Aufarbeitung negativer Beziehungserfahrungen

  • Aufgrund dieses Fadens

    kamen bei einigen Usern (mir, gauloise,...) diverse eigene negative Erfahrungen hoch, die z.T. noch erschreckend lebendig und belastend waren, obwohl nicht mehr ganz frisch.


    Wir wollten den Faden nicht mit den eigenen negativen Erfahrungen überschwemmen und die TE auch nicht damit überfordern. Aber es schien so, als ob ein separater Faden ganz hilfreich sein könnte.


    Hiermit ist er eröffnet...


    Ich überlege selber gerade noch, ob man Beiträge rüberkopiert,... Vielleicht man jeder für sich mal überlegen!

    Live the life you love. Love the life you live.

  • Das ist ja mein Thema. Wer mich noch aus med1 kennt, kennt auch meine negativen Beziehungserfahrungen. An denen habe ich zu kämpfen gehabt.


    Es ist oft schwierig trotz negativer Erfahrung nicht zu generalisieren und vorzuverurteilen. Nicht zu verbittern. Das gilt natürlich nicht nur für negative Beziehungen in der Richtung "Paarbeziehung" sondern natürlich auch für Beziehungen im familiären Umfeld.


    Ich laufe mittlerweile wieder mit erhobenem Kopf durch die Welt, kann wieder positiv denken, handeln und anderen vertrauen. Ich finde man muss nicht alles bis zu Ende aufarbeiten. Man muss auch nicht alles verzeihen, mir persönlich hat es aber geholfen ein gewissen Verständnis zu entwickeln, selbst wenn ich trotz dessen vieles nicht verzeihen will und auch nie werde.


    Auch ein gewisses Verständnis gegenüber den eigenen Gefühlen und Gedanken, die aus Erfahrungen resultieren, die man lieber nicht gemacht hat. Trotzdem muss man immer abwägen, warum man diese Gefühle und Gedanken hat. Ich versuche mich immer zu reflektieren, wenn ich emotional werde, warum ich in dem Moment emotional bin das hilft mir persönlich sehr in der "Selbstkontrolle".

  • Ich glaube, genau an dem Punkt "Verständnis" hapert es. Wenn man sich vor Augen führt, was man für absurde Dinge mitgemcaht hat, wie man behandelt wurde - und ja, dass man sich so hat behandeln lassen.

    Live the life you love. Love the life you live.

  • Vielleicht kopierst du die Beiträge wirklich hier rein, dann kann man besser darüber diskutieren :smiling_face: oder du verlinkst an die entsprechende Stelle im anderen Thread?

  • gute Idee, dieser Faden, darf ich auch mitschreiben?

    Ich glaube, genau an dem Punkt "Verständnis" hapert es. Wenn man sich vor Augen führt, was man für absurde Dinge mitgemcaht hat, wie man behandelt wurde - und ja, dass man sich so hat behandeln lassen.

    bei uns gab/gibt es halt drei Kinder, sonst wäre ich Jahre vorher weg gewesen.

    Aber ich bin immer noch ein wenig sauer, dass mein Ex-Mann so gar keine Bereitschaft gezeigt hat mit mir an uns zu arbeiten, tatsächlich immer noch.


    Und ich kämpfe immer noch damit, dass ich mich nicht so klein machen darf, die "Schuld" gebe ich aber nicht meinem Ex. das war eben meine Strategie, mein Fehler

    Ich fände es gut, wenn Jeder, der hier mitschreiben möchte, seine eigenen Beiträge ggf selber hierher kopiert oder verlinkt oder seine Geschichte neu erzählt, ganz wie er/ sie selber das möchte.

  • Danke, Sunflower.

    Ich kopiere einfach mal meinen ersten Beitrag aus dem anderen Faden hier rein, gekürzt um die Teile, die sich nur auf die TE des anderen Fadens bezogen.

    Wir waren zwanzig Jahre verheiratet und sind seit über dreizehn Jahren getrennt. Ich denke auch nicht, dass ich deswegen in Therapie muss oder so, aber mich hat erschreckt, dass ab und zu ganz kleine Auslöser reichen und es ist alles wieder da. Und dann verhalte ich mich völlig irre. :confounded_face:

  • Erst einmal vielen Dank für die Eröffnung dieses Fadens.

    Ich werde hier erst Mal interessiert mitlesen. Bei mir ist es noch zu frisch (etwa seit 1,5 Jahren getrennt aus einer 10-Jährigen Beziehung) und ich bin da noch ziemlich im Aufarbeitungsprozess.

    Everything happens for a reason

  • Ich kopiere dann auch mal alles rein, was ich drüben geschrieben habe.


    Background: Rd. 7 Jahre Beziehung. Der erste Partner, mit dem ich jemald zusammen gezogen bin. Also hat er wirklich was bedeutet. Gut ein Jahr getrennt.

    Er hatte viel Vorgeschichte (in Ehe betrogen worden, 3 Kinder damals gerade 18 und älter, etliche gescheiterte Beziehungen danach, wo seine Erklörungen, wie mies die Frauen gewesen seien, extrem glaubhaft klangen). Fast unsere ganze Beziehung war überschattet von seiner Privatinsolvenz als Folge der Scheidung, die damals über 15 Jahre zurücklag (Grundstück, Rohbau, wegen Unfähigkeit zur Einigung alles zwangsversteigert. Wegen Unfähigkeit, sich Problemen zu stellen, über 15 Jahre die Schulden ausgesessen. Bei damaligem Zinssatz extreme Summen. Und dann gab es echte Ungerechtigkeiten im Insolvenzverfahren; u.a. reichte die Ex für das jüngste Kind eine handschriftliche Unterhaltsforderung "Satz x Jahre" ein, die sich auf 153.000€ belief. Dabei hat er gezahlt, war aber lange arbeitslos. Laut Jugendamt, über das alles lief, waren nur 3.000€ offen. DAS hat die auch eingereicht, trotzdem wurde die hohe Summe anerkannt. Ja, ungerecht - und nach diesem Gerichtsverfahren (weil sie hatte ihm delinquentische Absichten unterstellt und dann hätte die Restschuldbefreiung sich nicht auf den Unterhalt erstreckt) hat er sich extrem verändert. Es aber nie zugegeben. Verbitterung, Frust, auf alles und jeden.


    - - - - -



    Zitat

    Das Perfide ist, dass es meine erste richtig lange Beziehung war und der erste Mann, mit dem ich zusammengezogen bin. Weil ich aus Gründen extrem kritisch war (die Ehe meiner Eltern...). Er hat also richtig was in mir ausgelöst - umso böser das Erwachen, was so nach 4-5 Jahren richtig einsetzte. Bzw. sein Veränderungen mir gegenüber. Worttiraden kenne ichi weniger, aber fiese leise Sticheleien, die extrem abwerten waren. "Meine ich doch nur lustig, du hast wohl keinen Humor" (bezogen auf den Satz, dass man mit mir Krüppel ja XYZ nicht machen könne). Also so richtig leise und fies - und wenn ich dann laut wurde und wütend (was ich nämlich gut kann, wenn man mich so richtig trifft), dann hieß es, ICH sei aggressiv, ich sei "psycho" und am Ende sogar "irre". Ta, das war halt die Rache, wenn ich DIREKT und OFFEN (und im 1. Anlauf sogar ruhig) angesprochen habe, dass ich etwas unmöglich finde.


    Ich wünsche mir wohl wieder eine Beziehung. Aber Zusammenziehen sehe ich echt nicht mehr. Meine Sicherheitszone gebe ich nicht mehr her.

    Live the life you love. Love the life you live.

  • Ja, Aggressivität und psychisch gestört wurde mir auch vorgeworfen, wenn er mich durch stundenlanges, einfach nur saudummes Gefasel schließlich zur Weißglut getrieben hat und ich ausgerastet bin. Wenn ich nach 10 Stunden Büro mit lauter Nervkram einfach nur etwas Ruhe wollte. Gerne kam auch das Argument „Du arbeitest im Sitzen, Du kannst gar nicht erschöpft sein“. Meine Gefühle sind dann sehr schnell gestorben.


    Das Zitat ist jetzt leider nötig fürs Verständnis...


    Live the life you love. Love the life you live.

  • Live the life you love. Love the life you live.

  • Irgendwie hätte man da noch mehr kopieren können, aber ich belasse es jetzt mal bis auf eine Ausnahme bei meinen Beiträgen. In der hoffnung,dass wir hier wieder den roten Faden finden.

    Live the life you love. Love the life you live.

  • Dann will ich mal anfangen mit meinen unschönen Beziehungen. Zumindest mit den unschönen Bestandteilen, ich meine es hat ja jede Beziehung auch ihre guten Seiten.


    Fangen wir mal ganz am Anfang an. Die Beziehung zu meiner Mutter. Meine Eltern sind schon sehr früh Eltern geworden. Meine Mama war 18, da hat sie meine ältere Schwester bekommen, 2 Jahre später kam ich. Leider waren sie nicht wirklich bereit für die Elternrolle und die Beziehung war alles andere als gefestigt. Noch dazu waren sie chronisch pleite. Ich bin daher in einer Sozialwohnung aufgewachsen. Meine Mama hat eine Ausbildung nachgeholt als ich noch klein war, ich war daher viel bei einer Tagesmutter und später im Ganztagskindergarten. Ansonsten war die Ehe eigentlich von meiner Geburt an schon kaputt. Als ich 6 war haben sie es schließlich eingesehen und sich getrennt. Ich bin bei meinem Papa geblieben, meine Schwester bei meiner Mama. Die Treffen waren dann anfangs noch regelmäßig, da meine Eltern aber nicht fähig waren ordentlich miteinander zu kommunizieren und meine Mama auch nicht sooo zuverlässig in ihren Aussagen (ich erinnere mich beispielsweise daran nach der Schule zu ihr zu gehen und dann vor verschlossener Tür zu warten, weil sie vergessen hat, dass ich komme) hat mein Vater beschlossen, dass ich mich selbst um Treffen kümmern musste. Das wurde dann weniger. Als sie schließlich 2 Fahrstunden weit weg wohnte und ich sie nur noch mit dem Zug besuchen konnte ging das in Richtung 3-4 mal jährlich. Ich war damals 10 oder 11 Jahre alt. Ich nehm meinen Eltern dieses Verhalten durchaus etwas übel. Ich denke dass die frühe Trennung zu meiner Mutter Grund ist für die Verlustängste die ich später auch mit in Beziehungen genommen habe. Aber ich kann es in gewisser Maßen auch verstehen. Meine Mutter selbst hatte keine leichte Kindheit, war lange wegen Missbrauch in Therapie und war einfach noch nicht bereit und fähig gewesen Kinder zu erziehen. Ich habe ihr verziehen und führe eine oberflächliche Beziehung zu ihr. Wir sehen uns 2-3 mal im Jahr und kommen an diesen Tagen auch sehr gut miteinander aus.


    Meine erste längere Beziehung war die nächste Erfahrung, die ich auch hätte bleiben lassen können. Ich war knapp 4 Jahre mit ihm zusammen und habe in dieser Zeit stark an Selbstbewusstsein eingebüßt (das durch Mobbing in der Schulzeit auch nicht so besonders groß war). Mein Ex war 8 Jahre älter als ich und krank, also körperlich. Zudem nicht besonders erfolgreich (musste wegen seiner Krankheit den Job aufgeben und machte während der Zeit unserer Beziehung dann eine schulische Umschulung). Dazu war er absolut pleite und ein exzessiver Spieler (Glücksspiel am Automaten und WoW am Rechner). Generell waren seiner Meinung nach immer alle anderen an seinem Unglück Schuld. Er war ein richtiger Miesepeter, Pessimist durch und durch und krankhaft eifersüchtig. Zudem hat er auch mich klein gehalten.

    Ich habe da ein paar Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit um das zu verdeutlichen:

    Ich habe uns in den Ferien beispielsweise einen Job besorgt. Vollkommen okay, in ner Wäscherei, aber das war mit ihm kaum auszuhalten, weil er den ganzen Tag über gejammert hat, wie absolut unter seiner Würde das doch wäre. OBWOHL ich genau das gleiche gemacht hatte. Oder ich erinnere mich, ich hatte das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht und bin danach mit meinem Papa feiern gegangen. Da hat er sich beschwert, warum man das feiern müsse, das wäre doch keine Leistung und würde nichts an unserer Situation ändern.

    Einmal waren wir im Urlaub, weil mich mein Papa dazu eingeladen hat, da hat mich der Animateur beispielsweise am Vormittag angesprochen, ob ich nicht Teil der Abendshow sein will (war ne Modenschau oder sowas). Ganz normal im Rahmen seines Jobs, da ist er ausgeflippt, weil er so sauer war, dass ich mit dem gesprochen hatte (rasend eifersüchtig) mir war das unfassbar peinlich.

    Dazu hat er mich auch einige male bestohlen und mein Geld verzockt. Theoretisch schuldet er mir heute noch 800 EUR. Mir war eigentlich schon nach kurzer Zeit klar, dass er mir nicht gut tut, aber ich wollte ihn "retten". Er hatte natürlich auch seine guten Seiten, wie jeder Mensch. Aber ich bin ein sensibler Mensch, ich wäre bei seiner ganzen Wut und den Streitereien bald zerbrochen. Schluss gemacht habe ich, da war ich gerade mit Studienkollegen eine bestandene Zertifizierung feiern und er ist mir nachgekommen in den Club, weil er meine E-Mails gelesen hatte und ich zu dem Studienkollegen der mir Zusammenfassungen geschickt hat nett war. Er hat mir ne Szene im Club gemacht und ich hab mich in Grund und Boden geschämt. Hab dann vor der Tür Schluss gemacht und erst mal weiter gefeiert. Als ich heimgekommen bin saß er dann heulend da, aber ich bin stark geblieben und echt stolz darauf.


    Die Beziehung danach war ganz anders, ich würde sagen das andere Extrem. Der war extrovertiert statt introvertiert und im Nachhinein ein klassischer Narzisst, der süchtig nach Aufmerksamkeit und Anerkennung war. Keinerlei Eifersucht (hach wie schön, ich bin übrigens auch nicht eifersüchtig) aber ein notorischer Lügner und Manipulator. Sogar was alltägliches betrifft. Also Geschichten aus seiner Jugend, die total belanglos waren, aber komplett gelogen. Zudem hat er mich von den knapp 4 Jahren die wir zusammen waren 3,5 Jahre lang mit allem betrogen was irgendwie für ihn erreichbar war. Mir ist das erst sehr spät aufgefallen. Klar es gab mal Ungereimtheiten, aber ich hatte ihm sowas nicht zugetraut, zudem er jetzt optisch auch nicht unbedingt dem Mainstream-Schönheitsideal entsprach, also die kamen nicht von selber angeflogen, sondern er musste sich zum "erobern" schon ordentlich ins Zeug legen. Das schlimmste ist, dass er mich vor anderen diffamiert hat. Hat behauptet wir hätten ne offene Beziehung, ich sei damit total okay und ich würde sogar Swingerparties daheim schmeißen. Das war halt auch alles gelogen und wenn ich dabei war, war er ein anderer Mensch. Der hatte ne Bar, ist nach der Arbeit noch mit einer in die Kiste gesprungen, heim gekommen, hat das Essen gegessen, dass ich ihm vorbereitet hab und hat sich zu mir ins Bett gekuschelt. Einfach so, als wäre nichts gewesen. Selbst als ich mit depressiver Verstimmung nach einem schweren Unfall daheim lag hat er nicht davon abgelassen mich zu betrügen, so egal war ich ihm. Das war absolut entwürdigend, vor allem, dass er mir keinerlei Mitbestimmung oder Wahl eingeräumt hat. Hauptsache sein Ego wurde gestärkt. Ich war lange sehr sauer auf ihn und unfassbar enttäuscht, weil er mich so sehr gekränkt hatte. Aber inzwischen hat das Karma das geregelt (bin ich böse, dass ich jetzt grinsen muss? :grinning_squinting_face: ) Er hat 2 Jahre auf Bewährung bekommen, weil er wohl einer jungen Frau einen mit Ecstasy präparierten Kuchen serviert hat um sie anschließend flach zu legen, war aber etwas zu viel und sie musste ins Krankenhaus und hat ihn dann angezeigt. Klar man könnte sich beschweren, dass die Strafe viel zu mild war, aber er hat dadurch seine Geschäftsfähigkeit und damit sein Lokal verloren und es stand ganz groß mit einem Foto seinerseits in der örtlichen Zeitung. Er hat also sein Image verloren. Es gibt absolut nichts, was ihn so sehr hätte treffen können.


    Nach der Beziehung war ich erst mal ein paar Monate echt verbittert. Da waren dann erst mal alle Männer Schweine, die wenn man sie in einen Sack steckt und drauf schlägt nie nen falschen erwischt. Also alle unter Generalverdacht gestellt. Aber ich hab das wieder hinbekommen und führe jetzt seit 5 Jahren ne sehr glückliche Beziehung mit meinem "Hauptgewinn". Der spricht es einfach an, wenn er irgendwas will, wie geil ist das denn. Miteinander Reden, mega! Irgendwann muss man ja mal Glück haben und nen Hauptgewinn weiß man erst richtig zu schätzen, wenn man schon mal ne Niete gezogen hat.

  • Ich glaube, es gibt nur diese Phase, wo man es (noch) für eine Macke hält. Man hat ja selber Ecken und Kanten und das Gegenüber halt auch. Den perfekten Kerl backen kann man sich nicht, jeder hat nun mal auch negative Seiten, blabla.

    Und dann wird es - warum auch immer - mehr, schlimmer, rücksichtsloser,... Fängt an, von einer Macke zur echten Belastung zu werden. Aber dann ist man oft schon so tief in der Beziehung, dass der Absprung nicht mehr so leicht ist. Weil es ja auch gute Momente gibt, tolle Erinnerungen,... Was es schwer macht. Wenn jemand einfach nur Arsch ist, dann ist der Cut einfach leichter als wenn er auch positive Dinge mit sich bringt. Und was sind schon die Ausbrüche, die 8noch) relativ kurz sind und die man ausblenden kann wenn alles okay ist, gegen die vielen schönen Dinge, Pläne,...

    Ich denke, manchmal braucht es einfach ganz viel Zeit und ganz viel Belastung und irgendwann auch den Punkt, wo das Erholen nicht mehr gelingt, bis man den Absprung schafft. Und die Schmerzgrenze ist individuell sehr verschieden.

    Anfangs reißen sich die meisten in einer Beziehung ja auch noch zusammen. Man sieht sich nur wenige Stunden am Tag, da ist das auch noch leicht möglich. Wenn man dann mal zusammen wohnt und 24 Stunden miteinander verbringt, da zeigt sich das wahre Gesicht dann ungefiltert. Aber es gibt ja auch immer einen Grund warum man zusammen gekommen ist. Etwas, was einem an dem anderen gefallen hat, was man vielleicht sogar bewundert hat. Und natürlich auch Gefühle die einen Hindern einfach zu gehen.


    Ich für mich habe beschlossen, dass ich einen ebenbürtigen Partner an meiner Seite haben will. Ich will jemanden der mir den Rücken stärkt und dem ich den Rücken stärke und niemanden den ich in Therapie nehme. Das Problem bei meiner ersten längeren Beziehung war auch, dass er mir IMMER die Schuld gegeben hatte, so sinnbefreit das auch war. Also selbst in der Situation mit dem Animateur hätte ich ja einfach nicht mit ihm reden müssen, wenn ich doch eh weiß wie sich solche Situationen für ihn anfühlen. Und so hirnrissig wie man selbst ist, versucht man natürlich in Zukunft solche Situationen zu vermeiden und man nimmt sogar eine Art der Teilschuld an. "Hätte ich es halt nicht angesprochen" etc pp. Bis man irgenwann nur noch Konflikte vermeidet und gar nicht mehr für sich selbst einsteht.


    Ich bin SOOOO unendlich froh, dass ich mit meinen beiden Nieten (sorry für den Ausdruck) keine langfristige Verpflichtung eingegangen bin. Kein Kind gezeugt hab, geheiratet hab, oder sonstiges.

  • Ich hole den Faden mal wieder hoch...


    Wollte mit einem Gedankengang nicht einen anderen Faden sprengen, aber DAS hier hat mich gerade gedanklich in meine Beziehung zurückgeworfen:

    Ich hab gestern viel weggearbeitet, das Kind hat Ferien, war aber verabredet und praktisch den ganzen Tag draußen. Freitags ist bei uns Filmabend, was immer Kerl und Kind zusammen machen, und ich schließe mich manchmal an, manchmal auch nicht. Gestern bin ich mit hängen geblieben, wir haben Pizza gegessen und den Film geguckt. Danach wollten der Kerl und ich noch einen Film sehen, das Kind hat gebettelt, weil es mitgucken wollte, obwohl wir Filme meist auf Englisch sehen, hat das Kind aber in Kauf genommen. Ist dann während des Films in meinem Arm eingeschlafen, wir haben ihn ins Bett gebracht. Nach dem Film hab ich dann noch einen Text weitergeschrieben und Musik gehört, während der Kerl schon ins Bett gegangen ist, und hab um halb drei die Segel gestrichen und bin auch ins Bett. Eigentlich wollte ich noch ein Regal planen und heute dann in den Baumarkt, hatte aber keine Lust mehr und mache das dann jetzt gleich.

    Beim Insbettgehen leise Empörung, weil ich schon so müde war, aber auch die Erkenntnis, dass ich dringend Schlaf brauche, weil ich nix Vernünftiges mehr mit mir anfangen kann.

    Aus folgendem Faden:

    marblemadness


    Hier war immer nur Stress, wenn ich arbeiten musste. Es gab Zickereien, wenn ich am Wochenende an den Schreibtisch musste. Es gab spitze Kommentare und beleidigtes Schweigen, wenn ich abends mal den Laptop auf dem Schoß hatte (simple Buchhaltung, kurz Rechnung archivieren,...). Ich MUSSTE zeitgleich mit meinem Ex schlafen gehen, wenn er da war. Bin ich eher gegangen, fiel ihm plötzlich ein. lautstark etwas machen zu müssen. Wollte ich noch etwas tun und er wollte schlafen, gab es wieder spitze Kommentare was ich "denn treiben würde".


    Ich habe mich komplett nach ihm gerichtet, weil sonst die ständig resultierende miese Stimmung noch ätzender war. Aber ich habe irgendwie aufgehört zu existieren. Habe früher gerne gelesen, aber selbst dafür bin ich am Ende angemotzt worden.


    Needless to say, dass natürlich vorrangig sein Filmgeschmack zählte...


    Puuh, und das kam bei Shojos Worten gerade total hoch. Weil ich merke, wie sehr ich mir DIESEN Freiraum in einer Beziehung gewünscht hätte. Ich arbeite nun mal in Teilen flexibel und in Teilen zu Hause. Freiberuflich hat man irgendwie immer was zu erledigen. Ich habe immer schon gerne wilde Gedanken im Netzt verfolgt, Projekte im Kopf, hier was recherchiert, da was gelesen.


    Das wurde mir nach und nach regelrecht abtrainiert...

    Live the life you love. Love the life you live.

  • Das wäre auch für mich die reinste Horrorvorstellung. Was wird denn da konkret als Paarzeit definiert? Nebeneinander auf der Couch sitzen und jeden Abend sein Zeug im Fernsehen angucken? Kein Schritt ohne den Partner machen? Gruselig!


    Meine Definition von glücklicher Partnerschaft bedeutet für mich maximale Freiheit innerhalb der Beziehung, ohne dem anderen wehzutun. Ich könnte spontan mit einer Freundin einen 3-Tagestrip buchen, ohne vorher zu fragen, ob es genehm ist. Er würde mir einfach viel Spaß wünschen. Ich bin ja auch selbstständig und mein Mann weiß, dass ich da Freiräume brauche, u.a. auch für die Buchhaltung. Die kann ich machen, wann immer ich es will, auch wenn es abends um 0.00 Uhr ist. Kein Gemecker, kein Tadel, kein Vorwurf. Ich kann überhaupt machen, was und wann ich will und wenn es nur im Forum abhängen ist. Mein Mann kann sich selbst beschäftigen. Er guckt gerne TV, ich nicht. Also kann er gucken, was und wann er will, ich mach dann meins.


    Allerdings ist unsere Beziehung nicht geprägt von Eifersucht, weil wir einander zu 1000% vertrauen. Wir wissen, dass wir beide uns auch nach 25 Jahren immer noch tief und innig lieben, akzeptieren auch die Meinung des Anderen. Natürlich gibt es auch genügend Zeit, wo wir etwas gemeinsam machen. Wir kochen z.B. jedes Wochenende zusammen, stehen in der Küche und schnippeln und necken uns auch mal. Jedes Wochenende haben wir noch ein Stündchen morgens im Bett, da gibts einen Kaffee serviert und wir reden viel, die Katzen dürfen dann auch ins Bett. So startet dann schon der Tag perfekt.


    Wäre es nicht so freiräumig mit Qualitätszeit zwischen uns, wäre ich wohl lieber alleine. Jemanden seinen Arsch nachtragen wollte ich nicht.

  • Ich habe mich komplett nach ihm gerichtet, weil sonst die ständig resultierende miese Stimmung noch ätzender war. Aber ich habe irgendwie aufgehört zu existieren.

    das klingt traurig und ich kenne sowas ja auch, dss man denkt, wenn man sich nach jemanden richtet, dessen Stimmung besser wird - in der Rgele klappt das aber nur begrenzt und man gibt sich völlig auf.


    Es ist schon ein Balanceakt zwischen zu sich selbst stehen , sein Ding machen können und aber auch den anderen sehen und auch mal ihm zu Liebe etwas machen.


    Ich habe gerade ein bisschen schlechtes Gewissen, war eigentlich mit einer Freundin verabredet, da mein Mann nicht da sein wollte - dann hat sich das aber durch Corona zerschlagen und er hat mich gebeten, ob wir was zusammen an dem schönen Sonnentag machen. Wir haben nur die Wochenenden zusammen und er meinte schon, wegen der enormen Spritpreise müsse er überlegen , ob er jedes WE kommen kann.

    Daher wollte ich ihn nun heute nicht alleine lassen und ihm saagen: ach ist mir egal, wenn sich da bei dir was geändert hat.


    Colaterschaden ist meine Freundin, der ich es aber erklärt habe .... aber ein schlechtes Gewissen habe ich trotzdem.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!