Ich möchte über Neid und Missgunst sprechen und wie/ob man sich davon befreien kann.
Zuerst zu meiner Situation:
Ich bin weiblich 37 Jahre alt und arbeite seit 15 Jahren in der gleichen Firma. Obwohl ich weiß, dass ich nicht gerade überbezahlt bin, bin ich im Grunde zufrieden.
Ich habe ein großes Büro für mich alleine, das hat viele Vorzüge – ich kann zB. den ganzen Tag Radio/Musik hören ohne dass sich jemand davon gestört fühlt und auch welche Art von Musik ist egal. Meine Kollegen in den Nachbarbüros sind sehr nett, wir verstehen uns alle gut und trinken auch mal zusammen einen Kaffee. Ich habe hauptsächlich Routinearbeiten zu erledigen, mein Chef weiß dass ich dies zuverlässig mache und somit habe ich quasi freie Hand, er lässt mich komplett in Ruhe. Auch wenn man mal zwischendurch weg muss weil man etwas zu erledigen hat (Autowerkstatt, Mechaniker kommt ect.) ist das absolut kein Problem, man muss die Zeit halt einarbeiten an einem anderen Tag. Ich kann Urlaub gehen wann ich möchte und auch spontan ohne mich mit anderen absprechen zu müssen.
Finanziell ist meine Situation so, dass ich ganz gut mit meinem Geld auskomme. Ich muss dazu sagen, dass ich eine extrem günstige Mietwohnung habe.
Ich lege ca. 400 Euro monatlich auf ein Sparbuch, das geht sich gut aus ohne dass ich auf etwas verzichten müsste. Wenn mir etwas gefällt kaufe ich es mir bzw. auch beim Essen wird nicht extra gespart, sollte aber dazu sagen, dass ich auch kein Verschwenderischer Typ bin. Da meine Hobbys aus Sport (Hauptsächlich Laufen, Bergsteigen, Klettern) bestehen, muss ich dafür nicht viel Geld ausgeben. Einmal im Jahr neue Lauf/Bergschuhe sind nicht so teuer und Ausrüstung wie Steigeisen und ein Klettergeschirr kauft man sich 1x und hat es dann viele Jahre.
Das Einzige was wirklich kostenintensiv ist sind meine Urlaube, ich liebe es zu verreisen. Aber wenn man sich monatlich 400 Euro zur Seite legt und außerdem Urlaubs und Weihnachtsgeld bekommt (jeweils doppelter Lohn) geht sich das prima aus, wenigstens 1x im Jahr ne tolle Reise zu machen. Hier spare ich auch nicht, wenn ich mir einen Ort ansehen möchte, dann reise ich dorthin auch wenns mehrere tausend Euro kostet.
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Soviel zu meiner Situation. Im Grunde darf ich nicht jammern, ich komme super klar und bin eigentlich zufrieden. Habe mir sogar schonmal überlegt meine Stunden von 38 auf 35 zu reduzieren weil ich dann etwas mehr Freizeit hätte und es sich finanziell dann auch noch ausginge.
Nun zu meinem Problem:
Oftmals werden bei uns in der Firma Stellen ausgeschrieben und dann merke ich wie sich mir der Magen zusammenzieht und ich ärgerlich werde. Mir kommt vor, jeder hier verdient mehr als ich. Wenn es um Positionen im Führungsbereich geht, verstehe ich das auch. Ich meine damit eher Positionen wo ich weiß dass diese auch nicht mehr Verantwortung/Druck haben als ich und auch keine bessere Ausbildung mitbringen. Auch im privaten Umfeld stelle ich immer wieder fest, dass ich viel weniger verdiene als die meisten Leute mit welchen ich zu tun habe. Ich war damals als ich hier angefangen habe leider sehr naiv, extrem schüchtern und habe sehr schlecht verhandelt beim Lohn (heute ist mir das klar).
Die Frage an euch:
Viele werden sich denken, ich sollte einfach nochmal nachverhandeln bei meinem Gehalt ect.. Das habe ich schon versucht. Fakt ist, ich werde hier nicht mehr bezahlt bekommen, wenn es mich zu sehr stört, müsste ich wirklich kündigen.
Aber ich möchte gar nicht darüber diskutieren, deshalb habe ich absichtlich nicht geschrieben was ich genau mache und wieviel ich dabei verdiene! Und aus oben genannten Gründen möchte ich ungern meinen Job kündigen (nette Kollegen, eigenes Büro, keinen nervigen Chef im Nacken ect.)
Ich möchte eher folgendes reden:
Ich bin doch eigentlich zufrieden mit mir und er Situation solange ich nicht von den anderen höre was sie bezahlt bekommen. Dann werde ich ärgerlich weil ich mich benachteiligt fühle und weniger wertgeschätzt.
Die Frage ist, denkt ihr dass dies ein absolut natürliches Gefühl ist oder kann man von diesen „sich mit anderen vergleichen“ weg kommen?
Mein logisch denkendes Hirn sagt mir:“ Du hast doch alles was du brauchst, anscheinend sogar mehr – möchtest du ja oftmals noch die Arbeitsstunden reduzieren.“ Aber mein Bauchgefühl sagt mir dass ich zornig bin.
Ich würde es doch viel schöner finden, wenn man anstatt sich zu ärgern, sich einfach ehrlich für eine andere Person freuen könnte. Es ist doch schön, wenn jemand einen gut bezahlten Job bekommt – nur weil ein Anderer etwas mehr hat, habe ich doch nicht weniger. Aber das gelingt mir leider nicht. Vielleicht liegt es aber auch an meinem schlechten Selbstbewusstsein, ich habe immer schon das Gefühl gehabt, dass andere irgendwie besser sind als ich und hier bekomme ich es immer wieder aufgezeigt.
Andererseits:
Wenn ich mir das Geschriebene durchlese, denke ich wieder – wahrscheinlich bin ich einfach sehr, sehr verwöhnt und von lauter Menschen umgeben die wirklich auf die Butterseite des Lebens gefallen sind.
Es gibt da draußen sicher unzählige die keine 400 Euro im Monat übrig haben, auf die Malediven fliegen und dann noch das Gefühl haben sie hätten zu wenig.