Marble's Kummer-Ecke

  • Ich weiß nicht, ob ich gemeint war, wenn es um Erfolge geht. Ich kann nur hoffen, dass bei marble die Einsicht kommt, dass sie mit professioneller Hilfe besser durchs Leben kommt und dass es eine effektive Methode ist, damit es ihr besser geht. Und ich kann nichts anderes machen, als darauf zu warten, dass sie sich irgendwann zu diesem Schritt entschließt. Bis dahin werde ich sie darauf hinweisen, dass es für sie sinnvoll sein könnte.

    Ich habe mich nie gegen eine therapeutische Unterstützung für Marble gesträubt, im Gegenteil. Der Unterschied ist nur, dass ich nicht beleidigt aus dem Häuschen gerate, wenn sie den Rat nach 2 Jahren nicht annimmt. Und das ist leider das, was ich bei einigen Usern hier erlebe. Das wird ihren Weg aber nicht beschleunigen, sondern emotionale Fronten verhärten.

  • Wir sind soziale Wesen und wenn es jemandem anderen schlecht geht, versuchen wir zu helfen. Diese Verhaltensweise werden wir nicht immer ausschalten können.

    (...)

    Auf die Frage, ob man alles zu 100% erlebt haben muss, um es nachvollziehen zu können, fällt mir nur ein, dass selbst ein Zwilling nicht alles zu 100% erleben könnte. Es reicht aus, wenn es genügend Schnittmengen gibt. Natürlich können wir auch nur etwas zu den Schnittmengen beitragen.

    Ich habe lange gemeint, mit meiner Entwicklung vom "curvy" Jungen zum "weiblichen" Intersexuellen könnte ich besonders viel beitragen. Bis ich selber gemerkt habe, dass meine Geschichte genau das Gegenteil von Marble's Geschichte ist:


    Ich wollte ein Junge bleiben und musste erleben wie die Natur es anders wollte. Ich fiel bald auf, wurde geneckt oder bedauert, dann damit getröstet dass man "das" doch operieren könnte. Also Kritik am Aussehen. Mit blossen Sprüchen konnte ich leben, Kritik spürte ich vor allem von Erwachsenen.. Genau das hat mich dazu gebracht mich zu verteidigen. Der Entscheid dass die Kasse die nötigen Operationen bezahlen würde, das hat mir den letzten Kick gegeben: Warum muss ich meinen Körper anpassen? Und wem? Ich bin gesund! Darf ich nicht auf meine eigene Art schön sein?! Dazu hatte ich immer die Familie, und Freundinnen, und viele Interessen bei denen mein Körper egal war.


    Ratschläge von mir könnten leicht als kitschiger Optimismus rüber kommen. Weil die Voraussetzungen einfach total anders waren. Darum habe hier auch nur noch selten geschrieben.

  • Mal weiter gedacht, bedeutet das für mich, dass der Weg der Behandlung darin besteht, dass man die negative Wahrnehmung des Selbst durch eine positive ersetzt. Wenn man jetzt so wenig Selbstwert und Selbstbewusstsein hat, dass man wirklich nicht weiß, was an einem selbst positiv ist, dann muss man entweder das glauben, was wohlwollende Menschen einem im späteren Leben sagen und darauf aufbauen. Oder man sucht sich einfach was aus, ob es nun der Realität entspricht oder nicht, und baut darauf auf?

    Wenn jemand jetzt als Eigenschaft an sich erkennt, dass er/sie sehr intelligent/schön/lustig/hilfsbereit/beliebt/was auch immer ist, aber das entspricht nicht (wirklich) der Realität, ist das dann egal?

    Vorausgesetzt ich schade keinem (und will nicht auf einmal Menschen operieren oder Passagiermaschinen fliegen), dann kann ich das so machen und werde eventuell zufriedener.

    Aber wenn dem nahen und weiten Umfeld diese Diskrepanz auffällt, eckt man dann nicht wieder ständig an?

    Anecken kannst du überall. Was der eine an dir als positiv sieht, kann ein anderer schon wieder negativ empfinden. Brauchen wir meiner Meinung nach nur "extrovertiert" oder "introvertiert" nehmen. Die Extrovertierten sind vielleicht zu laut und die Introvertierten zu langweilig. Für jemand, der das jeweils mag, sind die genau richtig.

    Wenn etwas nicht der Realität entspricht, besteht die Gefahr, dass dir das früher oder später auf die Füße fällt. Und das ist unabhängig davon, wo das herkommt. "Ich kann das nicht." - "Doch Sie können das." - Beweis - "Ach, das geht ja tatsächlich nicht."... Ist ja nett, wenn man mich ermutigen will. Ich weiß halt was geht und was nicht. Das hat dazu geführt, dass ich mir Dinge zutraute, von denen ich eigentlich wusste, dass das nicht funktioniert. Hätte ja sein können, dass ich mich wirklich unterschätze. Tja, ich bin damit grandios auf die Schnauze geflogen.

    Ich finde, man muss auch unterscheiden zwischen Dingen an sich, die belegbar sind und denen, die man unterschiedlich wahrnehmen kann.

    Also ich habe einen Hochschulabschluss. Da gestehe ich mir zu, dass ich intelligent bin. Schönheit ist Ansichtssache. Ob ich schön bin, kann ich dir tatsächlich nicht sagen. Mir genügt es. Von außen ist das Feedback recht unterschiedlich ausgefallen. Von daher... schön vielleicht nicht, aber offenbar Ausstrahlung (Fremdwahrnehmung). Und die scheint einiges wettzumachen. Lustig... trockener Humor. Da deckt sich Eigen- und Fremdwahrnehmung. Findet nur nicht jeder lustig. Beliebt... nicht bei allen.

    Zufriedener wird man meiner Meinung nach, wenn man nicht versucht jemand zu sein, der man nicht ist. Das heißt für mich sich von außen nichts einreden zu lassen. Und dann zu versuchen sich dieser Erwartung anzupassen, um dann unter diesem Druck zu leiden.

    Sich selber was einreden, funktioniert nur, wenn man dass dann auch nach außen ausstrahlen kann, denke ich. Und wenn das funktioniert, dann bin das wohl tendenziell tatsächlich ich. Wobei ich nicht ausschließen will, dass man anderen auch mal was vorgaukeln kann. Ich weiß nur, dass das bei mir dauerhaft nicht funktioniert.

    Und so generell... Wer bin ich? .... Unter Freunden wohl doch anders als unter mehr oder weniger Fremden.

  • Meine ehemalige Therapeutin hatte mir als Therapieziel Vorschläge gemacht wie "Ich bin gut genug, wie ich bin" oder "Ich darf so sein, wie ich bin". Klingt ja erstmal gut aber wenn man nicht weiß, was einen ausmacht bzw. einem nur negative Dinge einfallen, muss man erst einmal an den Punkt kommen, an dem einem auch positive Dinge auffallen bzw. das akzeptieren, was einem von außen Positives mitgeteilt wird.

    Menschen, die einem Negatives mitteilen, muss man dann erstmal konsequent meiden, denn dafür ist man ja einfach zu empfänglich.

    Dann gibt es Menschen, die einfach normale Erwartungen an einen stellen und mit denen muss man sich auseinandersetzen.


    Man muss dann erst einmal verstehen, wieso man so eine negative Sicht auf sich selbst hat und das kann einen Menschen ganz schön erschüttern. Es wird einem klar, wie stark man eigentlich emotional und mental misshandelt wurde und was das alles für Folgen

    hat, bis in die Gegenwart. Bishin, dass man sich selbst misshandelt, ohne das zu wollen.

    Da kommen dann alle möglichen Gefühle auf (bis hin zu Rachegelüsten), die man erstmal verarbeiten muss. Nebenher geht aber der Alltag weiter.

    Dann muss man sich irgendwann verabschieden vom dem alten, schädlichen aber wohlvertrauten Selbstbild, aber auch von dem Idealbild, das man angestrebt hatte, denn das existiert auch nicht.

    Man muss also eine Identitätskrise überwinden und sich neu kennenlernen. Man muss familiäre Beziehungen neu überdenken usw. Das dauert lange, bei manchen dauert es bis ans Lebensende.

    Fehlendes Selbstwertgefühl kann ein ganzes Leben versauen.

    Mit einer unbehandelten Depression ist das beinahe unmöglich. Luomaren schreibt ja auch, dass die alles überschattet hat.

  • Bei mir persönlich ist es z. B. auch so, dass ich aufgrund meiner Kindheitserfahrungen ein sehr großes Bedürfnis nach Anerkennung und eine starke Angst vor Kritik und Konflikten habe.

    Selbst wenn ich nun also wüsste, was mich ausmacht, hätte ich Angst vor Ablehnung, würde mich bei Kritik sofort hinterfragen und könnte nicht zu mir stehen weil das bedeuten würde, in einen Konflikt treten zu müssen.

    Wie du schreibst, Kleene, kann man immer anecken. Also selbst wenn man Selbstwertgefühl entwickelt hat, muss man dazu noch Konfliktfähigkeit entwickeln.

  • das hat mir gerade google news präsentiert: die "hochfunktionale Depression". ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. hier ein artikel, in dem das besser (als in dem, den google mir anzeigte) und sehr anschaulich beschrieben ist (ich finde das in diesem fadenzusammenhang sehr interessant und auch bedenkenswert):

    Zitat

    Hochfunktionale Depression: Oberflächlich leistungsfähig, innerlich leer

    (...)
    Menschen mit einer hochfunktionalen Depression (hochfunktionelle Depression, High Functioning Depression) leiden unter ähnlichen Beschwerden wie Erkrankte einer klassischen Depression (Major Depression) – mit dem Unterschied, dass sie dies vor ihren Mitmenschen verbergen und ihren Alltag scheinbar ohne Hürden meistern.

    Die hochfunktionale Depression wird den sogenannten atypischen Depressionsformen zugeordnet, die Fachleute zu den "sonstigen depressiven Episoden" zählen. Atypische Depressionen machen in Deutschland rund 15 bis 20 Prozent aller depressiven Störungen aus und unterscheiden sich entweder in Dauer oder Art von der klassischen Störung. Wichtigstes Merkmal atypischer Depressionserkrankungen ist die sogenannte affektive Reagibilität. Das bedeutet, dass sich die Stimmung Betroffener vorrübergehend aufgrund bestimmter Ereignisse bessern kann.

    (...)

    Zitat

    Ursachen der hochfunktionalen Depression

    Die Auslöser einer hochfunktionalen Depression sind wie auch die Ursachen der typischen Depression durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu erklären. Neben einer genetischen Veranlagung und neurobiologischen Ursachen können folgende Faktoren zur Entstehung beitragen:

    - Traumata und belastende Erlebnisse in der Kindheit (z. B. Missbrauch oder Gewalterfahrungen)
    - hohes Stresslevel über einen längeren Zeitraum, etwa im Job
    - Zukunftsängste und finanzielle Schwierigkeiten
    - belastende Lebensereignisse wie eine Trennung oder der Verlust eines geliebten Menschen
    - Substanzabhängigkeit (etwa von Alkohol oder Medikamenten)
    - körperliche Erkrankungen und chronischer Schmerz

    Zitat

    Personen mit einer bestimmten Persönlichkeitsstruktur sind zudem besonders gefährdet, zu erkranken. Hierzu zählen Eigenschaften wie
    - ein geringes Selbstbewusstsein,

    - ein Hang zu Perfektionismus,

    - und übermäßige Selbstkritik.

    Derlei Merkmale entstehen vermutlich in einem Zusammenspiel sozialer, familiärer und genetischer Komponenten. Dass eine erbliche Vorbelastung das Erkrankungsrisiko erhöhen kann, ist inzwischen vielfach erforscht. Um die Wahrscheinlichkeit besser messen zu können, bestimmen Fachleute sogenannte Endophänotypen. Endophänotype sind Marker, durch welche sich für psychische Erkrankungen relevante Gene nachweisen lassen.

    Hochfunktionale Depression: Oberflächlich leistungsfähig, innerlich leer
    Erschöpfung, sozialer Rückzug und die Unfähigkeit, kleinste Aufgaben zu erledigen: So stellen sich viele Menschen eine Depression vor. Betroffene der
    www.onmeda.de

  • hochfunktionale Depression

    Das ist eine meiner Diagnosen. Ich finde es schön, wenn auch darüber mehr aufgeklärt würde. Oft wird einem ja das Gefühl gegeben, wenn man im Job funktioniert und auch nach außen hin Fröhlichkeit und heile Welt vorspielen kann, man nicht wirklich krank ist und nicht depressiv sein kann.

    Einmal editiert, zuletzt von EdenRose ()

  • Als Information zum Thema "negative Gedanken".


    Anhedonie: Fehlende Freude als Symptom bei Depression

    Anhedonie beschreibt die Verringerung oder komplette Abwesenheit von Freude über einen längeren Zeitraum hinweg. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einer gestörten emotionalen Schwingungsfähigkeit. Betroffene sind unfähig, positive Emotionen wie Lust oder Genuss zu empfinden. Auch das Interesse an Aktivitäten wie Hobbys, die den Erkrankten zuvor Freude bereitet haben, schwindet.


    Anhedonie zählt nicht als eigenständige Erkrankung, sondern als Symptom. Sie tritt im Rahmen verschiedener psychischer Störungen auf. Freudlosigkeit gilt neben Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit etwa als Kernsymptom bei Depressionen oder depressiven Verstimmungen. Anhedonie kommt aber auch bei zahlreichen anderen Krankheitsbildern vor – gemeinsam mit anderen Symptomen.



    Anhedonie äußert sich als Abwesenheit positiver Gefühle. Auch die anschließende Bewertung einer erlebten Situation als „nicht lohnenswert“ ist Expert*innen zufolge ein typisches Kriterium. Die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, wirkt sich belastend auf den Alltag der Betroffenen aus:


    • Sozialer Rückzug: Betroffene ziehen sich zurück und vernachlässigen zwischenmenschliche Beziehungen. Da ihnen nichts mehr Freude bereitet und sie oftmals auch keine Vorfreude empfinden können, sagen sie zum Beispiel geplante Treffen ab. Insbesondere in Partnerschaften kann Anhedonie für beide sehr belastend sein

    • Interessensverlust: Freizeitaktivitäten, an denen Betroffene zuvor interessiert waren, werden vernachlässigt.

    • Schwierigkeiten im Beruf: Mit der Lebensfreude schwindet auch die Motivation, sich beruflich weiterzuentwickeln und gute Leistungen zu erbringen. Das kann insbesondere im Job zu Schwierigkeiten führen.

    • Gewichtsschwankungen: Betroffene verlieren die Lust, Sport zu treiben und/oder auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Womöglich schwindet auch der Antrieb, regelmäßige Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Entsprechend sind Gewichtsschwankungen nach oben und unten möglich.

    • Suizidgedanken: In besonders schweren Fällen können auch suizidale Gedanken auftreten.
  • CoteSauvage

    Hat das Thema geschlossen.

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