Nach längerem Mitlesen innerhalb der letzten Wochen muss ich doch mal einen Post absetzen, einfach weil ich nicht mehr so recht weiter weiß, was ich tun soll.
Alles fing vor 4 Wochen an, als meine rechte Fußsohle weh tat wegen der Einlagen (Senk-Spreiz-Fuß). Da ich die Einlagen erst seit ca. 4 Monaten trug, habe ich die Einlagen erst einmal weggelassen. Nach ein paar Tagen fing es dann auf einmal an: Muskelzucken am rechten Knie. Erst dachte ich mir nicht viel dabei, am dritten Tag hat es mich dann aber verrückt gemacht, da es abends und dann im Bett quasi permanent nur noch gezuckt hat und mich vom Schlafen abgehalten. Dann war plötzlich 2 Tage Ruhe am Knie, aber es zuckte plötzlich überall mal hier und mal da in den Beinen (besonders in den Waden und teilweise den Oberschenkeln).
Am 6. Tag fing es wieder dann wieder im Knie an. Ich saß lange am PC und hatte das Gefühl mein Hintern wäre eingeschlafen. Plötzlich zuckte es wieder am Knie, beunruhigt davon zuckte es dann für 2 Tage wieder fast ununterbrochen am Knie und beiden Beinen. Auch sprangen die Zuckungen gelegentlich zufällig auf den Oberkörper über (Schultern, Arme, Handballen, Rücken und einmal auch am Bauch). In dieser Zeit beschäftigte ich mich intensiv mit Dr. Google – und kam natürlich schnell auf ALS. Ich kannte die Symptome schon von früheren Abenteuern mit Dr. Google (Tennisarm durch zu viel PC-Arbeit vor 5 Monaten), aber trotzdem habe ich dann nochmal fast alles an Webseiten und klinischen Studien gelesen, was es gab.
Nachdem ich dann mit einem Freund über mein Problem geredet habe, war ich erst einmal beruhigt. Er sagte, er hatte auch mal eine Phase, in der ihm 4 Wochen lang ein Oberschenkelmuskel permanent vibriert und gezuckt hatte. Bei ihm ging es dann einfach so weg. Die Nacht darauf war das Kniezucken verschwunden, heute zuckt es nur noch selten an der Stelle. Irgendwie war das ein Hoffnungsschimmer für mich. Ein Muskelzucken durch absterbende Nervenzellen interessiert es nicht, wie es dir geht, es passiert ja trotzdem unbeirrt weiter.
Als es eines Tages wieder schlimm war bin ich zum Arzt, der mich zum Orthopäden geschickt hat. Nach dem Schildern meiner Symptome hat er gleich auf die Hände geschaut. Ich sollte mich einbeinig auf die Zehenspitzen und Fersen stellen und in den Ausfallschritt gehen. Ohne ein Wort zu sagen, wusste ich sofort, dass er nach ALS Symptomen schaut. Er meinte solange ich das alles kann, brauche ich mir keinen Kopf machen. Mir selbst ist bei Hanteltraining und Kniebeugen auch keine Schwäche oder einseitige Überanstrengung aufgefallen. Das permanente Muskelzucken hat der Arzt nur zur Kenntnis genommen, war für ihn aber nicht schlimm. Dann wurde noch ein CT der Lenden-WS gemacht, Bandscheiben sind OK. Er meinte ich soll auf Calcium, Magnesium und Vitamin D3 schauen. Seit über 2 Wochen supplementiere ich (vor allem Magnesium in hohen Dosen), es hat aber scheinbar keinen Effekt.
Dieses Blubbern in den Waden und gelegentliche Zucken in den Oberschenkeln in Ruhe bin ich bis heute nicht losgeworden. Im restlichen Körper zuckt es zufällig auch mal (aber meist nur 1-2 Mal an derselben Stelle), meist in Situationen, in denen ich aufgebracht bin wegen dem Zucken oder über ALS und den Tod nachdenke. Wenn ich mich darauf einlasse, dann zuckt es auch mal im Augenlied und am Kinn. Eine psychische Komponente ist also definitiv vorhanden, denn wenn ich entspannt bin und bewusst meditiere, kann ich das Zucken auf ein Minimum (Krabbeln in den Waden) runterdrehen. Nur kann ich leider nicht den ganzen Tag meditierend rumlaufen. Sobald der Alltag mich wiederhat, zuckt es in Ruhesituationen permanent mal mehr oder weniger an den Beinen.
Seit ein paar Tagen verspüre ich zudem ein Ziehen in einigen Bereichen der Waden/Oberschenkel, als ob ganz viele kleine Nadelstiche im Muskel wären. Ich vermute, dass sind Überbleibsel von nächtlichen Krämpfen.
Somit fasse ich zusammen:
- 1. Zuck-Hotspot im Knie (nach ein paar Tagen verschwunden)
- Muskelzucken seit 4 Wochen generalisiert in den Beinen in Ruhesituationen
- Zucken ist meistens zufällig verteilt, selten an einer Stelle länger
- Durch Bewegen des Muskels kann das Zucken zum Verschwinden gebracht werden
- Gelegentliches Zucken in anderen Körperregionen (meist bei emotionaler Erregung)
- LWS unauffällig
- Aktuell keine Schwäche der Muskulatur feststellbar
- Mangelerscheinungen ausgeschlossen
- Psychische Komponente vorhanden
- Hypochondrische Tendenzen sind auch vorhanden (im letzten halben Jahr hatte ich mir Hautkrebs (Warze) und Magengeschwüre (Unverträglichkeit) eingeredet, dann MS oder ALS beim beidseitigen Tennisarm).
Alles kombiniert weist tatsächlich viel auf BFCS (Benignes Faszikulations- und Crampus-Syndrom) hin, und recht wenig auf eine ALS. Muskelzuckungen bei einer ALS sind anfangs häufig lokal begrenzt und breiten sich langsam aus und springen nicht nach Tagen zufällig auf den kompletten Unterkörper. Dennoch lässt mir das Thema keine Ruhe. Letztlich gab es in fast jeder Studie DEN einen Fall, der dann aus generalisiertem Muskelzucken ohne klinische Schwäche und gutem EMG doch eine ALS entwickelt hat. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass die Psyche alle Symptome bei mir vollständig auslöst, sondern nur verstärkt. Weil müsste es nicht in psychisch „ruhigen“ Phase auch mal komplett verschwinden?
Das Einzige was diagnostisch noch übrig bleibt, ist ein EMG beim Neurologen. Hier müsste ich ca. 4 Monate auf einen Termin warten. Häufig habe ich aber auch gelesen, dass ein EMG im Anfangsstadium einer ALS unauffällig sein kann.
Letztlich nervt mich das Zucken nur noch. Schlimm sind die Phasen der Angst und des Grübelns, dass es doch ALS ist. Leider sind diese Phasen an mind. 3-4 Tagen pro Woche ausgeprägt vorhanden und dann zuckt es auch am Oberkörper. Was meint Ihr was ich tun soll? Wie seid ihr mit der Angst klar gekommen?