Achtung, die Beiträge mit einer Datum-Überschrift sind älter und vom Med1-Forum kopiert, wo ich diesen Thread begonnen habe. Ich möchte ihn hier fortführen und die Historie nicht verlieren.
19.08.2017
Hallo zusammen. Dieser Faden wird mich wohl eine ganze Weile begleiten - vielleicht sogar einige Jahre. Konkrete Fragen werden vermutlich gar nicht auftauchen, aber irgendwo zwischen den Zeilen stecken, auch wenn sie vielleicht in erster Linie an mich selbst sind. Aber natürlich ist jeder Input im Sinne eurer Kommentare oder Erfahrungsberichte ausdrücklich erwünscht, um meine Gedankenlandschaft zu bereichern. Vielleicht bietet sich hier sogar Platz für Fragen anderer, die sich möglicherweise ähnliche Gedanken machen.
Um was geht's: Downshifting ist ja ein Trend, die berufliche Auslastung zu reduzieren und Lebensqualität zu gewinnen. Mein nächster Geburtstag läutet die 50 ein - ein Alter, von dem ich jung und kühn mal geträumt habe, vielleicht sogar schon ganz auf die Lohnarbeit verzichten zu können. Dass dies relativ utopisch ist, muss ich nicht weiter erläutern, und auch ich muss mich den Realitäten stellen. Ich habe also noch ein paar Jahre vor mir. Es ist aber schon klar, dass ich nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten werde. Ein früherer Ausstieg war und ist für mich immer noch ein Ziel.
Meine berufliche Karriere war ungeplant, aber ich habe sie willkommen geheißen und ich hatte das unglaubliche Glück, in meinem Arbeitsgebiet relativ große Ziele zu erreichen. Ich habe einen eigenen Fachbereich in unserem Konzern begründet, als ich Ende 20 war. Man traute mir das zu, und ich habe die Chance ergriffen. Dieser Bereich wuchs, neben der fachlichen Leitung übernahm ich auch die personelle Leitung, und bald blicke ich auf 20 Jahre zurück, die ich als Vorgesetzter schaltete und waltete, und nebenbei noch Technologien mitbegründete, die unsere Konzern-IT maßgeblich mit prägten. Ich habe mir einen Namen gemacht (auch wenn ich nicht jedermanns Freund sein konnte/wollte), und stets aus Überzeugung gehandelt. Rückblickend bin ich schon stolz darauf.
Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass zunehmende Verantwortung mich immer weiter von dem wegführt, was ich fachlich und leidenschaftlich tue. Mit wachsender Größe meines Bereichs wurde das Thema Personalführung immer anspruchsvoller und drängte das Ausleben meiner fachlichen Expertise immer weiter in den Hintergrund. Meine Kollegen machen mittlerweile die Arbeit und lösen Probleme, mit denen ich mich selbst immer gern beschäftigt habe. Ich koordiniere, organisiere, leite, sitze in Besprechungen und Gremien, betreibe Qualitätssicherung. Ich merkte schon vor einigen Jahren, dass mein Zenith erreicht ist und die Balance drohte zu kippen. Um nicht dem Peter-Prinzip anheimzufallen, habe ich zwei weitere Beförderungsangebote ausgeschlagen.
So halte ich diesen/meinen "Zenith" nun schon einige Jahre auf gleichem Level und ich stehe zu meinem Entschluss, dass ich den Höhepunkt meiner Karriere mit Mitte/Ende 40 eingefroren habe. Damit war ich lange zufrieden. In letzter Zeit meldet sich aber in mir immer öfter eine Stimme, die mir sagt, dass man nach jedem Gipfel auch irgendwann mal wieder absteigen sollte, weil das Erreichte ausreichend genossen wurde, aber nun nichts Neues mehr bietet. Ich möchte mich auf neue Gipfel konzentrieren, aber nicht mehr im Berufsleben. Daher fange ich an, konkret über die Gestaltung meines Rückzugs nachzudenken, der sich sicherlich über einige Jahre hinziehen wird, aber ich möchte anfangen, ihn zu gestalten und mir sowie meinem Abteilungsbereich (zu dem ich emotional ja als Gründer eine starke Bindung verspüre) Perspektiven aufbauen, die den Interessen beider Seiten gerecht werden.
So viel erst einmal für eine grobe Einführung - die Initialisierung einer Reise, auf die ich mich begeben möchte. Ich werde später nochmal ausführlich über die aktuelle Situation und Details eingehen und alles noch etwas ergänzen, wofür mir jetzt die Zeit gerade nicht reicht. Auch wenn sicher noch keine Antworten auf diesen Start-Beitrag kommen, freue ich mich über Leser, die diesen Weg von Anfang an verfolgen möchten.