Wie geht ihr mit der permanenten Fremdbestimmung durch eure Kinder um?

  • Ich war auf einer Privatschule und habe da auch viel „gewartet“ und mich gelangweilt 😅


    Ich hab mich tierisch auf die Schule gefreut, weil ich „endlich lesen, schreiben und rechnen“ lernen wollte und dann gab es die ersten 3 Jahre nicht mal Noten und das Lerntempo war sehr gemächlich. Und das ging dann die nächsten Jahre so weiter.


    Ich frag mich, warum meine Familie mir nicht einfach das was ich so gerne können wollte, beigebracht hat. Meine Eltern sind zwar Spätaussiedler und keine Muttersprachler deutsch, aber Rechnen beispielsweise ist ja nicht an die deutsche Sprache gebunden und zumindest meine Mutter konnte recht schnell einigermaßen gut deutsch sprechen, lesen und schreiben.

  • Super spannende Diskussion gerade. Und ich könnte eigentlich aus persönlicher Erfahrung sehr viel einbringen, aber bei diesem Thema fehlen mir tatsächlich immer ein wenig die Worte bzw. kann ich meine Gedanken und Erfahrungen vermutlich nicht adäquat verschriftlichen und es würde auch den Rahmen und das Thema sprengen.

    Aber es krankt in unserem System noch an so vielen Stellen.

  • Das ist mir auch klar - das keiner ausgegrenzt werden soll.

    Mit der entsprechenden personellen Ausstattung mag das ja auch klappen.

    Kann sein. Das hätte man sich halt vorher überlegen müssen. Und da könnte ich mir vorstellen, dass man eventuell drauf gekommen wäre, dass das gar nicht umsetzbar ist. Das ist nur schlecht zu vermitteln, wenn man "Inklusion" schon mal angepriesen hat wie warme Semmeln.

    Aber warum kann man z.B. An einer Schule mit 3 Klassen pro Stufe nicht sagen, pro Klasse werden Kinder eines Schwerpunktes integriert (natürlich in Abhängigkeit von der Anzahl) - in eine Klasse eher die mit sprachlichen Problemen, in der 2. mit Schwerpunkt Lernen, .... - so wäre trotzdem keiner ausgegrenzt -- man würde aber der Lehrerin die Betreuung der einzelnen Kinder erleichtern. Denn es macht schon einen Unterschied - ob man die Stunde/das Material immer auf 3 oder 4 verschiedenen Leveln planen muss oder eben nur für 2. Denn dann hat man nämlich auch mehr Zeit, Überflieger oder auch die Langsameren zu fördern.

    Denn in den seltensten Fällen sind genug Sonderpädagogen, wenn überhaupt an den Schulen vorhanden.

    Das mag funktionieren solange es nur zwei Schwerpunkte sind. Aber was machen wir mit den Migranten als 3. Gruppe, wenn keine dritte Klasse vorhanden ist? Spätestens dann vermischen sich auch wieder unterschiedliche Gruppen.


    Und letztlich vielleicht auch wieder bzw. immer noch ein Minderheitenproblem. 20+ normale Schüler und ein paar "Sonderlinge" (sorry).

    Ist halt so, dass sich dann hauptsächlich auf die Masse konzentriert wird. Das ist ja nichts Neues. Und da wird aus "Inklusion" "Mitschwimmen oder untergehen". Durchgebracht müssen am Ende alle werden.

    Aber wie ich schon schrieb. Wird nach der Schule nicht unbedingt besser.

  • Auf dem Gymnasium meiner Tochter gibt es zB das Drehtür-Projekt für begabte Schüler. Genaueres weiss ich noch nicht, weil in 2 Wochen erst der Infoabend ist, aber es geht wohl darum, dass Schüler aus einzelnen Unterrichtsstunden rausgenommen werden und in der Zeit fortgeschritten tüfteln dürfen - in der Bücherei, im Labor oder am PC zum Beispiel - und den Stoff, den sie währenddessen versäumen, selbstständig nacharbeiten. Finde ich 1000x besser als sie einfach in eine höhere Klasse zu setzen und dort sich selbst überlassen.

    Ja, DAS hört sich echt gut an. So etwas flächendeckend an allen Schulen, das wäre großartig. Ist aber leider jenseits aller Realität, so lange es viel zu wenig ausgebildete Lehrer*innen gibt.


    Man muss halt schauen, was es in erreichbarer Entfernung gibt. Für unsere Mittlere ist es ein normales Gymnasium, in dem sie sich wohlfühlen und Freundinnen hat und denen gerne hilft. Die Herausforderungen nimmt sie sich dann in ihrer Freizeit, vor allem ihr geliebter Mathekram und fremdsprachige Bücher lesen.

    Die Erfahrung, dass sie nicht alles sofort und ohne üben kann, darf sie beim Cellospielen machen. :grinning_squinting_face:

    Das ist ebenfalls ein ganz normales Gymnasium. Und einige Kinder haben halt eine Einladung erhalten zu diesem Projekt.

    Es gibt aber auch zusätzlich viele AGs zu allen möglichen Themen im Nachmittagsbereich, an denen sie freiwillig teilnehmen können, Kooperation mit Musikschule, MINT-Zweig, bilingualen Zweig (jeweils 2 Unterrichtseinheiten pro Woche zusätzlich). An der Nachbarschule gibt es aber ähnliche Projekte, daher fand ich das jetzt gar nicht so sehr besonders. Ist das echt so selten, dass es solche Angebote gibt?

    (Wir sind übrigens im schwächsten Stadtteil einer nicht besonders wohlhabenden Stadt im alles andere als wohlhabenden NRW, also keine strukturstarke Umgebung)

    If you want to know what a man's like, take a good look at how he treats his inferiors, not his equals

  • Aber warum kann man z.B. An einer Schule mit 3 Klassen pro Stufe nicht sagen, pro Klasse werden Kinder eines Schwerpunktes integriert (natürlich in Abhängigkeit von der Anzahl) - in eine Klasse eher die mit sprachlichen Problemen, in der 2. mit Schwerpunkt Lernen, ....

    Weil das keine echte Inklusion wäre.

    If you want to know what a man's like, take a good look at how he treats his inferiors, not his equals

  • Ich finde es wichtig und gut, dass es heutzutage immer mehr Werkzeuge gibt, um bestimmte Erkrankungen festzustellen und früh Therapie-und Förderungsmöglichkeiten anbieten zu können.

    Ich finde, genau dadurch wird es doch erst recht pathologisiert. Für jede Eigenart gibt es ne spezielle Förderung oder irgendein Programm, jedes Kind hat mit 3 Jahren schon 7 verschiedene Labels, was es alles hat und ist und worauf man bitte Rücksicht zu nehmen hat.... ich finde, das nimmt in letzter Zeit total überhand und ich wünsche mir eher, dass man sich mit Therapien und Spezialförderung eher auf die konzentrieren sollte, die ohne sowas nicht gut zurechtkommen oder hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben.

    Natürlich ist jeder Mensch einzigartig, aber wenn wir irgendwann alle nur noch 8 Mrd. ganz besonders spezieller Schneeflocken sind, die jede auf bestimmte Weise behandelt werden muss, das ist doch in keiner Weise erstrebenswert :face_with_rolling_eyes:

    Ein bisschen habe ich auch den Eindruck...früher war man einfach Linkshänder...heute wird von der Kita bei uns so ein Tam Tam darum gemacht. Sie meinten sie möchten eine diagnostische Abklärung.

    Dass in der Familie Lingshändigkeit über drei Generationen schon vererbt wurde und das Kind eindeutig nur die linke Hand benutzte zählte da nicht .Er musste zur Ergotherapie,dort wurde er ausgiebig getestet mit dem Ergebnis: Linkshänder. :rolling_on_the_floor_laughing:


    Danach musste nun noch das Rezept abgearbeitet werden ,er also speziell gefördert ..mit Mal-und Ausschneideübungen ,die eigentlich in der Kita laufen .


    Was diese zusätzlichen Termine der jungen Mutter für Stress auferlegte und was das unser KK system kostet ,daran denkt keiner . Hauptsache erst Mal alles pathologisieren. :zany_face: :face_with_monocle:

  • Häufig werden diese Kinder irgendwie durch die Schulzeit „gebracht“ ohne das sie je auf der wirklich passenden Schule wären.

    Aber wie viele Schulen willst du bauen, damit jeder die genau für sich passende haben kann?

    Ja momentan gibt es extremen Lehrermangel,an manchen Schulen können sie nicht Mal mehr den normalen Unterricht abdecken.

  • Aber warum kann man z.B. An einer Schule mit 3 Klassen pro Stufe nicht sagen, pro Klasse werden Kinder eines Schwerpunktes integriert (natürlich in Abhängigkeit von der Anzahl) - in eine Klasse eher die mit sprachlichen Problemen, in der 2. mit Schwerpunkt Lernen, ....

    Weil das keine echte Inklusion wäre.

    Aber so läuft die Inklusion dann auch nur schlecht als recht - wenn die personelle Ausstattung nicht dementsprechend ist.

    Und das ist sie in den seltensten Fällen. (ist meine Erfahrung hier).


    Oftmals wird es den Lehrern aufgedrückt - auf teufelkommraus. Das da sie wenigsten eine Art Vorbildung haben,müsste auch klar sein. Denn sie sind Regelschullehrer und keine Sonderpädagogen. Und dann sind sie quasi plötzlich Allround-Sonderpädagogen (ohne ein fitzelchen zusätzliche Ausbildung)- dass kann nicht funktionieren. Bzw. muss die Lehrkraft extremst motiviert sein, das zu leisten.

    Da braucht sich dann aber eben keiner wundern, dass Kids hinten runterfallen - entweder die Schlechteren oder eben die Guten.

  • Häufig werden diese Kinder irgendwie durch die Schulzeit „gebracht“ ohne das sie je auf der wirklich passenden Schule wären.

    Aber wie viele Schulen willst du bauen, damit jeder die genau für sich passende haben kann?

    Ja momentan gibt es extremen Lehrermangel,an manchen Schulen können sie nicht Mal mehr den normalen Unterricht abdecken.

    Bzw. wie die Schule meines Sohnes. Die war personell eigentlich gut ausgestattet. Im Vergleich zu anderen Schulen z u gut. Was dazu führte, dass Lehrer stundenweise bzw. Komplett an anderen Schulen aushelfen müssen.

    Jetzt ist das Problem, Lehrer sind langzeitkrank - Stunden müssen ersatzlos ausfallen. Und nein - die ausgeliehenen Lehrer dürfen (zumindest für dieses Schuljahr = die Zeit der Abordnung) nicht zurückkommen. Weil ja an der anderen Schule der Mangel dann noch größer wäre.

    So fällt für ein halbes Jahr komplett Physik aus, Werken/Holz im letzten Jahr fand gar nicht statt, .....


    Das dann unter dieser Überlastung die Lehrer auch irgendwann keine Kraft mehr haben (ich rede nicht mal von keiner Lust) - sich mehr Gedanken als unbedingt nötig zu machen und dann eben jegliche Förderangebote hintenunterfallen, ist dann auch nicht verwunderlich.

  • Ich glaube, man muss da auch mal differenzieren: Diagnostik ist nicht gleich Pathologisierung. U. A. Soll das ja an vielen Stellen gerade verhindern, dass Menschen/Kinder später krank werden oder mehr Unterstützung bedürfen als sie es täten, wenn sie früher entsprechende Unterstützung bekommen. So wie man ja auch schon die Sehkraft testet, bevor man den Verdacht hat, dass etwas nicht stimmt. Damit Kinder gar nicht erst schlecht in der Schule sein müssen, bevor auffällt, dass sie eigentlich nur ne Brille bräuchten.

  • Ist halt so, dass sich dann hauptsächlich auf die Masse konzentriert wird

    Ja? Ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, dass man sich eher auf die „schwächsten“ konzentriert und eben alle anderen ausbremst.

    Das kann durchaus stimmen. Um die "Schwächsten" nicht ganz abzuhängen, müssen alle anderen auch langsamer gehen.

    Deswegen kann man aber mit der Masse aber immer noch ein gewisses Tempo halten. Hinken die Schwächsten aber immer noch hinterher.

    Das ist aber auch nur mein Eindruck, den ich gewonnen habe.

  • Wenn ich das so alles lese, bin ich ja froh, dass das Thema "Schule" bei uns noch weit weg ist :grinning_squinting_face: ...na, zumindest die weiterführende Schule.

    Ehrlich gesagt wird für mich eher umgekehrt ein Schuh draus: ich bin froh, dass wir keine 10 Jahre Schulpflicht mehr vor uns haben und mein Sohn schon in der achten Klasse ist. So heftig anstrengend es auch mal ist: wenigstens haben wir schon die meisten Jahre hinter uns….


    Ich wünsche aber echt allen eine entspannte Schulzeit. Es gibt ja auch viele Kinder die keine größeren Probleme haben und für deren Eltern es höchstens mal nervig ist aber nicht heftig.

    Das Gestern ist fort, das Morgen nicht da. Lebe also heute!


    Pythagoras von Samos

  • Echt jetzt?!? Diagnostische Abklärung bei Linkshändigkeit??? :-$ :face_with_rolling_eyes: :woozy_face:

    Meine Kleine ist Linkshänderin. Haben wir beim Aufnahmegespräch kommuniziert und das einzige "Tamtam" dazu sind entsprechende Linkshänderscheren. That's all....

  • Ich weigere mich es für ok zu halten, dass man Kindern, die aus Syrien hierher geflüchtet sind, jahrelang mit fünf Geschwistern in einem Zimmer in einem eigentlich nur für den Übergang gedachten Heim verwahrt werden, im Grunde dann mit 9 sagt: Hallo, lös mal deine Probleme alleine, so bist du nicht beschulbar. (furchtbarer Begriff). Das ist ein staatliches Versagen.

    du hast nicht erwähnt, dass es Geflüchtete bzw. DaFler sind.

    Dann ist das natürlich nicht passend und sie sind dort falsch.

  • Vielleicht gab es schon immer bescheuerte und weniger bescheuerte Leute, an die man eben mit Pech gerät oder mit Glück nicht. :thinking_face: Bei der Antragung einer "diagnostischen Abklärung" wegen ererbter und eindeutiger Linkshändigkeit hätte ich vermutlich höchst akrobatisch beidhändig sowohl nen Vogel als auch beide Mittelfinger gezeigt.

  • Aber warum kann man z.B. An einer Schule mit 3 Klassen pro Stufe nicht sagen, pro Klasse werden Kinder eines Schwerpunktes integriert (natürlich in Abhängigkeit von der Anzahl) - in eine Klasse eher die mit sprachlichen Problemen, in der 2. mit Schwerpunkt Lernen, .... - so wäre trotzdem keiner ausgegrenzt -- man würde aber der Lehrerin die Betreuung der einzelnen Kinder erleichtern. Denn es macht schon einen Unterschied - ob man die Stunde/das Material immer auf 3 oder 4 verschie

    die Idee ist super,

    aber dafür braucht man dann Lehrer von drei verschiedenen Schul- bzw. Ausbildungsarten und die kann ein Schulleiter nicht einstellen. Bzw. er kann schon, die werden dann aber nicht hinsichtlich ihrer fachlichen Qualifikation bezahlt,

    weil immer "fachfremd", was natürlich Quatsch ist....

    aber wer will sich das antun... die Aussicht auf eine unbefristet Stelle ist damit mehr als unsicher.

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