Wie geht ihr mit der permanenten Fremdbestimmung durch eure Kinder um?

  • Für "mir ist langweilig im Bett" hab ich kein duldsames elterliches Verständnis mehr. Arm ab, Blut, technisches Problem beim Hörspiel, Wasserflasche leer, weil Auffüllen vergessen, Klo verstopft, Spinne im Zimmer bei Spinnenangst ... alle vernünftigen Anlässe, bei denen er sich noch nicht selbst helfen kann und die nicht als Vorwand benutzt werden: völlig okay. Entertainment: nope, Sir. Elternfeierabend wird nicht wegen Quatsch gestört.

    Jo mach ich auch so und lebe seither deutlich entspannter. Bei bald 3 Kindern geht es aber eh nicht anders.

    -tachykard-

    איפה שיש חיים, יש תקווה

  • Hilft das dann? Und falls ja, weshalb bist Du davor so lange geduldig, bis Du irgendwann wirklich wütend bist?

    Weil er einfach auch schon heulend alleine oben im Bett lag, wenn ich ihn angemotzt habe. Auch wenn's weichgespült klingt - ich versuche es schon erstmal auf ruhige Weise, bevor ich zur Furie werde. Wenn er 1,2 mal runterkommt, ist das (für mich) auch kein Riesendesaster, aber beim 4. oder 5. Mal reicht's dann halt.

    Dass er so oft kommt, ist auch nicht jeden Abend so - zum Glück.

  • Weil er einfach auch schon heulend alleine oben im Bett lag, wenn ich ihn angemotzt habe. Auch wenn's weichgespült klingt - ich versuche es schon erstmal auf ruhige Weise, bevor ich zur Furie werde.

    Ja, aber da ist halt die Frage, ob es nicht zwischen ruhig, aber nicht ausreichend, und Furie noch einen anderen Weg gäbe, damit Du nicht am Ende wütend werden musst. Es ist völlig normal, dass es ab und zu rumpelt, und das kriegen ja alle verpackt, aber vielleicht ließe sich die Lage ja mit ein paar Absprachen noch ein bisschen entspannen?

  • Ich muss mich mal kurz ausheulen. Gestern hatten wir hier einen kleinen Unfall. Kind 3 (wird nächsten Monat 4) ist beim Spielen ungünstig auf dem Boden gelandet und hat sofort angefangen zu weinen. Ab auf den Schoss, da sehe ich wie ein bisschen Blut unter dem Kinn raustropft. Sofort in die Küche gelaufen, Tuch drauf gehalten und vorsichtig geguckt, da sehe ich eine riesige klaffende Wunde am Kinn. Mir ist fast schwarz vor Augen geworden und ich konnte mich überhaupt nicht mehr auf den Beinen halten. Ich habe kein Problem mit Blut, aber diese riesige Wunde bei meinem Baby war zu viel. Mein Mann ist bei sowas zum Glück extrem ruhig und weiss sofort was er tun muss. Er ist dann zum Arzt gefahren, während ich schwer atmend auf der Couch lag und meine anderen Kinder mich beruhigen mussten.


    Wunde wurde versorgt und Kind kam natürlich lachend wieder als wäre nix gewesen.


    Ich fühle mich so unfähig und habe ein schlechtes Gewissen. Mein Körper hat einfach gemacht was er wollte, ausser meine Atmung konnte ich nichts kontrollieren und nicht klar denken. Wäre mein Mann nicht da gewesen, ich hätte nicht mal Autofahren können.

  • ich hätte nicht mal Autofahren können.

    Ich bin mir ganz sicher, das hättest du, wenn du es gemusst hättest!


    Finde deine Reaktion total normal und nachvollziehbar, denke, das ist einfach ein Instinkt, der dann so ein körperliches Programm fährt. Mir wäre es vermutlich ganz genauso gegangen wie dir. Leider lassen sich Unfälle einfach nicht vermeiden. Du musst überhaupt kein schlechtes Gewissen haben.


    Schön, dass es glimpflich ausgegangen ist und es deinem Kind wieder gut geht!

  • Ich finde die Reaktion auch völlig normal.

    Ich bin mir ganz sicher, das hättest du, wenn du es gemusst hättest!

    Naja, "müssen" muss man gar nicht, es gibt ja auch die Möglichkeit ein Taxi oder in sehr dramatischen Situationen den Krankenwagen zu rufen. Uns wurde sogar im Erste Hilfe Kurs sehr eindringlich davon abgeraten, uns panisch selbst ans Steuer zu setzen. Am Ende passiert noch was, und dann ist ggf das Problem, was man vorher hatte, nix gegen das, was man nach dem Unfall hat.

  • Ich finde die Reaktion auch völlig normal.

    Ich bin mir ganz sicher, das hättest du, wenn du es gemusst hättest!

    Naja, "müssen" muss man gar nicht, es gibt ja auch die Möglichkeit ein Taxi oder in sehr dramatischen Situationen den Krankenwagen zu rufen. Uns wurde sogar im Erste Hilfe Kurs sehr eindringlich davon abgeraten, uns panisch selbst ans Steuer zu setzen. Am Ende passiert noch was, und dann ist ggf das Problem, was man vorher hatte, nix gegen das, was man nach dem Unfall hat.

    Ich meinte damit, dass der Körper vielleicht gar nicht erst so heftig in den Panikmodus gefallen wäre, wenn sie gewusst hätte, sie ist alleine und muss jetzt alles alleine in die Wege leiten. Meine Erfahrung ist, dass man funktioniert, wenn man alleine ist und alles an einem selbst hängt. Das panische Zusammenbrechen folgt dann, wenn man die Verantwortung abgegeben hat.

    Nachtrag: Aber ich stimme dir natürlich absolut zu, dass man in Ausnahmezuständen auf keinen Fall Auto fahren sollte!

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  • Das wurde uns auch gesagt. Besser einen unbeteiligten fahren lassen, als fix und fertig versuchen Auto zu fahren.

    Ich finde die Reaktion auch normal. Ich hatte mal einen Freund, der sogar bei arg blutigen Filmen echte körperliche Probleme kriegte.

    Da muss man echt kein schlechtes Gewissen haben. Man kann das ja null beeinflussen und auch wenn ich zB ruhiger und strukturierter werde, umso hektischer und krasser die Situation ist (auch bei med. Notfällen), würde ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass es mich bei einer tiefen Wunde im Gesicht meiner Kinder nicht „umhauen“ würde.

  • Ich fühle mich so unfähig und habe ein schlechtes Gewissen. Mein Körper hat einfach gemacht was er wollte, ausser meine Atmung konnte ich nichts kontrollieren und nicht klar denken. Wäre mein Mann nicht da gewesen, ich hätte nicht mal Autofahren können.

    Wenn dein Mann nicht da gewesen wäre, hättest du vernünftigerweise ein Taxi gerufen. Du bist keinesfalls unfähig und brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu haben!


    Und zum Trost: man wird cooler. Unfälle wie der, der euch passiert ist, gehören zu einem normalen Kinderleben dazu. Man ist ziemlich schnell soweit, dass man halbwegs professionell einschätzen kann, OK, Pflaster kleben, kühlen und trösten reicht - oder eben: och nee, scheiße, schon wieder Notaufnahme und nähen, kleben oder Gips. :face_with_head_bandage:


    Beim allerersten Unfall, der meiner ältesten Tochter passierte, war ich völlig in Panik und wusste erstmal gar nicht, was ich jetzt machen sollte.


    War das bei euch der erste größere blutige Unfall?

  • Öh , das ist aber sehr verschieden. Wir hatten mit 3 Kindern genau ein Mal Notaufnahme - und da war der Unfall in der Kita.

    Ich kann immer noch kein Blut sehen, und als sich Kind 3 bei einer Feier von Freunden so geschnitten hat, dass etwas Blut floss, musste ein mir unbekannter Mann die Versorgung übernehmen.

    Bin trotzdem sicher, dass im Zweifelsfall keiner neben mir verbluten müsste.

  • Mein Sohn ist letztes Jahr im Urlaub auch fies aufs Kinn gefallen, da war er 2 1/2 Jahre alt. Das Kinn ist auch aufgeplatzt und blutete furchtbar. Mich hat dieser Anblick ebenfalls total aus dem Konzept gebracht und ich konnte nicht klar denken. Mein Mann war nicht dabei und telefonisch keine Hilfe. Die Menschen an die ich mich vor Ort gewandt habe, waren leider auch keine Hilfe. Sie haben meinen Blut überströmten Sohn nur angewidert angeguckt und dann auf die Touri-Notaufnahme verwiesen, die ich ja mit dem Bus erreichen könnte, der sage und schreibe 2 Mal pro Stunde gefahren ist. Ich frage mich bis heute, warum ich nicht den RTW gerufen habe, immerhin waren wir in Italien und nicht im tiefsten Sibirien …


    Wir sind also zur Touri-Notaufnahme, wofür wir 1 h hin brauchten und da wurde die Platzwunde einmal begutachtet mit „Muss genäht werden“ und dann folgte die große Warterei bei 35 Grad in der Sonne. Als mein Sohn dann endlich aufgerufen wurde, hatte sich die Wunde schon verschlossen und konnte nicht mehr genäht werden. Sie klebten sie dann allerdings noch und waren total genervt von meinem Sohn, weil er wegen dem Pflaster anfing zu brüllen und sich mit Händen und Füßen gewehrt hat.


    Die Narbe sieht wahrscheinlich auch deshalb nicht so schön aus, aber sie sitzt wenigstens so unterm Kinn, dass man sie eigentlich nie zu Gesicht bekommt.


    Ich hab mir danach die ersten Wochen und Monate wirklich große Vorwürfe gemacht, warum ich damals nicht klar denken konnte.


    Aber hätte hätte Fahrradkette. Fürs nächste Mal bin ich mental besser darauf vorbereitet.

  • Ich danke euch wirklich sehr für eure Worte! Wahrscheinlich habt ihr Recht, wenn man alleine ist, funktioniert man nochmal anders. Mein grosses Kind hat auch ganz cool reagiert, obwohl es in anderen Situation sonst immer schnell Panik bekam. Ich kann nur hoffen, dass ich beim nächsten Mal ruhiger reagieren kann. Aber immerhin hab ich es geschafft beim Arzt anzurufen während ich auf dem Boden lag.


    War das bei euch der erste größere blutige Unfall?

    Zufälligerweise hatte mein anderes Kind letztes Jahr auch eine sehr blutige Platzwunde am Kopf. Da war mein Mann aber schlau genug mich gar nicht erst zu rufen. Der hat schon geahnt, dass ich das besser nicht sehe. Mein grosses Kind meinte dann gestern nur trocken: Na dann bin ich wohl als nächstes dran.


    :smiley_emoticons_eek: :smiley_emoticons_eek: :smiley_emoticons_eek:


    Ich hab mir danach die ersten Wochen und Monate wirklich große Vorwürfe gemacht, warum ich damals nicht klar denken konnte.

    Wie krass, das ist ja eine schlimme Erfahrung. Und dann auch noch alleine im Ausland ohne das jemand hilft. Dafür hast du es aber sehr gut gemacht. Finde ich wirklich toll.


    Danke nochmal für eure beruhigenden Worte!

  • als sich mein Kind in dem Alter die Stirn am Couchtisch aufgeschlagen hat und ich dann in der Notaufnahme war, hat mich die Ärztin geschimpft, wo ich denn gewesen wäre in der Zeit und warum ich es nciht verhindert hätte.

    Es war 13 Uhr mittags gewesen, ich in der Küche, also Nebenraum, waren paar Meter....habe für die Schulkinder Essen fertig gemacht...

    und das Unfallkind hat es in der Sekunde geschafft, sich durch zwei im rechten Winkel zueinander, eigentlich super-schwere Sofas zu drücken, welche den Couchtisch eigentlich verborgen haben....

    mann, hat die mir einen Anpfiff gegeben... udn dann den geschockten älteren Geschwistern, weil die auch nicht daneben gestanden waren.

  • Das mit der Fast-Ohnmacht kenne ich aber auch.

    Ein Kind hatte sich mi der Brotschneidemaschine den Daumen oben abgeschnitten und als wir dann im KH waren und Kind versorgt wurde, musste ich mich auch hinlegen,

    plötzlich war auch mein ganzes Blut in meinen hastig übergezogenen Sneakers gelandet... vorher ging es noch, aber dann war wohl das Adrenalin weg.

  • mann, hat die mir einen Anpfiff gegeben...

    Dann hat sie entweder selbst keine Kinder gehabt, oder muss voll die Helikopter-Mutter gewesen sein.

    Unfälle passieren eben. Das lässt sich doch nicht verhindern. Selbst wenn man daneben steht, kann man so schnell manchmal gar nicht reagieren.

  • mann, hat die mir einen Anpfiff gegeben...

    Dann hat sie entweder selbst keine Kinder gehabt, oder muss voll die Helikopter-Mutter gewesen sein.

    Unfälle passieren eben. Das lässt sich doch nicht verhindern. Selbst wenn man daneben steht, kann man so schnell manchmal gar nicht reagieren.

    Stimmt. Solche Leute habe ich ja gefressen - die andere runterputzen ohne Ahnung um Umstände und ohne Ahnung

    Das Gestern ist fort, das Morgen nicht da. Lebe also heute!


    Pythagoras von Samos

  • hat mich die Ärztin geschimpft, wo ich denn gewesen wäre in der Zeit und warum ich es nciht verhindert hätte.

    So eine Situation hatte ich mal mit dem Giftnotruf bei meinem ersten Kind, das vermutlich einen Mini-Schluck Waschmaschinenreiniger getrunken hatte (und selbst das war gar nicht sicher). Ich war in der Situation noch nicht einmal unaufmerksam, sondern das Kind half mir mit ca. 1,5 Jahren beim Verräumen der Einkäufe und als es den Reiniger in der Hand hatte, fiel auf, dass der Deckel kaputt gegangen war. Kind setzte die Flasche reflexartig an den Mund, ich stand direkt daneben. Da ich nicht wusste, ob so etwas giftig ist, habe ich direkt beim Giftnotruf angerufen. Die nette Dame am anderen Ende hat mir minutenlang erstmal eine Rede gehalten, dass so etwas unter keinen Umständen passieren dürfe, warum ich nicht interveniert hätte, wie hätte das Kind so etwas überhaupt in die Hände bekommen, und warum findet sich so etwas überhaupt in einem Haushalt mit Kindern. Ihren Monolog schloss sie dann mit den Worten, dass dies aber Gott sei Dank keine Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes habe und ich einfach, wenn ich denn wollte und es im Haushalt hätte, dem Kind Entschäumer verabreichen könnte. Bis dahin hatte ich mich dann wieder so gefangen, dass ich der Dame ein paar Takte zur Sinnhaftigkeit ihres Monologes mit auf den Weg geben konnte.

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