Aktivismus - Wahn oder Sinn?

  • Oder befürwortest Du Zerstörung und Gewalt , wenn es um das Durchsetzen Deiner Interssen geht ?

    Nein, sonst wäre ich auch kein Pazifist.


    Was verstehst denn Du unter zivilen Ungehorsam ?

    Gewaltfrei, ohne Waffen, die gesetzlichen Möglichkeiten voll ausnutzen und erweitern.


    Blockaden sind gewaltfrei, es wurde aber dem Aspekt "Nötigung" mehr Gewicht verliehen.

    Das Betreten von Wäldern ist für jedermann gestattet, auch wenn sich dieser im Privatbesitz befindet. Der Hambacher Forst wurde aber geräumt - zum Schluss rechtswidrig.

    Die Grundlage ist die Basis von ALLEM.

  • Ziviler Ungehorsam ist für mich gewaltfrei , den soll und darf es in einer Demokratie geben in Form von Protest , Demos usw.

    Das wäre dann kein ziviler Ungehorsam, sondern ganz normales, im GG verankertes Bürgerrecht.

    Dan verstehe ich Deine Antwort nicht , Kulti - denn hier schreibst Du , auf meinen Satz , dass ziviler Ungehorsam für mich gewaltfrei ist - dass es für Dich kein ziviler Ungehorsam ist .

  • Oder befürwortest Du Zerstörung und Gewalt , wenn es um das Durchsetzen Deiner Interssen geht ?

    Nein, ich zum Beispiel auch nicht. Meine Interessen rufen nicht nach Zerstörung und Gewalt.


    Aber ist es nicht doch eine andere Ebene, wenn anerkannt umweltschädliche wirtschaftliche Interessen (z.B.Braunkohlebergbau) "nach Zerstörung rufen"?


    Die Polizisten halten übrigens bloss von Berufes wegen den Kopf hin. Die Gegner der Aktivisten zeigen sich bestimmt nur sehr ausnahmsweise auf einer Demo.

  • Ziviler Ungehorsam ist für mich gewaltfrei , den soll und darf es in einer Demokratie geben in Form von Protest , Demos usw.

    Das wäre dann kein ziviler Ungehorsam, sondern ganz normales, im GG verankertes Bürgerrecht.

    Dan verstehe ich Deine Antwort nicht , Kulti - denn hier schreibst Du , auf meinen Satz , dass ziviler Ungehorsam für mich gewaltfrei ist - dass es für Dich kein ziviler Ungehorsam ist .

    Im Wort "Ungehorsam" steckt drin, dass geltende Gesetze nicht eingehalten werden. Wenn ich aber mein im Grundgesetz verankertes Demonstrations- und Streikrecht wahrnehme, bin ich nicht ungehorsam, sondern verhalte mich völlig rechtskonform.


    Gewaltanwendung hat damit nichts zu tun - die lehne ich immer ab.

    Wenn ich z.B. "Landfriedensbruch" begehe, muss ich dazu keinerlei Gewalt anwenden.

    Die Grundlage ist die Basis von ALLEM.

  • Mir gefällt insoweit der Ansatz von Rawls und Habermas recht gut. Rawls hat versucht, ihn wie folgt zu fassen:

    Zitat

    Der ziviler Ungehorsam wird in Situationen ausgeübt, wo man mit Festnahme und Bestrafung rechnet und sie ohne Widerstand hinnimmt. Auf diese Weise zeigt der bürgerliche Ungehorsam, dass er legale Verfahrensweisen respektiert. Der bürgerliche Ungehorsam bringt den Ungehorsam gegenüber dem Gesetz innerhalb der Grenzen der Rechtstreue zum Ausdruck, und dieses Merkmal trägt dazu bei, dass in den Augen der Mehrheit der Eindruck geweckt wird, es handele sich wirklich um eine Sache der Überzeugung und Aufrichtigkeit, die tatsächlich an ihren Gerechtigkeitssinn gerichtet ist.

    hm- verstehe ich das richtig Bion

    also ist auch Gewalt, Zerstörung ok- bei zivilem Ungehorsam, nur soll ich ich bei der Festnahme keinen Widerstand leisten und zeige so , dass ich die Strafe dafür akzeptiere/respektiere aber nicht die Gesetze? Bürgerlicher Ungehorsam sind zum Beispiel friedliche Demos ohne Zerstörung , ohne Gewalt - ich bin ungehorsam innerhalb des gesetzlichen Rahmens ?

  • Im Wort "Ungehorsam" steckt drin, dass geltende Gesetze nicht eingehalten werden. Wenn ich aber mein im Grundgesetz verankertes Demonstrations- und Streikrecht wahrnehme, bin ich nicht ungehorsam, sondern verhalte mich völlig rechtskonform.

    Ok , Du bist in dem Fall für zivilen Ungehorsam - ich für den bürgerlichen Ungehorsam

  • Im Wort "Ungehorsam" steckt drin, dass geltende Gesetze nicht eingehalten werden. Wenn ich aber mein im Grundgesetz verankertes Demonstrations- und Streikrecht wahrnehme, bin ich nicht ungehorsam, sondern verhalte mich völlig rechtskonform.

    Ok , Du bist in dem Fall für zivilen Ungehorsam - ich für den bürgerlichen Ungehorsam

    Das kann nicht stimmen, weil Demonstrationen und Streiks - in Deinem Sinne - dann lediglich "geduldeter Ungehorsam" wären.

    Früher war das ja auch so, das wurde mit Aussperrungen geahndet, aber die Gewerkschaften sorgten dafür, dass es ein Grundrecht wurde.

    Die Grundlage ist die Basis von ALLEM.

  • Mir gefällt insoweit der Ansatz von Rawls und Habermas recht gut. Rawls hat versucht, ihn wie folgt zu fassen:

    Zitat

    Der ziviler Ungehorsam wird in Situationen ausgeübt, wo man mit Festnahme und Bestrafung rechnet und sie ohne Widerstand hinnimmt. Auf diese Weise zeigt der bürgerliche Ungehorsam, dass er legale Verfahrensweisen respektiert. Der bürgerliche Ungehorsam bringt den Ungehorsam gegenüber dem Gesetz innerhalb der Grenzen der Rechtstreue zum Ausdruck, und dieses Merkmal trägt dazu bei, dass in den Augen der Mehrheit der Eindruck geweckt wird, es handele sich wirklich um eine Sache der Überzeugung und Aufrichtigkeit, die tatsächlich an ihren Gerechtigkeitssinn gerichtet ist.

    Mir der von Zinn noch besser.

    Zitat

    „Man sagt, das Problem sei ziviler Ungehorsam. Aber das ist nicht unser Problem. Unser Problem ist der zivile Gehorsam. Unser Problem ist die große Anzahl von Menschen auf der ganzen Welt, die dem Diktat ihrer Regierung folgen und deshalb in Kriege ziehen, in denen dann Millionen Menschen wegen diesem zivilen Gehorsam getötet werden. Unser Problem besteht darin, dass Menschen gehorsam sind, sich die Gefängnisse wegen Bagatellen füllen, während die großen Verbrecher die Staatsgeschäfte führen. Das ist unser Problem.“

    US-Historiker Howard Zinn - Mut zum zivilen Ungehorsam
    Der US-amerikanische Historiker Howard Zinn war einer der führenden Köpfe der Bürgerrechts- und Friedensbewegungen in den USA. Heute scheinen seine Vorträge…
    www.deutschlandfunkkultur.de

  • Mir gefällt insoweit der Ansatz von Rawls und Habermas recht gut. Rawls hat versucht, ihn wie folgt zu fassen:

    Zitat

    Der ziviler Ungehorsam wird in Situationen ausgeübt, wo man mit Festnahme und Bestrafung rechnet und sie ohne Widerstand hinnimmt. Auf diese Weise zeigt der bürgerliche Ungehorsam, dass er legale Verfahrensweisen respektiert. Der bürgerliche Ungehorsam bringt den Ungehorsam gegenüber dem Gesetz innerhalb der Grenzen der Rechtstreue zum Ausdruck, und dieses Merkmal trägt dazu bei, dass in den Augen der Mehrheit der Eindruck geweckt wird, es handele sich wirklich um eine Sache der Überzeugung und Aufrichtigkeit, die tatsächlich an ihren Gerechtigkeitssinn gerichtet ist.

    hm- verstehe ich das richtig Bion

    also ist auch Gewalt, Zerstörung ok- bei zivilem Ungehorsam, nur soll ich ich bei der Festnahme keinen Widerstand leisten und zeige so , dass ich die Strafe dafür akzeptiere/respektiere aber nicht die Gesetze? Bürgerlicher Ungehorsam sind zum Beispiel friedliche Demos ohne Zerstörung , ohne Gewalt - ich bin ungehorsam innerhalb des gesetzlichen Rahmens ?

    Nein, klassische Gewalt und willkürliche Zerstörungen werden von den beiden nicht mehr als ziviler Ungehorsam begriffen. Sorry, mein Zitat war da etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Habermas und Rawls gehen im Grunde davon aus, dass der zivile Ungehorsam immer in einem feinen Grenzbereich zwischen Legalität und Legitimität erfolgt. Insbesondere setzen Sie voraus, dass er für ein nach allgemeinen Grundsätzen moralisches Ziel erfolgt, er darf insbesondere nicht eigennützig und von Gewinnunteressen getrieben sein. Vor dem Hintergrund, dass der zivile Ungehorsam im Ergebnis eine Durchbrechung rechtsstaatlicher Grundsätze und des Gewaltmonopols ist, sehen sie ihn nur in ganz engen Grenzen innerhalb einer freiheitlichen und plural verfassten Demokratie als legitim an. Man muss aber auch festhalten, dass wir hier auf der Ebene der Rechts- und Staatsphilosophie sind, d.h. beide gehen selbstverständlich auch davon aus, dass der Staat den zivilen Ungehorsam als Rechtsbruch bezeichnen und ahnden muss.

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  • Mir gefällt insoweit der Ansatz von Rawls und Habermas recht gut. Rawls hat versucht, ihn wie folgt zu fassen:

    hm- verstehe ich das richtig Bion

    also ist auch Gewalt, Zerstörung ok- bei zivilem Ungehorsam, nur soll ich ich bei der Festnahme keinen Widerstand leisten und zeige so , dass ich die Strafe dafür akzeptiere/respektiere aber nicht die Gesetze? Bürgerlicher Ungehorsam sind zum Beispiel friedliche Demos ohne Zerstörung , ohne Gewalt - ich bin ungehorsam innerhalb des gesetzlichen Rahmens ?

    Nein, klassische Gewalt und willkürliche Zerstörungen werden von den beiden nicht mehr als ziviler Ungehorsam begriffen. Sorry, mein Zitat war da etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Habermas und Rawls gehen im Grunde davon aus, dass der zivile Ungehorsam immer in einem feinen Grenzbereich zwischen Legalität und Legitimität erfolgt. Insbesondere setzen Sie voraus, dass er für ein nach allgemeinen Grundsätzen moralisches Ziel erfolgt, er darf insbesondere nicht eigennützig und von Gewinnunteressen getrieben sein. Vor dem Hintergrund, dass der zivile Ungehorsam im Ergebnis eine Durchbrechung rechtsstaatlicher Grundsätze und des Gewaltmonopols ist, sehen sie ihn nur in ganz engen Grenzen innerhalb einer freiheitlichen und plural verfassten Demokratie als legitim an. Man muss aber auch festhalten, dass wir hier auf der Ebene der Rechts- und Staatsphilosophie sind, d.h. beide gehen selbstverständlich auch davon aus, dass der Staat den zivilen Ungehorsam als Rechtsbruch bezeichnen und ahnden muss.

    Das ist doch viel zu differenziert und anstrengend :rolling_on_the_floor_laughing: :rolling_on_the_floor_laughing: :rolling_on_the_floor_laughing:

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