Wie mit den Problemen umgehen?

  • Hallo zusammen,

    ich habe seit September letzten Jahres wieder verstärkt mit alten Problemen zu kämpfen von denen ich dachte, dass ich sie längst hinter mir gelassen habe. Es handelte sich um teils massiv retraumatisierende Ereignisse in einem engen zeitlichen Abschnitt. Mit etwas mehr Abstand hätte ich es wohl geschafft, aber so hat es im Dezember zu einer akuten Krisensituation geführt. Natürlich pünktlich zu den Feiertagen.

    Alte Diagnosen waren major Depression und posttraumatische Belastungsstörung. Bei den jetzt akut hinzugekommenen Symptomen gehe ich von einer bislang eher unerkannten Angststörung aus, die sich zu regelrechten Panikattacken entwickelt hat. Von Selbstdiagnosen halte ich nichts, aber ich kann jetzt seit Wochen kaum noch vor die Türe, ich hab vor allem Angst und wenn ich mich in normale Situationen begebe (Einkaufen, zur Bank gehen, einfache Arbeiten im Haushalt) bekomme ich direkt so ein Druckgefühl in der Brust, der Hals schnürrt sich zu, ich fang an zu weinen und zu zittern.


    Ursächlich sind bestehende Probleme, mit denen ich aufgrund der Symptome nicht umgehen kann.

    Im Krankenhaus wurde ich auf eine Warteliste gesetzt. Termin ambulante Psychotherapie ist keiner vor 2024 zu bekommen. Hab im Umkreis von 60 km alle abtelefoniert. Was mach ich jetzt?

  • CoteSauvage

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Zunächst mal: tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Ich wünsche dir sehr, dass du Hilfe bekommst.

    Hast du schon beim Hausarzt einen Termin gemacht?

    Wie sieht es mit Medikamenten aus, hast du da etwas, was dir hilft?

  • Als ich gemerkt habe das nichts mehr geht und ich hier vom Krankenhaus auf die Warteliste gesetzt wurde, bin ich direkt zum Hausarzt.

    Er hat mir nur die Medikamente vorgeschlagen die mir vor Jahren schonmal verschrieben wurden. Antidepressiva hatte zu starke Nebenwirkungen (andere bekomm ich nur vom Psychiater) und die Bedarfsmedis sind bei mir kontraindiziert da demaskierend bezüglich Suizidalität. Hab ich ihm aber nicht gesagt, weil Ärzte bei dem Wort verständlicherweise sofort reagieren, ich aber derzeit nur unterschwellig in diese Richtung tendiere.

  • Nett gemeint, aber hab alle in dem Link genannten Optionen durch. Hotline mehrfach angerufen und niemanden erreicht. Psychiater Wartezeit 4 Monate, Verordnung Hausarzt Psychotherapie Termin nächstes Jahr, Klinik auf der Warteliste, wenn es schlimmer wird (akute Selbstmordgedanken) soll ich sofort kommen.

  • Von Selbstdiagnosen halte ich nichts, aber ich kann jetzt seit Wochen kaum noch vor die Türe, ich hab vor allem Angst und wenn ich mich in normale Situationen begebe (Einkaufen, zur Bank gehen, einfache Arbeiten im Haushalt) bekomme ich direkt so ein Druckgefühl in der Brust, der Hals schnürrt sich zu, ich fang an zu weinen und zu zittern.

    Das klingt nach einem Fall für eine professionelle Einschätzung. Doof, dass die Wartezeiten so lange sind. Aber ich befürchte, mehr als gut zureden können wir dir dabei nicht.


    Eine Idee, die mir als ganz praktische Hilfestellung gerade zu dem Punkt oben einfällt: gibt es in deinem Umfeld vielleicht eine Vertrauensperson, die dir Sicherheit geben würde? Paar Dinge kann man ja etwas schleifen lassen, andere sind aber notwendig. So wie z. B. Einkaufen. Vielleicht gibt es dir ja ein geschütztes Umfeld, wenn du jemanden beim Einkaufen mal an der Seite hast. Dieser Jemand wird natürlich nicht immer da sein können, aber bei ganz wichtigen Vorhaben oder wenn es dir besonders schlecht geht, wäre das vielleicht im Einzelfall möglich. Möglich wäre auch, dass dich eine solche Person mehrmals begleitet, aber ihr dann gemeinsam übt, dass sich die Person dann auch zwischendurch in einer etwas größeren Entfernung aufhält. Vielleicht wäre das ein Weg, zumindest außer Haus ein bisschen Normalität zu trainieren.


    Nur so ein Laien-Gedanke. Ich hoffe, dass es dir rasch besser geht. :smiley_emoticons_hug:

  • Danke, das ist lieb von dir. Es ist mehr diese altbekannte Angst, das mich irgendjemand anschaut, das ich etwas im Geschäft nicht finde (dann wird es ganz schlimm). Ja, dieses Generelle beobachtet mich jemand und denkt schlecht über mich. Darum fällt es mir schon immer schwer unter Menschen zu gehen.


    Dazu noch zu Hause, typisches Beispiel: Waschmaschine ist fertig, Sonne scheint und will die Wäsche rausstellen. Ganz einfache kleine Sache. Wäscheständer raus, Wäsche drauf, fertig. Dafür brauch ich mindestens eine 3/4 Stunde. Wenn ich mich zwinge zieht sich alles zu und ich trippel regelrecht auf der Stelle. Irgendwie erwarte ich immer das etwas nicht so läuft wie gedacht oder ich irgendwas entdecke was mir wieder Stress macht.


    Mitnehmen kann ich höchstens meinen Mann, aber er ist unter der Woche nicht da. Ihn aber mitnehmen ist ehrlich gesagt noch mehr Stress.

    Ich hab den Eindruck, dass er es mit seiner fürsorglichen Art eher schlimmer gemacht hat. Wenn mir jemand etwas abnimmt sag ich nicht nein und mein Mann bietet mir generell sehr viel Unterstützung an. Die Symptome haben sich dadurch glaub ich verschlechtert.

  • Deswegen ja den Vorschlag, mit einer vertrauten Person auch mal die Distanz und Eigenverantwortung erproben. Wenn es zu schlimm wird, ist ja doch wieder schnell jemand da. Vielleicht reicht dir auch das Wissen, dass jemand in 3 Meter Entfernung dich begleitet, dass du dich sicherer fühlst.


    Ja, wegen einem Angstleiden den Auslöser immer weit fernhalten und dafür Vieles abnehmen ist nicht gut, wenn man diese Angst bewältigen möchte. Sehr lieb, aber eben nicht zielgerichtet.

  • Nett gemeint, aber hab alle in dem Link genannten Optionen durch. Hotline mehrfach angerufen und niemanden erreicht. Psychiater Wartezeit 4 Monate, Verordnung Hausarzt Psychotherapie Termin nächstes Jahr, Klinik auf der Warteliste, wenn es schlimmer wird (akute Selbstmordgedanken) soll ich sofort kommen.

    In Großstädten gibt es zeitnah Termine bei Psychotherapeuten die noch in der Ausbildung sind, also angehende Therapeuten?

    Die haben vielleicht noch nicht die Erfahrung sind aber motiviert. Ansonsten müssen Psychiater auch immer akut Termine bereitstellen.

    Mehr fällt mir auch gerade nicht ein. Alles Gute jedenfalls.

  • etwas ist schief gelaufen, du kannst deinen alltag kaum bewältigen.


    leider wird man dir hier mit gut zureden auch nicht wirklich weiter helfen.


    aber telefonseelsorge ist immer eine gute anlaufstelle in krisensituationen.


    beim hausarzt bekommst du auch schnell einen termin


    psychiater haben auch akutsprechstunden.


    du bist nicht alleine mit deinen sorgen

    Möge die Macht mit dir sein :four_leaf_clover:

  • Der Faden zeigt mir gerade, dass meine Probleme größer sind als ich dachte. Notfallsprechstunden gibt es, aber was ist ein Notfall? Ich wurde von allen gefragt, ob es ein Notfall ist (Suizidgedanken). Hab ich nicht.

    Ich glaub, selbst wenn ich morgen einen Platz in der Klinik hätte... Ich wüsste nicht was ich sagen soll. Auch wieder so ein typisches Problem.


    Den Vorschlag mit dem Begleiten werde ich ausprobieren. Hoffentlich entlastet es etwas.

  • Ich war heute nochmal bei meiner Hausärztin. Sie telefoniert morgen die umliegenden Tageskliniken ab und versucht es zu beschleunigen.

  • Schön, dass sich deine Hausärztin reinhängt. Es gibt in Städten bei Caritas und Diakonie oft Psychologen, die erstmal Krisenintervention machen. Evtl. auch andere Krisendienste. Der sozialpsychiatrischer Dienst wäre vielleicht noch eine Anlaufstelle, wobei ich nicht genau weiß, wie da die Zuständigkeiten sind. Und lass dich trotzdem schon mal auf die Wartelisten setzen.

  • Das ist zu wenig. Mit meiner Ärztin habe ich wirklich Glück. Ich weiß, dass ich eigentlich sofort ins Krankenhaus müsste. Das konnte ich ihr offen sagen aber auch, dass Stationär für mich keine Option mehr ist. Ich habe ihr einen Grund genannt und sie hat mich sofort verstanden. Sie hat mir die Option gegeben über einen Notfallcode? über die Termineservicestelle zu helfen. Hab ihr aber direkt gesagt das 1 bis 2 Sitzungen zu wenig sind und es bei der Wartezeit zu spät ist. Sie ruft mich morgen an und sagt mir bescheid.

  • Ich hatte heute das Gespräch in der Tagesklinik. Als ich mich auf die Warteliste hab setzen lassen hieß es, dass die Wartezeit 6 Wochen beträgt. Demnach dürften es ab heute max. noch 2 Wochen sein. Heute zum Abschluss des Gesprächs hieß es, dass man mir nicht sagen könnte ob ich noch Wochen oder Monate warten muss. Also im Grunde weiß ich rein gar nichts, nichtmal ansatzweise.

    Das belastet mich gerade wirklich extrem. Die bisherigen knapp 4 Wochen haben mich schon sehr viel Kraft kostet und jetzt noch das weitere Warten plus die fehlende ungefähre Schätzung triggern mich wirklich extrem. Ich weiß nicht ob meine Diagnosen zu dieser verlängerten Wartezeit geführt haben. Zum Ende meines ersten Anrufs wurde schon kurz angemerkt, dass ich eine andere Therapie benötige und vielleicht hat sich das durch das Gespräch noch verstärkt. Ich weiß es nicht. Egal wo ich anrufe, überall heißt es das ich Stationär behandelt werden muss.

    Das trifft mich extrem hart, weil ich es einfach nicht verstehe. Ich lebe seit 39 Jahren damit, war seit über 16 Jahren nicht mehr beim Arzt damit. Es kostet mich verdammt viel Kraft stabil zu bleiben und mein Leben zu meistern und jetzt meinen so viele Leute das ich überhaupt nicht stabil sondern suizidal bin. Die kennen mich noch gar nicht! Im Grunde sagen die mir damit, dass meine Kraftaufwendung nicht sichtbar ist bzw. gar nichts gebracht hat. Wenn dem so wäre, hätte ich die ganzen Jahre nicht überlebt. Stationär war ich oft und lange genug, gebracht hat es mir rein gar nichts. Die Therapeutin hat mir eine Therapie empfohlen. Zu Hause habe ich direkt nachgeschaut wo ich solche Angebote finde und bin eher zufällig über die vier Phasen der Therapie gestolpert. Das, was in der ersten Phase (Stabilisationsphase) beschrieben wird, habe ich nichtmal ansatzweise erfahren. Egal wo ich war. Ich habe keinerlei Vertrauen und aufgrund meiner bisherigen Erfahrung kommt Stationär auch nicht mehr in Frage.

    Wisst ihr wo und wie man Notfall mäßig an ambulante Unterstützung kommt? Nach dem heutigen Gespräch merke ich, dass ich schon fast aufgegeben habe um Unterstützung/Hilfe zu bitten. Meinem Eindruck nach haben die Ansprechpartner kein Detailwissen über mögliche Optionen (Hausarzt) oder fühlen sich nicht zuständig und verweisen an andere Stellen, ohne diese zu benennen. Also jetzt weiß ich wirklich nicht mehr weiter.

  • Es tut mir sehr leid für dich!

    Ich kann dich gut verstehen; ich habe genau dieselben Erfahrungen gemacht. Dein vorletzter Satz trifft ins Schwarze.

    Ich finde deine Bemühungen bewundernswert.

    Es liegt nicht an dir. Du hättest jedes Recht, schnell und passend behandelt zu werden.


    Ich bekomme nicht einmal mehr Erstgespräche. Auch über die 116 117 mit Vermittlungscode sind keine Termine mehr zu bekommen.

    Das dürfte so nicht sein.


    Ich drücke dir die Daumen, dass sich die Tagesklinik schnell meldet!

    Hast du die Möglichkeit, die Behandlung privat zu zahlen (und später ggf. bei der Kasse zurück zu fordern?).

  • Mit der Krankenkasse hatte ich diesbezüglich ein Gespräch. Ich hatte im Umkreis von 40 km alle abtelefoniert, danach Anruf. Aussage: Wenn sie uns mitteilen wann und wo sie angerufen und abgelehnt wurden, übernehmen wir anteilig die Kosten von Privatbehandlungen. Soll ich Daten erfinden? Natürlich habe ich nicht mitgeschrieben wann ich wen angerufen habe. Telefonbuch auf und Nummern runter telefonieren. Mir fehlt ehrlich gesagt die Kraft das zu wiederholen und mit Notizen zu untermauern.

  • Das haut bei mir halt wieder richtig rein. Ich hatte Ende letzten Jahres zwei massiv retraumatisierende Ereignisse und bin erst seit Ende Februar auf dem Weg der Besserung. Ich habe mich über 16 Jahre herumgequält bis ich mich überwinden konnte wieder um Hilfe zu bitten dann kommt sowas. Wenn ich inzwischen nicht wieder so stabil wäre, wär jetzt schon was ganz anderes passiert.

  • ich habe gelesen, dass du nirgendwo hilfe finden kannst und überall vertröstet und abgewiesen wirst (wie leider viel zu viele andere auch).

    Ich hatte Ende letzten Jahres zwei massiv retraumatisierende Ereignisse und bin erst seit Ende Februar auf dem Weg der Besserung. Ich habe mich über 16 Jahre herumgequält bis ich mich überwinden konnte wieder um Hilfe zu bitten dann kommt sowas.

    ich will dir nicht zu nahe treten oder dich ausquetschen (also ich möchte darauf auch keine Antwort, will es nur in den raum werfen) - aber was waren das für traumantiesierende und retraumatisierende Ereignisse? wenn sie darauf begründen, dass du Opfer (re)traumatisierender taten/verbrechen geworden bist - wäre dann vielleicht "Der weiße Ring" eine Idee? vielleicht gibt es da auch eher unbürokratische und spontan geleistete Hilfestellung. oder auch hilfe und Beschleunigung bei der Vermittlung eines Therapieplatzes.


    WEISSER RING e. V.

  • Die retraumatisierenden Ereignisse waren nicht mit einem erneuten Verbrechen verbunden. Ich habe trotzdem eine Nachricht hinterlassen und warte jetzt einfach mal ab.

    Tagesklinik hab ich direkt im Anschluss angerufen. Eigentlich wollte ich wissen wie viele Personen vor mir auf der Warteliste stehen um zumindest ungefähr abschätzen zu können wie lange es dauert. Antwort war, dass man mir nicht aus dem Kopf heraus sagen könne wie viele es sind und das man auch keine Prognose darüber abgeben könne wie lange es noch dauert, sicherlich aber mehrere Wochen. Hab dann nach Alternativen bis dahin gefragt. Antwort war, dass es bei allen anderen Stellen genauso aussieht. Der Bedarf sei enorm. Wenn ich das Gefühl hätte nicht stabil zu sein ginge sofort Stationär. Stationär geht bei mir überhaupt nicht. Das mach ich nie wieder mit! Allein bei dem Gedanken bekomm ich Panikattacken und ich merke wie alles wieder aufreißt.

    Diese Warterei ohne einer zumindest ungefähren Angabe, und wenn es nur heißt 400 sind vor ihnen, durchschnittliche Behandlungsdauer 6 bis 8 Wochen, triggert mich enorm. Das kostet mich wochenlang Kraft ohne zu wissen ob ich dort die Therapie zu Ende machen kann. Diese Kraft brauch ich um stabil zu bleiben und nicht für diese Ungewissheit. Ich muss mit meiner Kraft haushalten, anders geht es nicht. Hab mich von der Liste nehmen lassen.

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