Aktivismus - Wahn oder Sinn?

  • Und selbst wenn sie ihre Ziele durchgesetzt bekommen hätten und Deutschland würde da mitmachen ...

    ... dann hätten wir gleich das nächste Problem: Eine erpressbare Regierung. Nächsten Monat sitzt dann da ein Rentner und hungert für eine Rentenerhöhung.

    Stell dir vor, du bist so gegen Krieg, dass du dich vor allem dafür einsetzt, dass derjenige gewinnt, der ihn begonnen hat.

  • So gesehen finde ich die Vorgehensweise von Greta Thunberg sehr viel vernünftiger. Soviel Geduld wollten die Hungerstreikenden aber wohl nicht aufbringen, oder hatten einfach auch andere Gründe.

    Sehe ich auch so. Und ich finde es sogar Zielführender.



    Meine erste, relativ emotionale Reaktion war, dass ich diesen Hungerstreik als etwas Erpresserisches empfunden habe. Da wollen irgend welche Leute eine Forderung durchdrücken, vorbei an allen Regeln, die sich unsere Gesellschaft gegeben hat. Dies empfinde ich als störend und anmaßend. Nun kann ich persönlich die Berichterstattung über diesen Hungerstreik versuchen auszublenden, spüre aber, wie ich mich bei jeder Meldung oder Schlagzeile darüber daran störe, dass hier eine Vorgehensweise, die ich nicht befürworte, eine Bühne bekommt. Genau das ist wohl aber auch Ziel des Hungerstreiks.

    Interessant das Du das schreibst, mir geht es ähnlich. Meine ersten emotionalen Reaktionen darauf sind auch eher negativ, ich mag es nicht emotional erpresst zu werden. Auch Menschen die bewusst auf die Tränendrüse drücken um sich durchzusetzen sind mir zuwider. Mein Verstand ruft dann sofort "Du musst Verständnis haben, die riskieren ihr Leben für eine gute Sache.".

    Aber mein Gefühl sagt: "Nö!" Und zwar weil wir in einer Gemeinschaft leben wo ich nicht ein paar Hanseln zu entscheiden haben wo es lang geht!

    Und das haben diese Kinder noch nicht verinnerlicht, weil die Erfahrung aus der Kindheit eine andere war, so meine Interpretation.

  • Aber die ganze Sache war schon geplant und mit viel medialer Aufmerksamkeit und so. Die müssen das doch vorher mal in der Theorie durchgespielt haben, was sie machen wenn keiner kommt? Oder sollte man in dem Alter wirklich noch so naiv sein?

    Ach, ich hatte sicherlich auch in dem Alter mal Momente, wenn ich in einer Sache sehr engagiert und trotzig bin, wo ich nicht alle Eventualitäten bedacht habe und mich so in Sackgassen manövriert hab. Wem ist das noch nicht passiert?

  • Und selbst wenn sie ihre Ziele durchgesetzt bekommen hätten und Deutschland würde da mitmachen ...

    ... dann hätten wir gleich das nächste Problem: Eine erpressbare Regierung. Nächsten Monat sitzt dann da ein Rentner und hungert für eine Rentenerhöhung.

    Da sehe ich den natürlichen Grund des Scheiterns solcher Aktionen. So gut gemeint auch die Gründe sein mögen, das kann nicht der Weg sein.

  • ich habe es bis jetzt so verstanden, dass ein Mensch ein gewisses Maß an Ideologie braucht, um für sich selbst Richtung und Orientierung im Leben zu haben.

    Das bezweifele ich. Schon eher glaube ich, dass der Mensch Ideale braucht für Richtung und Orientierung. Der Begriff Ideale ist auch nicht negativ besetzt. Ideologie schon, und ich finde, in den meisten Fällen zu recht.



    So gesehen finde ich die Vorgehensweise von Greta Thunberg sehr viel vernünftiger. Soviel Geduld wollten die Hungerstreikenden aber wohl nicht aufbringen, oder hatten einfach auch andere Gründe.

    Denkbar wäre auch, dass die die Aktionen von Thunberg und FFF einfach nur toppen wollten. Immer noch eins drauf setzen ist in unserer modernen Gesellschaft sowieso allgegenwärtig.

    Stell dir vor, du bist so gegen Krieg, dass du dich vor allem dafür einsetzt, dass derjenige gewinnt, der ihn begonnen hat.

  • Das mag schon sein. Trotzdem ist eine ganze Reihe junger Leute großen Wohlstand gewöhnt, und zwar seit Tag Eins ihres Lebens. Es war immer alles da und sogar im Überfluss. Egal, ob Papa oder Mama dafür gearbeitet hat. Sie sind es gewöhnt! Sie haben es nie anders kennengelernt. Das kann man nicht negieren und so tun, als wären sie wie arme Schlucker aufgewachsen.

    Ja genau.


    Deswegen kommt ihnen auch nicht in den Sinn, dass sie irgendwelche wirtschaftlichen Konsequenzen selbst tragen müssen, wenn die Klimarettung bezahlt werden muss. Für ihren Wohlstand waren bislang andere verantwortlich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man vor diesem Wohlstand weniger Ehrfurcht hat, als wenn man für das komfortable Auto und die geräumige Wohnung mit schicker Ausstattung auch schon 15 Jahre gearbeitet hat. Mit 20 rechnet man auch nicht "was bleibt im Alter und wie möchte ich mit 75 leben", das ist viel zu abstrakt und man hält solche Fragen auf der emotionalen Ebene ja gern raus (auch wenn man es verstandsmäßig schon weiß). Es gilt das "heute und jetzt", und das wurde nun mal 20 Jahre lang von Eltern finanziert.

  • Tatsächlich habe ich mich mit diesen Dingen mit 20 beschäftigt. Ich habe bis heute, 25 Jahre später, weder ein Auto noch eine geräumige Wohnung. Mit dem Thema Klimawandel beschäftige ich mich auch seitdem, und ich könnte heulen, wenn ich hier lese, wie viele Leute das immer nicht nicht verstanden haben. Ich kann das echt nicht mehr ertragen.

  • Deswegen kommt ihnen auch nicht in den Sinn, dass sie irgendwelche wirtschaftlichen Konsequenzen selbst tragen müssen, wenn die Klimarettung bezahlt werden muss.

    Stimmt. Nicht nur die Kosten sind etwas, das sie noch nicht kennenlernten, auch den Verzicht, den sie predigen, haben sie selbst ja nie erlebt.

    Stell dir vor, du bist so gegen Krieg, dass du dich vor allem dafür einsetzt, dass derjenige gewinnt, der ihn begonnen hat.

  • Ach, ich hatte sicherlich auch in dem Alter mal Momente, wenn ich in einer Sache sehr engagiert und trotzig bin, wo ich nicht alle Eventualitäten bedacht habe und mich so in Sackgassen manövriert hab. Wem ist das noch nicht passiert?

    Das stimmt natürlich, aber so weit wäre ich nicht gegangen....

  • Tatsächlich habe ich mich mit diesen Dingen mit 20 beschäftigt. Ich habe bis heute, 25 Jahre später, weder ein Auto noch eine geräumige Wohnung. Mit dem Thema Klimawandel beschäftige ich mich auch seitdem, und ich könnte heulen, wenn ich hier lese, wie viele Leute das immer nicht nicht verstanden haben. Ich kann das echt nicht mehr ertragen.

    Ich habe auch kein Auto und fliege nicht mit dem Flugzeug in den Urlaub, ich möchte auch das etwas für das Klima getan wird.

    Wir diskutieren hier aber nicht über das Klima, sondern über die Methode etwas durchzusetzen! Das hatte ich extra in meinen Eingangsbeitrag geschrieben.

  • Tatsächlich habe ich mich mit diesen Dingen mit 20 beschäftigt. Ich habe bis heute, 25 Jahre später, weder ein Auto noch eine geräumige Wohnung. Mit dem Thema Klimawandel beschäftige ich mich auch seitdem, und ich könnte heulen, wenn ich hier lese, wie viele Leute das immer nicht nicht verstanden haben. Ich kann das echt nicht mehr ertragen.

    Ich habe auch kein Auto und fliege nicht mit dem Flugzeug in den Urlaub, ich möchte auch das etwas für das Klima getan wird.

    Wir diskutieren hier aber nicht über das Klima, sondern über die Methode etwas durchzusetzen! Das hatte ich extra in meinen Eingangsbeitrag geschrieben.

    Es is keine Methode, um etwas durchzusetzen, denn es wird nicht funktionieren. Sieht man ja hier an den Beiträgen schon. Es ist einfach nur unendlich traurig, schrecklich und tragisch.

  • und ich könnte heulen, wenn ich hier lese, wie viele Leute das immer nicht nicht verstanden haben. Ich kann das echt nicht mehr ertragen.

    Wen meinst Du denn mit vielen Leuten hier? Die User*innen?

    Was wird denn nicht verstanden?

    Ja, meine ich. Ich erkläre aber nichts mehr. Wer will, kann verstehen, wer nicht, dann halt nicht mehr.

  • Wer mit einem potentiell selbstzerstörerischen Mittel wie dem Hungerstreik auf ein überaus wichtiges, politisches, enorm zukunftsentscheidendes Thema und Ziel aufmerksam macht, das zudem immer noch sträflich vernachlässigt wird, hat meinen höchsten Respekt. Das hat überhaupt überhaupt gar nichts mit ikonischer Überhöhung zu tun!

    :thumbs_up_medium_light_skin_tone:


    Es geht nicht nur um "eine gute Sache" (O-Ton vom Eingangspost). Nicht nur um ein an sich verständliches Anliegen einzelner, die noch nicht von der Altersweisheit betroffen sind.


    Hungerstreiks - sinnvoll oder nicht: Warum kommt die Mehrheit ohne Hungerstreiks auch nicht zur Einsicht?

  • Es is keine Methode, um etwas durchzusetzen, denn es wird nicht funktionieren. Sieht man ja hier an den Beiträgen schon. Es ist einfach nur unendlich traurig, schrecklich und tragisch.

    Also es gibt bestimmt sehr viele "unendlich traurige, schreckliche und tragische" Dinge in dieser Welt, selbst sein Leben zu riskieren, um Forderungen gegen die Allgemeinheit durchzusetzen gehört nicht dazu. Bitte die Kirche im Dorf lassen!


    ungerstreiks - sinnvoll oder nicht: Warum kommt die Mehrheit ohne Hungerstreiks auch nicht zur Einsicht?

    Weil die Menschen leider nun mal leider so sind wie sie sind. Und jeder Mensch hat andere Prioritäten und der Habeck sagt ja auch in dem Interview man könnte die Klimaziele noch schaffen, aber nicht durch Hungerstreik.


    Ihr zwei könnt doch gerne einen Klimafaden aufmachen, hier ist das Thema aber Hungerstreik.

  • Warum kommt die Mehrheit ohne Hungerstreiks auch nicht zur Einsicht?

    Weil der Mensch nunmal kein vernunftbegabtes Wesen ist.

    Und weil wir hier in Zentraleuropa uns den "Luxus des Klimaschutzes" leisten können. Hier muss sich nämlich niemand Sorgen machen um Essen, Gesundheit, Wohnung.

    Müsste sich der Einwohner unseres Landes jedoch heute Abend Sorgen machen, womit er morgen früh seine Familie satt bekommen soll, wäre der Klimaschutz das letzte, worum er sich kümmern würde.

    Ausserdem hat der Großteil der FFF-Bewegung noch nie gearbeitet und ist im "Luxus", also sorgenfrei, aufgewachsen, es sind Schulkinder, und Kinder haben nunmal Rosinen im Kopf. Ganz bestimmt haben einige in den Reihen bei FFF wirklich gute Absichten, aber sein wir mal ehrlich.. der allergrösste Teil freut sich über einen schulfreien Tag, denn ein großer Teil der Kids, die am Freitag für die Umwelt sind, schaffen es am Samstag nicht mal bis zum Mülleimer auf dem Mc Donalds-Parkplatz !

    Und in meinen Augen ist die Sache mit dem Klima - und Umweltschutz mittlerweile eine durch und durch kommerzielle Industrie, mit der sich ein Heidengeld verdienen lässt. Allein was dieser ganze Öl - und Sojaanbau für Schnitzelknete für Flächen verschlingt.... das dafür genauso Raubbau am Regenwald betrieben wird, möchte natürlich keiner hören. Und nach wie vor frage ich mich, wieder nachhaltige Bioökokaffee aus Südamerika hier in die Bioläden kommt...

    Elektroautos mögen vielleicht eine feine Sache sein, aber die Produktion der Akkus dazu ist eine Riesensauerei, der Lithium-Abbau in Südamerika vergiftet Landschaften und Lebewesen auf Jahrzehnte, die Leute verdienen damit nämlich ihren Lebensunterhalt und der Markt schreit nach mehr !! Der Strom, der diese ach so sauberen E-Autos antreibt, muss ja auch irgendwo herkommen, und wenn es das eigenen Netz nuicht hergibt, wird ebebn Atomstrom aus dem Ausland dazugekauft. Wo ich es eh sehr erstaunlich finde, dass hierzulande ja immer mehr Solar - und Windenergieanlagen entstehen, und der Strom ja quasi durch die Natur erzeugt wird, also für umme, denn Sonne und Wind sind ja immer da.. aber die Strompreise explodieren, wie kann das sein ?

    80 Millionen Deutsche werden die Welt nicht retten, selbst wenn jeder Deutsche sofort auf Lastenrad und Kerzenbeleuchtung wechselt, so sehr sich das auch die Grünen und ihre Anhänger auch wünschen.

    Die Welt wird sich selbst regulieren !

    Charlie Brown:Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy! - Snoopy: Stimmt, aber an allen anderen Tagen nicht.

  • Ein "Ist-eh-da"-Wohlstand wird deutlich anders wahrgenommen als ein selbst erarbeiteter Wohlstand.

    Das mag schon sein. Trotzdem ist eine ganze Reihe junger Leute großen Wohlstand gewöhnt, und zwar seit Tag Eins ihres Lebens. Es war immer alles da und sogar im Überfluss. Egal, ob Papa oder Mama dafür gearbeitet hat. Sie sind es gewöhnt! Sie haben es nie anders kennengelernt. Das kann man nicht negieren und so tun, als wären sie wie arme Schlucker aufgewachsen.

    Ich glaube, so ist das auch gar nicht gemeint.


    Ich sehe es eher so, dass manchem von ihnen der Wohlstand nicht das wert ist, was er jemandem eben wert ist, der diesen erstmal erarbeiten musste.

    Das Gestern ist fort, das Morgen nicht da. Lebe also heute!


    Pythagoras von Samos

  • Ich sehe es eher so, dass manchem von ihnen der Wohlstand nicht das wert ist, was er jemandem eben wert ist, der diesen erstmal erarbeiten musste.

    Davon bin ich überzeugt. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass der tägliche Wohlstand, den sie durch die Elterngeneration erfahren haben, ebenfalls schon auf Kosten des Klimas und der Umwelt auf Pump erarbeitet wurde. Dafür wird diese Generation nun angeklagt, dass den Kindern seit der Nachkriegszeit ein immer größerer Wohlstand zuteil wurde.


    Aber wenn du 15-Jährigen ankündigst, im Winter die Wohnungstemperatur auf 19° abzusenken und sie nirgendwo mehr hinzufahren, wäre vermutlich Polen offen.

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