Extreme Schamgefühle wegen Sexualität überwinden

  • Ich habe derzeit definitiv mehrere Baustellen, wobei das Thema Sexualität eins der größeren ist. Konkret: extreme Schamgefühle, die ich nicht überwinden kann.

    Mit der Lösung des Problems komme ich aber nicht weiter, weil ich es nicht hinbekomme, darüber zu sprechen.

    Der logische Ansatz wäre, es in der Therapie anzusprechen. Das kommt für mich nicht infrage und ich habe berechtigte Zweifel daran, dass meine Therapeutin überhaupt die richtige Ansprechpartnerin wäre.

    Am ehesten würde ich wohl noch damit zurechtkommen, anonym schriftlich mit einer speziell sexualtherapeutisch ausgebildeten Person zu sprechen. Ich vermute aber, sowas gibt es eher nicht.

    Mir bleiben leider nur zwei Möglichkeiten: abstinent zu leben oder das Problem anzugehen. Ersteres möchte ich nicht, letzteres kann ich nicht.

    Ich weiß nicht, was ich sonst noch machen könnte. Außer eventuell zu hoffen, dass das Problem automatisch verschwindet, wenn ich meine anderen Baustellen abarbeite.

  • Also sehe ich das richtig: du hast ein bestimmtes sexuelles Problem, über das Du aus Scham nicht reden möchtest. Ist das Problem zu selten oder zu skurril? Und Du denkst, dass das Problem aus anderen Problemen, die auch noch Deine Baustelle sind, entstanden sein könnte und bei Behebung der anderen Probleme automatisch verschwindet. Aber ich glaube, so einfach wird das nicht funktionieren. Vieles verselbständigt sich. Ich würde an Deiner Stelle vielleicht erstmal versuchen eine vertraute private Person zu finden, mit der Du Dich wagst, diese Sache zu besprechen. Also auf Kumpelebene...da sind heikle Gespräche ja meist noch am wenigsten mit Scham behaftet. Kennst Du da niemanden?

  • Wieso kannst du das Problem nicht angehen? Was genau hindert dich daran?

    Wäre es eine Möglichkeit, deiner Therapeutin das Ganze aufzuschreiben?


    Ich kenne das auch und habe mir früher vieles verbaut dadurch - bis ich das Problem eben doch angegangen bin bzw. das auch jetzt noch mache :winking_face: Die Alternative ist eben zu verzichten und aus Scham auch was zu verpassen - mich hat das sehr frustriert und das wollte ich irgendwann nicht mehr.

  • Also sehe ich das richtig: du hast ein bestimmtes sexuelles Problem, über das Du aus Scham nicht reden möchtest. Ist das Problem zu selten oder zu skurril? Und Du denkst, dass das Problem aus anderen Problemen, die auch noch Deine Baustelle sind, entstanden sein könnte und bei Behebung der anderen Probleme automatisch verschwindet. Aber ich glaube, so einfach wird das nicht funktionieren. Vieles verselbständigt sich. Ich würde an Deiner Stelle vielleicht erstmal versuchen eine vertraute private Person zu finden, mit der Du Dich wagst, diese Sache zu besprechen. Also auf Kumpelebene...da sind heikle Gespräche ja meist noch am wenigsten mit Scham behaftet. Kennst Du da niemanden?

    Es ist eher so, dass ich grundsätzlich ein Problem mit Scham bezüglich meiner Sexualität habe.

    D.h. konkret ich schäme mich für sexuelle Gedanken, Handlungen und Vorlieben, auch ernn diese an sich völlig harmlos sind.

    Ich denke nicht, dass das Problem aus anderen Problemen entstanden ist, sondern dass alle Probleme irgendwie miteinander zusammenhängen. Deshalb die Idee, dass es automatisch besser werden könnte, wenn alles andere besser wird.

    Ich hatte schon mal versucht, das anderweitig anzusprechen. In einem anderen ("spezifischeren") Forum, wo zwar viele das Problem nachvollziehen konnten, aber andere Ursachen bzw. Auslöser hatten, weshalb mir das wenig geholfen hat. Der hauptsächliche Rat war, konkret zu üben, meine Phantasien auszusprechen.

    Ich hatte auch mal versucht, dass privat mit jemandem anzusprechen. Leider habe ich mir dafür die falsche Person ausgesucht, derjenige hat es dann ausgenutzt.

  • Wieso kannst du das Problem nicht angehen? Was genau hindert dich daran?

    Wäre es eine Möglichkeit, deiner Therapeutin das Ganze aufzuschreiben?

    Ich müsste sehr intime, explizite Dinge aussprechen (respektive aufschreiben). Sowas kann ich schlecht meiner Therapeutin vorlegen.

  • Wichtig zu wissen ist, dass Schamgefühl eine Schutzfunktion ist. Und bei dir funktioniert dieser Schutz. Da muss nichts wegtherapiert werden. Du hast andere "Baustellen", wie du schreibst. Da würde ich anfangen. Wenn du die im Griff hast, fühlst du dich sicherer, und dann normalisiert sich auch das Verhältnis zur Sexualität.

  • Wichtig zu wissen ist, dass Schamgefühl eine Schutzfunktion ist. Und bei dir funktioniert dieser Schutz. Da muss nichts wegtherapiert werden. Du hast andere "Baustellen", wie du schreibst. Da würde ich anfangen. Wenn du die im Griff hast, fühlst du dich sicherer, und dann normalisiert sich auch das Verhältnis zur Sexualität.

    Ein Schutz vor was?

    Ich habe nicht den Eindruck, dass da irgendwas funktioniert. Ich handle schließlich dennoch oft entgegen diesem Schamgefühl.

  • Es fällt schwer, etwas dazu zu sagen. Zuerst stellt sich mir die Frage, welche Inhalte hat dieses Schamgefühl. Vielleicht das Gefühl etwas Falsches zu tun, etwas Falsches zu wollen. Etwas als falsch bewerten, kann man nur dann, wenn man weiß, was das Richtige denn überhaupt sein soll.

    Und dann die Frage: Ist es deine eigene Bewertung. Ist es die Bewertung anderer. usw.


    Wenn man die Ursache für das Schamgefühl kennt, dann kann man auch neue Wege/Antworten in sich finden.

  • Es fällt schwer, etwas dazu zu sagen. Zuerst stellt sich mir die Frage, welche Inhalte hat dieses Schamgefühl. Vielleicht das Gefühl etwas Falsches zu tun, etwas Falsches zu wollen. Etwas als falsch bewerten, kann man nur dann, wenn man weiß, was das Richtige denn überhaupt sein soll.

    Und dann die Frage: Ist es deine eigene Bewertung. Ist es die Bewertung anderer. usw.


    Wenn man die Ursache für das Schamgefühl kennt, dann kann man auch neue Wege/Antworten in sich finden.

    Ich tippe selbst auf internalisierte Homophobie. Nur: ich bin der letzte, der damit ein Problem haben sollte. Familiär bedingt kann das schon mal nicht sein. Deshalb kann ich mir das nicht erklären.



    Wäre eine Online Beratung bei Pro Familia eventuell eine Option für Dich? https://www.profamilia.de/ange…exualberatung/sexualitaet

    Schaue ich mir mal an. Danke.

  • Mir hat vor Jahren mal ein mir nur flüchtig bekannter Arbeitskollege ziemlich angetrunken auf einem Betriebsfest ähnliche Probleme geschildert, weil von mir ansatzweise bekannt war, dass ich aktiver Swinger bin.

    Ich so: "Kannst mich ja mal auf eine FKK-und Bi-Herrenüberschussparty begleiten und dem Trubel einfach nur zuschauen. Mitmachen muss da niemand und wenns dich mal überkommt kannst du dich in eine Ecke zurückziehen um dich dort für dich alleine zu entspannen.

    Er war dann mit mir ein paar mal auf der Piste und später auch allein unterwegs. Manchmal begegnen wir uns noch, heute ist er stolzer Träger eines großen Cockrings aus Metall, der manchmal von Besuchern und Besucherinnen liebevoll mit Schleifen verziert wird.


    Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber geh los! Du wirst alle Scham ablegen und dich der Sexualität erfreuen.

    Ich hatte z.B. vor Jahrzehnten groooße Probleme wenn ich in einem Pornokino die verschließbare Kabine verlassen habe, nachdem ich meine Kleidung geordnet hatte und noch zehn mal an mir runter geschaut hatte weil ich alle Augen auf mich gerichtet fühlte. Ich habe das auch weg trainiert.


    Viel Erfolg


    LG


    der Tantra-Begeisterte

    Fahl nach Winsen an die Luhe, da hast du deine Luhe! (altes Chinesisches Splichwolt)

  • Maksim,


    dann verstehe ich den Zwiespalt in dem du steckst.


    Auf dieser Seite


    „Wie ein Feind von innen“ – magazin.hiv
    „Homophobie“ oder „internalisierte Homophobie“ sind heute recht häufig gebrauchte Begriffe. Doch was genau ist darunter zu verstehen und wie entsteht sie?
    magazin.hiv


    wird dazu geraten, dass du dich mit Lesben- und Schwulenverbänden in Verbindung setzen kannst. Diese können dir eine Liste mit geeigneten Therapeuten geben. Denn, wie es scheint, kann tatsächlich nicht jeder Therapeut dir hier weiterhelfen. Also hat dein Gefühl dich gut beraten.

  • Das Problem ist weniger die Überwindung und mehr die nachfolgenden negativen Gefühle.

    Wahrscheinlich bräuchte ich eine vertraute Person, die mich begleitet und aufpasst, dass ich keinen Mist baue. Das wäre aber nicht nur reichlich lächerlich, sondern würde das eigentliche Problem auch nicht lösen, weil es das Gegenteil von eigenverantwortlichem Handeln wäre.

    Vielleicht brauche ich einfach auch mehr Zeit.

  • Hier bei med2 gibt es ja auch die Kategorie Sexualität. Wenn Du Dich da vielleicht mal einliest und liest, was die anderen alles so schreiben, vielleicht realtiviert sich dann mit der Zeit deine Scham etwas, auch selbst mal dahingehend etwas vor Dir zu erzählen.

  • Hier bei med2 gibt es ja auch die Kategorie Sexualität. Wenn Du Dich da vielleicht mal einliest und liest, was die anderen alles so schreiben, vielleicht realtiviert sich dann mit der Zeit deine Scham etwas, auch selbst mal dahingehend etwas vor Dir zu erzählen.

    Ich lese hier schon mit und finde das soweit äußerst harmlos. Da sind meine Gedanken schon deutlich "konkreter".

  • Ein Schutz vor was?

    Schutz vor schädlicher Zügellosigkeit. So jedenfalls wird die Scham im Allgemeinen erklärt.

    Scham kann aber auch übertrieben sein - mich hat sie auch vor sehr harmlosen Dingen bewahrt (bzw. macht es manches mal noch) und das kann schon sehr schade sein. Da gilt es schon, rauszufinden, welche Scham übertrieben ist und welche nicht.

  • Wenn Scham so ähnlich funktioniert wie Angst, würde ich den Rat von tantra1948 beherzigen und dich einfach Stück für Stück überwinden. Mach dir am besten eine Liste von 1- 10. Bei 1 steht das, was nur wenig Schamgefühl bei dir auslöst, bei 10 das, wo du das meiste Schamgefühl empfindest. Dann fängst du bei Stufe 5 ca. an und machst regelmäßig etwas aus diesem Bereich, bis das Schamgefühl deutlich nachgelassen hat. Dann gehst du eine Stufe hoch und so weiter. Parallel würde es helfen, zu überlegen, warum du dich schämst und was dich da genau beschäftigt. Vielleicht kommst du dann dahinter, dass du dich gar nicht schämen musst. Scham wird ähnlich wie Angst nie verschwinden. Ziel ist eher, eine für dich angenehme Balance zwischen Angst und Risiko bzw. Scham und Schamlosigkeit zu finden. Viel Erfolg, Glück und vor allem - Geduld und einen langen Atem. Lass dich von Rückschlägen nicht entmutigen - das Leben ist zu schön, um gehemmt zu sein.

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