Internationaler Tag gegen Rassismus

  • Zitat

    „In einer gespaltenen Gesellschaft wie unserer“, schreibt der britische Historiker & Journalist Owen Jones, „hat die Dämonisierung die Aufgabe, Ungleichheit normal erscheinen zu lassen - sie ist eben eine Folge von unterschiedlichen Begabungen & Fähigkeiten. Unten ist, wer dumm, faul & unmoralisch ist. Die Dämonisierung ist das ideologische Fundament einer ungleichen Gesellschaft“.

    Die Dämonisierung der Arbeiterklasse.

    "Proll" von Owen Jones, 2012 geschrieben, aber immer noch aktuell.


    Owen Jones: Prolls. Die Dämonisierung der Arbeiterklasse
    Aus dem Englischen von Christophe Fricker. Medien und Politiker stempeln eine wachsende unterprivilegierte Bevölkerungsgruppe als rücksichtslos, dumm und…
    www.perlentaucher.de


  • Aus dem Link von Lenchen

    Rechte Verlage auf der Buchmesse. Jasmina Kuhnke hat deswegen abgesagt.


    Zitat

    Auch vor vier Jahren stellte Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, klar, dass es keine rechtliche Handhabe für ein Verbot rechter Verlage gebe.


    "Eine Idee verschwindet nicht, indem man sie verbietet", so Boos damals in einem Interview mit der DW. Der damalige Chef des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, argumentierte: "Wenn wir Meinungsfreiheit ernst nehmen, müssen wir sie auch jenen zugestehen, deren Wertvorstellungen und Meinungen wir nicht teilen, ja deren Ansichten wir sogar für gefährlich halten."

    der Herr Stein ist lt. dem Bericht, Leiter des rechtsextremen Gemeinschafts-Projekts "Ein Prozent für unser Land" , ist es wirklich so, dass es keine rechtliche Handhabe gibt ? Geht doch nicht um rechts , da würde ich auch sagen, ja-, Meinungsfreiheit gilt auch für diese Richtung, sondern um rechtsextreme Haltung. Wie weit soll Meinungsfeiheit gehen? Darf, soll es keine Grenzen geben? :thinking_face: auch nicht bei rechtsextremistischer Haltung? Ich würde ihnen keine Bühne bieten als Veranstalter . Das wäre mir höchst zuwider.

  • Du als Privatperson kannst das ja auch machen, so wie es mir als Privatperson ebenfalls zuwider wäre, insbesondere diesen pseudointellektuell verbrämten Bau-und-Boden-Ideologen um Stein eine Plattform zu bieten. De Jure wird sein Gemeinschaftsprojekt zur Zeit vom Verfassungsschutz (lediglich) als sogenannter Verdachtsfall geführt, mit anderen Worten es liegen tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung vor. Würde man dies als Kriterium genügen lassen, so müßte man die Frankfurter Buchmesse an den unterschiedlichsten Enden der politischen und religiösen Pole ausdünnen. Sie wäre als Ort des internationalen Diskurses (was sie neben ihrem Charakter als Verkaufsmesse auch ist) gänzlich überflüssig, ja quasi tot. Sie ist nun einmal die internationale Buchmesse der Welt, die seit Jahrzehnten den unterschiedlichsten (zum Teil durchaus widerwärtigen) Ansichten eine Plattform für den Diskurs bietet. Wer eine freie Gesellschaft erhalten möchte, für sie kämpfen möchte, der muss selbst auch hinter selbiger stehen, auch wenn es im Hinblick auf die Verteidigung der Meinungsfreiheit für diejenigen, deren Meinung man selbst zutiefst ablehnt, manchmal nicht ganz einfach ist. Aber ich will mir nicht die Fingerchen wund schreiben, deshalb nachfolgend mal das Statement der Frankfurter Buchmesse zu diesem Thema:


  • Würde man dies als Kriterium genügen lassen, so müßte man die Frankfurter Buchmesse an den unterschiedlichsten Enden der politischen und religiösen Pole ausdünnen. Sie wäre als Ort des internationalen Diskurses (was sie neben ihrem Charakter als Verkaufsmesse auch ist) gänzlich überflüssig, ja quasi tot. Sie ist nun einmal die internationale Buchmesse der Welt, die seit Jahrzehnten den unterschiedlichsten (zum Teil durchaus widerwärtigen) Ansichten eine Plattform für den Diskurs bietet.

    Hm,so gesehen , leuchtet es mir ein


    Zitat von Bion

    Wer eine freie Gesellschaft erhalten möchte, für sie kämpfen möchte, der muss selbst auch hinter selbiger stehen, auch wenn es im Hinblick auf die Verteidigung der Meinungsfreiheit für diejenigen, deren Meinung man selbst zutiefst ablehnt, manchmal nicht ganz einfach ist. Aber ich will mir nicht die Fingerchen wund schreiben, deshalb nachfolgend mal das Statement der Frankfurter Buchmesse zu diesem Thema:

    Mein Verstand und meine "Wunscheinstellung" sagen "JA" dazu, leider merke ich , dass mein Gefühl manchmal ein trotziges Ding ist, und da nicht immer mit will. Muss nochmal darüber nachdenken, danke , hin und wieder brauche ich einen Denkknuff.

  • Mein Verstand und meine "Wunscheinstellung" sagen "JA" dazu, leider merke ich , dass mein Gefühl manchmal ein trotziges Ding ist, und da nicht immer mit will. Muss nochmal darüber nachdenken, danke , hin und wieder brauche ich einen Denkknuff

    Freiheit ist manchmal auch nicht einfach, insbesondere dann wenn es um die Freiheit derjenigen geht, deren Auffassungen, Werte und Ethos den meinigen gänzlich zuwiderlaufen. Mir hilft in solchen Fällen neben dem abstrakten Rückgriff auf die Freiheit als solches auch immer der (zugegeben leicht bösartige Gedanke), dass eben diejenige Freiheit, die denen ermöglicht ihren gedanklichen "Unrat" abzusondern, mir zugleich ermöglicht, ihnen argumentativ die Haut abzuziehen.


    Persönlich bin ich der festen Überzeugung, dass nicht ein Verbot oder Ausgrenzen von kontroversen Meinungen sinnvoll ist, sondern nur der offene Diskurs. Insbesondere das Gedankengut der sogenannten "Neuen Rechten" zelebriert doch geradezu das Narrativ, dass ihre Meinungen (die sie auch noch mit verqueren Begriffen, wie "normal" bezeichnen) in der Öffentlichkeit "weggedrängt" oder verboten würden, ein Gedankengang, der sich in primitiverer Form dann als "Man darf ja nichts mehr sagen." wiederfindet. Ein ganz klassisches Muster, dass man bei den Anhängern der sogenannten Querdenker, denen der AfD, denen der PiS und auch denen der Fidesz, aber auch bei den Reichsbürgern oder auch bei den extremen der Trump-Anhänger findet.

  • Mich treiben jetzt einmal unabhängig von der Angelegenheit "Frankfurter Buchmesse" Einschränkungen unserer Freiheitsrechte, also der Rechte, die wir uns über Jahrhunderte mit nicht wenig Blut und Tränen als Gesellschaft erkämpft haben, wirklich um. Nicht nur Einschränkungen durch direktes staatliches agieren, sondern auch Einschränkungen, die durch einen social-media-befeuerten "Druck" letztlich indirekt auf öffentlich-rechtliche Akteure ausstrahlen und von diesen teilweise gar antizipiert werden. Deshalb nachfolgend mal mit den Worten von des guten ollen Voltaire:

    Zitat

    "Le droit de dire et d’imprimer ce que nous pensons est le droit de tout homme libre, dont on ne saurait le priver sans exercer la tyrannie la plus odieuse. Ce privilège nous est ... essentiel ... ; et il serait déplaisant que ceux en qui réside la souveraineté ne pussent pas dire leur avis par écrit."

    Sinngemäß übersetzt bedeutet das in etwa:

    Zitat

    "Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist eines jeden freien Menschen Recht, welches man ihm nicht nehmen könnte, ohne die widerwärtigste Tyrannei auszuüben. Dieses Vorrecht kommt uns von Grund auf zu; und es wäre abscheulich, dass jene, bei denen die Souveränität liegt, ihre Meinung nicht schriftlich sagen dürften."

    E. Beatrice Hall hat dies 1906 in ihrem Roman "The Friends of Voltaire" brillant und wegweisend bis heute wie folgt zusammengefasst:

    Zitat

    "I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it."

    Es gibt meines Erachtens viele großartige Ausführungen über die Meinungs- und Redefreiheit, sei es von den großen Verfassungsgerichten dieser Welt, sei es von Philosophen und Rechtswissenschaftlern oder auch von manchen Politikern, jedoch hat keine von ihnen die Tiefe und die Kraft das Wesen der Meinung- und Redefreiheit in einer offenen und pluralen Gesellschaft besser zu beschreiben als diese schlichten 18 Worte.

  • Seh ich auch so. Verbot führt zu Verherrlichung, Heldenverehrung und noch schlechter kontrollierbaren Untergrundaktivitäten. Wenn Jasmina Kuhnke aka Quattromilf ihre Teilnahme an der Buchmesse wegen Sicherheitsbedenken absagt, obwohl die Buchmesse ihr Personenschutz faktisch zugesagt hat, dann ist das eben so.

    „Auf unserem Balkon nistet eine Taube. Ich habe sie Almi genannt“

    :thinking_face:

    „Hörst du das?“

    :woozy_face:

    „Almi gurrt!“ :face_with_hand_over_mouth:

  • Mir hilft in solchen Fällen neben dem abstrakten Rückgriff auf die Freiheit als solches auch immer der (zugegeben leicht bösartige Gedanke), dass eben diejenige Freiheit, die denen ermöglicht ihren gedanklichen "Unrat" abzusondern, mir zugleich ermöglicht, ihnen argumentativ die Haut abzuziehen.

    Dafür braucht es aber auch die Fähigkeit dazu , die fehlt mir leider des öfteren :winking_face:

    (argumentativ die Haut abzuziehen  :smiling_face_with_hearts:)


    Persönlich bin ich der festen Überzeugung, dass nicht ein Verbot oder Ausgrenzen von kontroversen Meinungen sinnvoll ist, sondern nur der offene Diskurs. Insbesondere das Gedankengut der sogenannten "Neuen Rechten" zelebriert doch geradezu das Narrativ, dass ihre Meinungen (die sie auch noch mit verqueren Begriffen, wie "normal" bezeichnen) in der Öffentlichkeit "weggedrängt" oder verboten würden, ein Gedankengang, der sich in primitiverer Form dann als "Man darf ja nichts mehr sagen." wiederfindet. Ein ganz klassisches Muster, dass man bei den Anhängern der sogenannten Querdenker, denen der AfD, denen der PiS und auch denen der Fidesz, aber auch bei den Reichsbürgern oder auch bei den extremen der Trump-Anhänger findet.

    Ja, das sehe ich auch so

    Bei mir fängt es damit an, dass ich es zuerst lernen muss, so eine Meinung auszuhalten , sie anzusehen und nicht sofort wegzuwischen. Wenn ich das schaffe , kann ich mich mit ihr auseiandersetzen und bin eher fähig , zu argumentieren.

    Auf mich wirken gewisse Ansichten bedrohlich , das führt zu einer Blockade , ist aber ganz klar der falsche Weg, dessen bin ich mir bewusst.



    Verbot führt zu Verherrlichung, Heldenverehrung und noch schlechter kontrollierbaren Untergrundaktivitäten.

    damit wird leider schlußendlich das Gegenteil erreicht, ja.

  • Zitat von Bion
    Zitat "Le droit de dire et d’imprimer ce que nous pensons est le droit de tout homme libre, dont on ne saurait le priver sans exercer la tyrannie la plus odieuse. Ce privilège nous est ... essentiel ... ; et il serait déplaisant que ceux en qui réside la souveraineté ne pussent pas dire leur avis par écrit."

    Sinngemäß übersetzt bedeutet das in etwa:

    Zitat "Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist eines jeden freien Menschen Recht, welches man ihm nicht nehmen könnte, ohne die widerwärtigste Tyrannei auszuüben. Dieses Vorrecht kommt uns von Grund auf zu; und es wäre abscheulich, dass jene, bei denen die Souveränität liegt, ihre Meinung nicht schriftlich sagen dürften."

    hefte ich an meine virtuelle Pinnwand , dessen sollten wir uns immer wieder bewusst werden.

  • Wunderbar. Danke, Bion.


    Die Literatur muss und wird auch das überstehen. Sie hat sich schon in weitaus schlimmeren Zeiten als widerstandsfähige Welt voller Träume und Wunder, sichtbar wie durch ein Kaleidoskop, erwiesen. Jede Nacht guck ich durch. Den paar Irrläufern, ausgetrocknete Flecken in der Savanne, sollte man nicht mehr Beachtung schenken als nötig. Apropos Savanne. Gibt eine neue ausgezeichnete Biographie über Tania Blixen.

    Die Löwin. Tania Blixen in Afrika (Buch (gebunden)), Tom Buk-Swienty


    Viel wichtiger ist auch , dass sich genug Verlage finden, die Autor*innen, die Missstände anprangern und widerständig agieren, den geeigneten Platz dafür bieten, sie auch mit dem Paradigmenwechsel Schritt halten und für den Erhalt der Vielfalt von Perspektiven und Meinungen, die einen Ort wie die Frankfurter Buchmesse ausmachen, alles tun, was möglich ist. Es braucht Qualität, Sorgfalt und Glaubwürdigkeit.


    Und wer den diesjährigen Gewinner des Literaturnobelpreises noch nicht kennt, auch da wird man fündig. Es ist Abdulzarak Gunrah. Penguin hat die Rechte für seine Bücher erworben.


    Abseits davon noch ein TV Tipp:


    Heute im History Channel:


    Massaker von Tulsa


    HISTORY | Blog | Detail

  • Die Literatur muss und wird auch das überstehen. Sie hat sich schon in weitaus schlimmeren Zeiten als widerstandsfähige Welt voller Träume und Wunder, sichtbar wie durch ein Kaleidoskop, erwiesen. Jede Nacht guck ich durch. Den paar Irrläufern, ausgetrocknete Flecken in der Savanne, sollte man nicht mehr Beachtung schenken als nötig. Apropos Savanne.

    was für berührende Worte :red_heart:

  • Die Literatur muss und wird auch das überstehen. Sie hat sich schon in weitaus schlimmeren Zeiten als widerstandsfähige Welt voller Träume und Wunder, sichtbar wie durch ein Kaleidoskop, erwiesen. Jede Nacht guck ich durch. Den paar Irrläufern, ausgetrocknete Flecken in der Savanne, sollte man nicht mehr Beachtung schenken als nötig.

    Das hast Du aber so etwas von überaus schnuffig gesagt, Leni, merci :smiling_face_with_heart_eyes:!

  • Weiteres indiskutables Vorgehen Erdogans. Ausweisung unter anderem des deutschen Botschafters. Nur weil man darauf hinweist, dass Osman Kavala seit 4 Jahren ohne Schuldspruch inhaftiert ist, Der Botschafter der USA sollte dabei aber auch an Guantanamo denken.


    Reaktionen auf Erdoğan: „Unglaubliche außenpolitische Eskalation“
    CDU, FDP und Grüne attackieren Präsident Erdoğan scharf für geplante Ausweisung von Botschafter Deutschlands und anderer Staaten.
    www.sueddeutsche.de


    Ein Schlag in unser Gesicht
    Präsident  Erdoğan  sorgt mit folgenschweren Fehlern dafür, dass die Lira weiter abstürzt. Der Botschafter-Streit ist nun seine Nebelkerze, um vom eigenen…
    www.t-online.de

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