklich einen eisernen Willen. Diese Leute trinken oft auch alleine


    Dann gibt es aber auch die Gesellschaftstrinker die nach und nach in eine Sucht (körperlich) abrutschen. Leute die eben viel Kontakt mit Alkohol und trinkenden Personen haben und quasi nicht fad sein wollen und mittrinken.


    Ich glaube, Ihnen fällt das trocken bleiben leichter weil sie den Alkohol nicht als Belohnung/Seelentröster ect. brauchen.

  • Ich bin 44, m, habe noch nie Alkohol getrunken. Nie angefangen.

    Gründe: 2 von 4 Großeltern (Eltern des Vaters, Russlanddeutsche) schwer alkoholkrank.

    Vater mit temporär schwierigen Alkoholproblemen. Das hatte bei der Trennung der Eltern großen Einfluss.

    Mein Entschluss: kein Alkohol für mich. Einfach dem vorbeugen, was in meiner Genetik väterlicherseits mit stecken könnte.


    Habe einen Stiefvater bekommen, der über die Zeit auch alkoholkrank (Korsakow-Syndrom) wurde (große Mengen Wodka als immer wieder kehrende, nicht endende Geschenke polnischer Gastarbeiter, in unserem Keller waren >50 Flaschen Wodka (ungeöffnet) teils im Schrank, teils wirklich versteckt, wo ich ab und an mal als Kind was im Ausguss entsorgte, um dem Problem irgendwie Herr zu werden, aber dann Strafen dafür bezog). Anfangs hat er die einfach gesammelt, aber er konnte sie nicht einfach entsorgen, waren ja Geschenke. Vermutlich hat er das ganze Zeug also auch irgendwie verdeckt getrunken.

    Dann ganz später Alkohol-Entzug des Stiefvaters mit ca. 70. Immer noch abhängig, dement, Pflegestufe.


    Ich verdamme diese Volksdroge. Abgrundtief. Selbst bei "kleinen" Mengen und "kontrolliertem Trinken" - was dann natürlich ein neues Problem (für mich!) ist. Aber ich verdamme auch Volksdrogen wie Rauchen, Haschisch/Cannabis, das ganze Zeug. Die harten Drogen sowieso. Ich verdamme die "Feuchtfröhlichkeit" von Oktoberfest, Karneval, Familienfesten, und das halt wieder in pauschalisierter, generalisierter Form.


    Ach so, eine depressive Verstimmung hatte ich trotzdem in meinem Leben (Beziehungsproblematik). In der psychiatrischen Klinik die Aussage von ärztlicher Seite: "Dass Sie keinen Alkohol trinken, ist ein enormer Vorteil für Sie (also mich) bei der Bewältigung." Die Problemfälle als Patienten sah man gleich gegenüber: in der Suchtklinik und teils auch in der psych. Klinik.


    Ach so, mein Leben ist sicherlich nicht so "gesellig" wie das von anderen. Es ist schwer, auf einer Party, an einem Glas Wasser, Pfefferminztee oder Milch zu nippen. :winking_face: Es ist schwerer, sich selbst bewusst etwas "ungehemmter" für einige Stunden zu machen.

    Und es ist schwer, ne Freundin und Frau zu finden, die selbst grundüberzeugt alkohol-abstinent lebt. Aber ich bin sehr froh über meinen Entschluss mit 12, 14, 16? Sowas rum. Und das Leben bis heute.

  • Belafonte, welche Art Druck und wie intensiv ist individuell verschieden. Ich freue mich für deinen Bekannten, dass er es geschafft hat!

    Ich möchte aufhören, bevor ich eine Leber brauche, arbeitslos werde oder das Jugendamt vor der Tür steht.


    Nadenia, ich glaube, es kann beides Hand in Hand gehen. Leute mit Traumata, Leute die nur kleinere Probleme haben und wegen Stress zur Flasche greifen. Nathalie Stüben meint, sie habe lange Zeit damit verbracht, nach ihrem Trauma zu suchen, um letztlich festzustellen: da war keines. Nur eines: der Alkohol. Sie war vom Alkohol traumatisiert. Und wenn man mal überlegt, wenn ich überlege, was ich alkoholverstellt alles schon gesagt, getan habe, Filmrisse hatte und nicht mehr wusste, was passiert war,...das war so heftig, dass ich schon beim drüber Nachdenken abends wieder getrunken habe, um diese Scham zu betäuben.

  • ich habe früher gerne mal eine whiskey cola getrunken.


    aber seitdem ich psychopharmaka nehme, ist das leider nur noch ein wunschtraum.


    denn alkohol verstärkt die psychischen probleme und ich hänge wieder in den seilen


    ich gehe bei uns im sportverein als der nicht-alkohol trinker durch.


    aber das ist es mir wert

    Möge die Macht mit dir sein :four_leaf_clover:

  • Toller Entschluß!

    Zitat: *....Bisher hatte ich es mit kontrolliertem Trinken versucht. Und nie konsequent durchziehen können.....*


    Somit weißt du, daß es nur EINE Konsequenz für den Entschluß gibt:

    Aufhören und auf Lebenszeit KEINEN Alkohol zu trinken

  • Der Tag war bisher ziemlich anstrengend. Ich komme kaum zur Ruhe. Bisher hat sich der Tag:"Ist das schön, fit und ausgeruht zu sein! " noch nicht blicken lassen. Immer noch wirft mich alles aus der Bahn. Ich bin gereizt, erschöpft, unruhig.

    Ich frage mich, wann das endlich besser wird.

  • Viel Erfolg bei deinem Vorhaben! Mein Vater hat nach über 30 Jahren täglichen trinken vor knapp zwei Jahren damit aufgehört. Hut ab vor jedem, der das konsequent durchzieht!

    Ich selbst trinke nur extrem selten mal etwas, aber ich habe bei meinem Vater gesehen, wie schwer es ist damit aufzuhören, wenn man den Alkohol gewohnt ist. Mein Vater hatte schon mal einen gescheiterten Versuch. Da hatte er es 6 Monate ohne Alk durchgehalten. Jetzt sind es immerhin schon 2 Jahre. Er hat eine „Ersatzdroge“ für sich gefunden. Da er meist nur am Abend getrunken hat - um runter zu kommen, wie er immer sagte - gibt es statt Alkohol jetzt eine Orange und etwas Zartbitterschokolade.


    Der Tag war bisher ziemlich anstrengend. Ich komme kaum zur Ruhe. Bisher hat sich der Tag:"Ist das schön, fit und ausgeruht zu sein! " noch nicht blicken lassen. Immer noch wirft mich alles aus der Bahn. Ich bin gereizt, erschöpft, unruhig.

    Ich frage mich, wann das endlich besser wird.

    Vielleicht brauchst du einen Ausgleich zum Alltag. Vielleicht Sport? Beim Sport werden viele gute Botenstoffe (Serotonin, Dopamin, Adrenalin etc.) ausgeschüttet.

  • Danke für die Tipps!

    Ich lese gerade mein 4.Buch innerhalb von 2 Wochen. Zum Klavierspielen bin ich z.Z. zu fahrig. War in der Zeit 2x in der Sauna, gönne mir alle 2 Tage eine Wanne. Ich geh jeden Tag spazieren, manchmal auch zweimal am Tag, bei starker Unruhe mache ich Liegestütze.

    Habe mit Meditieren angefangen. Ich male/zeichne auch gern, hab dafür aber im Moment keinen Nerv - vielleicht kommt das wieder.

    Trinke literweise Tee und bekoche mich gesund. Ab und zu gönne ich mir Kuchen.

    Das Fitnessstudio in meiner Nähe hat gesalzene Preise. Ich hoffe, es gibt dort bald mal wieder Angebote.

    Hab mir jetzt eine Wärmflasche gemacht und verzieh mich wieder aufs Sofa mit Buch.

  • "Das ist so ein bisschen wie die Pfade beim Wandern. Je häufiger ein Wanderweg genutzt wird, desto ebener, breiter [...]wird er. [...]Daher ist es umso einfacher, nüchtern zu bleiben, je länger man es ist.

    Das ist der Grund dafür, dass der erste Monat der härteste ist. Sie bahnen einen neuen Pfad durch einen dichten Wald."

    (C.Gray: "Vom unerwarteten Vergnügen nüchtern zu sein"

    Danke, Catherine Gray! Der erste Monat ist der härteste, aber es wird leichter, verspricht sie.

    Ich kam mir schon völlig blöd vor, weil so viele Leute in Interviews berichten, ihnen sei es sofort nach dem festen Entschluss, aufzuhören, ganz leicht gefallen, viel leichter als gedacht.

    Mir ging es andersherum. Ich hätte nie gedacht, wie heftig psychische Abhängigkeit an den Nerven zehrt.

  • Ich kam mir schon völlig blöd vor, weil so viele Leute in Interviews berichten, ihnen sei es sofort nach dem festen Entschluss, aufzuhören, ganz leicht gefallen, viel leichter als gedacht.

    Vielleicht ist es bei denen lange her. Meine Oma hat auch gesagt, bei einer Geburt wär nix dabei, Kind raus, plopp, weitermachen. :smiley_emoticons_biggrin:

  • Der Tag war bisher ziemlich anstrengend. Ich komme kaum zur Ruhe. Bisher hat sich der Tag:"Ist das schön, fit und ausgeruht zu sein! " noch nicht blicken lassen. Immer noch wirft mich alles aus der Bahn. Ich bin gereizt, erschöpft, unruhig.

    Ich frage mich, wann das endlich besser wird.

    Nun ja, wenn Du bisher getrunken hast, damit Du Dein Leben/Deinen Alltag besser erträgst, weil es anstrengend, schwierig und belastend war, ist Dein Leben/Dein Alltag natürlich immer noch belastend, anstrengend, schwierig, auch wenn Du nicht mehr trinkst. Gereizt, erschöpft, unruhig, so fühle ich mich ohne Alkoholproblem auch oft. Nur weil man nicht trinkt, ist das Leben nicht automatisch schön und leicht. Und immer fit und ausgeruht ist man ohne Alkoholproblem auch nicht immer… Daher würde ich an Deiner Stelle nicht zuviel Erwartungen aufbauen, wie toll sich alles plötzlich anfühlen muss, weil das so nicht funktionieren wird.

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