Gefährlicher Populismus?

  • In diesem Zusammenhang ist das frisch erschiene Buch von Löfflmann ausgesprochen empfehlenswert: "The Politics of Antagonism - Populist Security Narratives and the Remaking of Political Identity"


    The Politics of Antagonism: Populist Security Narratives and the Remaking of Political Identity
    This book demonstrates how populist security narratives served as the driving force behind the mobilization of Republican voters and the legitimation of an…
    www.routledge.com

  • Informationskrieg Wehrhafte Demokratie ist zu wenig, wir brauchen die hartnäckige Demokratie

    guter Artikel von Sascha Lobo


    Zitat

    Ich habe eine Befürchtung. Die hängt damit zusammen, dass sich die Welt vor allem durch Digitalisierung und Globalisierung drastisch weiterentwickelt. Die Grundzüge der wehrhaften Demokratie aber stammen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und erscheinen unterdessen vielleicht etwas zu legalistisch definiert. Daher ist hier meine These: Wir brauchen heute eine Weiterentwicklung – eine neue, wehrhafte Demokratie, die ich probeweise »hartnäckige Demokratie« nennen möchte.

    Der Unterschied liegt bereits in den Begriffen begründet, im Wort der Wehrhaftigkeit schwingt etwas höchst Reaktives mit: Die Demokratie wehrt sich eben gegen Attacken. Gut, aber nicht genug, denn im 21. Jahrhundert muss die Demokratie viel offensiver mit ihren vielen Feinden umgehen und nicht abwarten, bis sie substanziell angegriffen wird. Es gibt bereits Konzepte in dieser Richtung, resiliente Demokratie, offensive Demokratie, widerstandsfähige Demokratie und andere. Aber die aus meiner Sicht ausreichend digital orientierte Mischung aus Vorwärtsverteidigung, Präventivkampf und härtender Erneuerung der demokratischen Wehrhaftigkeit findet sich bisher nicht. Drei der wesentlichsten informationszeitalterigen Aspekte der neuen Wehrhaftigkeit des 21. Jahrhunderts möchte ich für die hartnäckige Demokratie herausarbeiten.

  • Informationskrieg Wehrhafte Demokratie ist zu wenig, wir brauchen die hartnäckige Demokratie

    guter Artikel von Sascha Lobo


    Zitat

    Ich habe eine Befürchtung. Die hängt damit zusammen, dass sich die Welt vor allem durch Digitalisierung und Globalisierung drastisch weiterentwickelt. Die Grundzüge der wehrhaften Demokratie aber stammen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und erscheinen unterdessen vielleicht etwas zu legalistisch definiert. Daher ist hier meine These: Wir brauchen heute eine Weiterentwicklung – eine neue, wehrhafte Demokratie, die ich probeweise »hartnäckige Demokratie« nennen möchte.

    Der Unterschied liegt bereits in den Begriffen begründet, im Wort der Wehrhaftigkeit schwingt etwas höchst Reaktives mit: Die Demokratie wehrt sich eben gegen Attacken. Gut, aber nicht genug, denn im 21. Jahrhundert muss die Demokratie viel offensiver mit ihren vielen Feinden umgehen und nicht abwarten, bis sie substanziell angegriffen wird. Es gibt bereits Konzepte in dieser Richtung, resiliente Demokratie, offensive Demokratie, widerstandsfähige Demokratie und andere. Aber die aus meiner Sicht ausreichend digital orientierte Mischung aus Vorwärtsverteidigung, Präventivkampf und härtender Erneuerung der demokratischen Wehrhaftigkeit findet sich bisher nicht. Drei der wesentlichsten informationszeitalterigen Aspekte der neuen Wehrhaftigkeit des 21. Jahrhunderts möchte ich für die hartnäckige Demokratie herausarbeiten.

    er trifft es auf den punkt! als man diese demokratieschutzmechanismen gegen System- und Verfassungs- und menschenfeinlichkeit installierte, ging man davon aus (metaphorisch gesprochen), sich gegen schädliche Ideen, extremistische Strömungen Verschwörungsideologien etc. wappnen zu müssen, die sich im "schildkrötentempo" (im vergleich zu heute) verbreiten können. damals nicht zu erwartenderweise sind aus diesen Schildkröten pfeilschnelle, geflügelte Wesen geworden, die mit diesen Mitteln nicht mehr zu bändigen sind.


    und genau diese grundlegend veränderten Bedingungen verkennen mMn. auch viele, die es heute belächeln und gedanklich ins reich der fabeln verschieben, wenn vor der AFD und ihren zusätzlich noch gewaltsam den wegbereitenden noch extremeren Parteien und Gruppierungen ("die Heimat", "die identitären", "der III weg" etc.) gewarnt wird.

  • Ich stimme dem Beitrag von Sascha Lobo im Großen und Ganzen zu (danke nochmal, Purzelbaumraum ), habe aber noch ein paar Anmerkungen dazu.

    Zitate sind kursiv.


    Ein inhaltlich eher harmloses Leak reicht bereits aus, das Land zu erschüttern und in die verzweifelte Defensive zu bringen.


    (Taurus) Das schreibe ich aber eher der Schlagzeilen-"Geilheit" der meisten Medien, dem Abschreiben untereinander und den nachlässig gehandhabten Vertraulichkeitsvorschriften zu.


    Die notwendige Souveränität einer hartnäckigen Demokratie erreicht man nur, wenn man die international wirksamen Erzählungen mitprägt, aktiv forciert und dafür die entsprechenden hochsachkundigen Kräfte vorhanden sind.


    Mich stört hierbei die Vokabel "Erzählungen", auch oft als "Narrative" bezeichnet. Denn: Fakten sind Fakten sind Fakten.

    Erzählungen hingegen können fiktiv oder wenigstens Interpretationssache sein, das heißt, die Beurteilung eines Fakts wird vorgegeben.

    Das passt mir nicht.


    Seit 2007 fordere ich ärgerlicherweise ohne die geringste Wirkung ein Schulfach Interneterziehung.


    Den Ärger teile ich. Aber dazu müssten 16 klebende Sesselpupser jeweils einzeln überzeugt werden ("Bildung ist Ländersache" :nauseated_face: )


    Eine hartnäckige Demokratie überlässt zum Beispiel TikTok nicht kampflos den Demokratiefeinden, weil es sich – egal wie man dazu steht – um das wichtigste Informationswerkzeug für unter 30-Jährige handelt.

    ...

    Die neue Wehrhaftigkeit der Demokratie im 21. Jahrhundert beinhaltet die Erkenntnis, dass die Demokratie und alle ihre Akteure sich ins Getümmel der neuen Öffentlichkeiten stürzen müssen, um dort auch inhaltlich die Demokratie in die Offensive zu bringen.


    Das verstehe ich auch nicht. Seit dem 2. Weltkrieg bis heute überlässt man (aus Bequemllichkeit?) SÄMTLICHE neuen Kerntechnologien den USA und den Asiaten. Ein deutscher medienlastiger Messenger-Dienst ist doch kein Hexenwerk! Wenn D aber keinen Einfluss auf diese "neue Öffentlichkeit" hat, dann ist es eben, wie es ist.


    aber in den Grundzügen sind Fake-Realitäten schon länger erkennbar. Am eindrücklichsten wahrscheinlich während der Pandemie, als sich Impfgegner:innen, Coronaleugner:innen und »Querdenkende« in bis dahin kaum gekannter Geschwindigkeit und Intensität radikalisierten.


    Den Boden dabei bereiteten aber Fehler wie zu wenig Erklärung, zu viel "Top-Down"-Restriktionen, zu wenig Dialog und organisatorische Fehler.

    Dafür Verunglimpfung der Kritisierenden und "Cancel Culture".


    Eine Demokratie aber ist nicht mehr zu verteidigen, wenn zu viele Menschen sich nicht einmal auf die Grundsätze der messbaren Realität einigen können.


    Wie sind die definiert?


    Die neue Wehrhaftigkeit der Demokratie im 21. Jahrhundert beinhaltet die Erkenntnis, dass alle Demokrat:innen bei allem Streit und allen Haltungsverschiedenheiten offensiv gegen Fake-Realitäten kämpfen müssen.


    Wie können diese das (außerhalb von med2) tun?

    Die Grundlage ist die Basis von ALLEM.

  • Wie geht Frieden - und wo geht er hin?


    "Gerade frisch mit dem Grimme-Preis gewürdigt, macht Sarah Bosetti – während alle anderen über Krieg reden – eine Sendung über Frieden.


    Ist er mehr als nur die Abwesenheit von Krieg? Wie erreicht und erhält man ihn?


    Bei dieser drängendsten Frage menschlichen Zusammenlebens scheinen alle eine Antwort zu haben, ohne dass man dem Ziel näher käme.


    Warum das so ist, wird Sarah Bosetti mit ihren Gästen, der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und dem Friedensforscher Andreas Hasenclever, erörtern. Es kommen aber noch viel andere zu Wort – von Friedensdemonstrant*innen über die Online-Community bis zu nahen Verwandten aus dem Tierreich."



    Eine erfrischende Sendung in der Ernsthaftigkeit und Humor Platz fanden .

  • Den Soziologen Wilhelm Heitmeyer kannte ich bisher nicht. Durch verspätetes Abendbrot heute verfolgte ich das verlinkte DLF-Interview.

    Man muss schon eine knappe Stunde Zuhören aufwenden, aber für mich hat sich das sehr gelohnt. Es wird ein großer Bogen von der frühen BRD bis in die Gegenwart inklusive AfD gespannt. Ich würde jeden einzelnen seiner Sätze unterschreiben.


    Im DLF-Link findet sich leider keine Text-Zusammenfassung.



    Hier noch der Wiki-Link. Die beklagte Unverständlichkeit seiner Begriffs-Schöpfung "Soziale Desintegration" wird für meine Ohren im Interview brillant aufgelöst.


    Die Grundlage ist die Basis von ALLEM.

  • Was steht denn im Mittelpunkt des Interviews, wie du sagst, oder der Stunde, die man aufwenden muss?

    Heitmeyer ist Extremismus- und Gewaltforscher, hat zu diesem Thema Studien durchgeführt und mehrere Bücher zum Thema geschrieben. Er prägte den Begriff "soziale Desintegration".

    Einer seiner Sätze ist z.B.: "Wer nicht wahrgenommen wird, ist ein Nichts". Daraus leitet er ein Frustpotenzial ab, das zur Radikalisierung führen kann, Beispiel: Ostdeutsche.

    Die Grundlage ist die Basis von ALLEM.

    • Neu

    Einer seiner Sätze ist z.B.: "Wer nicht wahrgenommen wird, ist ein Nichts". Daraus leitet er ein Frustpotenzial ab, das zur Radikalisierung führen kann, Beispiel: Ostdeutsche.

    Erstaunlich und erschreckend, dass sich Kleinkinderverhalten auf die Soziologie übertragen lässt... - "Besser negative Aufmerksamkeit, als gar keine Aufmerksamkeit erfahren!"

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