Austauschfaden für pflegende Angehörige

  • Hallo!


    Ich habe drüben nun den Absprung geschafft, wobei mir mein gleichnamiger Faden sehr am Herzen lag und sehr hilfreich war. Aber er wird ja erhalten bleiben?! (wer's glaubt, so auf Dauer...)


    Kurz zum Einstieg:

    Ich habe zwei zunehmend pflegebedürftige Eltern. Vater mit Demenz und Parkinson, Pflegestufe 2, 2x pro Woche Tagespflege. Meine Mutter wohl auch mit Demenz, noch keine Pflegestufe, MDK-Kampf. Beide uneinsichtig, dickschädelig, mit langjährigen Eheproblemen und weiteren Leichen im Keller. Explosive Mischung, die mich als Einzelkind oft ans Limit bringt. Tolle Hausärztin, die mich auch schützt (v.a. auch vor Selbstüberforderung).


    Und damit starte ich diesen Faden erstmal...! :upside_down_face:

    Live the life you love. Love the life you live.

  • moinsen, danke dir, Sunflower_73 für den Start.


    Zu mir: Mutter einer Tochter, welche von Geburt schwer herzkrank ist. Sie ist nun herztransplantiert und wird den Umständen entsprechend flügge. Wir haben zusammen gerechnet in den 20 Jahren, welche meine Tochter auf der Welt ist, ca 3 Jahre in Krankenhäusern verbracht. Meine Tochter hat u.a. Epilepsie, Diabetes 1, Asthma, ptbs und eben infolge der TX Sehstörungen wegen vernarbung im Gehirn. Also durch Hirninfarkte während der Koma Zeit an der ECMO.



    Zusätzlich habe ich 10 Jahre meine Mutter gepflegt. Nun bin ich mit 53 Jahren seit drei Jahren Rentner. Ich habe zu wenig für mich getan. Dann habe ich meinen Schwiegervater mit versorgt, welcher pflegebedürftig wurde. Derzeit ist es meine Schwiegermutter, die aber von meiner Schwägerin versorgt wird. Da habe ich wenig mit zu tun.

    Es ist wie es ist :litter_in_bin_sign:

  • Letztes Jahr eskalierte die Situation bei meinen Eltern (sie 79, er 78). Sie Demenz und außer einem bekannten Bluthochdruck körperlich relativ gesund. Er schweren unbehandelten Parkinson, ständige Erysipele in den Beinen, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen.


    Sie baute immer mehr ab, reagierte oft nicht auf das, was er ihr sagte. Folge daraus, er schrie sie nur noch an. Wenn mein Bruder oder ich zu Besuch kamen, wurde immer der Schein gewahrt: Sie anständig angezogen, er nett. Durch einen dummen Zufall kamen dann seine Gebaren ans Tageslicht. Sie wollte wohl den Fernseher einschalten, hatte aber das Telefon in der Hand und hat es irgendwie geschafft, mit dem ganzen Knopfgedrücke eine Verbindung zu unserer Mailbox herzustellen. Und so hatte ich es zum Nachhören, wie es bei meinen Eltern zu Hause ablief. Viele Gespräche meinerseits wurden geführt, er ist aber stur, uneinsichtig (und extrem geizig) und warf ihr vor, zu provozieren. Getränke wurde ihr nur hingestellt, teilweise standen diese tagelang rum. Durch eine extreme Austrocknung infolgedessen kam sie ins Krankenhaus und dort wurde Mitte letzten Jahres erstmals die schwere Demenz diagnostiziert.


    Viele Gespräche mit den Ärzten, hilflose Suche nach einem schnell verfügbaren Pflegeplatz und Einstufung in einen Pflegegrad kam sie dann erstmal wieder nach Hause. Sie pflegte sich nicht mehr, roch oft schweißig und unangenehm. Mitte September gelange es mir endlich, sie in die stationäre Pflege zu bugsieren, mein Vater klagte ständig, wie teuer das doch alles wäre. Nachdem meine Mutter nun versorgt war, musste er aufgrund eines Sturzes und seiner Beinentzündung (Erysipel) auch in KH. Dort wurde nun auch endlich sein Parkinson mit Medikamenten eingestellt. Nach einer anschließenden geriatrische Reha kam er nach Hause, zu meiner Mutter ins Pflegeheim wollte er aufgrund der Kosten nicht. Immer wieder die Vorwürfe in Richtung meiner Mutter, wie sehr sie ihn provoziert hätte, sich bedienen ließe usw. Trotz ihres inzwischen bestätigten Pflegegrads 3 hat er nicht begriffen, wie weit fortgeschritten die Demenz inzwischen war. Zumal die Einstufung in Coronazeiten ja nur telefonisch erfolgte.


    Sein Zustand ist klapperig, zittert stark durch den zu lange unbehandelten Parkinson und wir haben erwirken können, dass er zumindest einen Pflegegrad 2 bekommen hat und der Pflegedienst täglich zum Beinewickeln kommt. Den Notrufknopf hat er auch, erzählt aber jedes Mal, dass es 23,- € im Monat kostet. Es nervt einfach nur!


    Nun ist am Samstag 13.02.2021 das nicht zu Erwartende eingetreten, meine Mutter ist im Pflegeheim verstorben. Für uns nicht absehbar und völlig unerwartet. Nun sickert bei meinem Vater langsam durch, dass ihre Demenz wohl doch ausgeprägter war, als er dachte und ihr Verhalten keine Provokation war, sondern ihre starke Demenz. Immerhin kamen schon mal Eingeständnisse, dass er wohl zu hart zu ihr war und ihre Erkrankung unterschätzt hat. Aber gleichzeitig wird immer wieder erwähnt, wie teuer doch auch das Pflegeheim war und dass meine Mutter ihn ja viel Geld gekostet hat.


    Mein Bruder wohnt weiter weg, ich im gleichen Ort. Somit bleibt auch jetzt noch viel an mir hängen. Mich nervt dieses ständige Geklage um das Geld (es besteht ein sehr gut gefülltes Bankkonto), für das es absolut keinen Grund gibt. Umziehen oder eine Pflegeeinrichtung kommt für ihn jetzt auf keinen Fall mehr in Frage. Er bleibt lieber in seiner 140 qm Wohnung im 1. Stock mit einer furchtbar steilen Treppe.


    Mich beruhigt, dass wenigstens der Pflegedienst 1x tgl. nach ihm guckt, wobei er das auch am liebsten canceln würde, weil Beinewickeln ja XY Betrag am Tag kostet.


    Für mich waren es harte Monate, weil mein Vater uneinsichtig und stur ist. Gepaart mit seinem Altersstarrsinn und seinem Geiz hat es zu viele Anstrengungen gekostet, alles in einigermaßen geregelte Bahnen zu lenken. Ich besuche ihn etwa 1x die Woche und telefonieren tun wir auch mehrmals wöchentlich. Für mehr habe ich im Moment keine Kraft mehr.

  • da hast du ja auch schon einiges hinter dir, Hasi. Ja, die alten Herrschaften können recht stur sein. Hat dein Vater mal darüber nachgedacht, dass er sein Geld nicht mit ins Grab nehmen kann?


    Ich kann dir nur raten, deinen Bruder mit einzubinden. Zumindest telefonisch. Telefonieren mit seinem Vater kann er ja durchaus . Wie weit weg wohnt er denn?

    Es ist wie es ist :litter_in_bin_sign:

  • Hat dein Vater mal darüber nachgedacht, dass er sein Geld nicht mit ins Grab nehmen kann?

    Das ist ihm schon bewusst, keine Ahnung, ob er sich besser fühlt, wenn wir noch was erben können. Wir hatten es schwer als Kinder, keine glückliche Kindheit. Brauchen tun es weder mein Bruder noch ich, aus uns ist ja noch was geworden (so bezeichnet er es). Er ist Kriegskind, vielleicht muss er deshalb horten und sparen.

    Ich kann dir nur raten, deinen Bruder mit einzubinden. Zumindest telefonisch. Telefonieren mit seinem Vater kann er ja durchaus . Wie weit weg wohnt er denn?

    Das machen wir auch so. Mein Bruder ist schon mit eingebunden, es war so, dass ich mich um den Kram meiner Mutter kümmere und er sich um den Kram meines Vaters. Es hapert eher daran, dass mein Vater eher mich als meinen Bruder anruft oder zu Hilfe ruft. Und das hat nicht nur was mit der Ortsnähe zu tun.

  • Sie baute immer mehr ab, reagierte oft nicht auf das, was er ihr sagte. Folge daraus, er schrie sie nur noch an. Wenn mein Bruder oder ich zu Besuch kamen, wurde immer der Schein gewahrt: Sie anständig angezogen, er nett.

    und ihr habt es im Gespräch mit ihr nicht gemerkt dass sie dement ist? Oder war klar, dass sie dement ist und nur das Verhalten deines Vaters war euch nicht bewusst?

  • Ich habe vor etwa 6 Jahren bemerkt, dass sie sich veränderte. Habe es auch bei meinem Vater angesprochen, er tat es als Quatsch ab. Auch im Laufe der folgenden Jahre. Sie wäre nur bequem und würde ihn provozieren. Ich glaube, er wollte das nicht wahrhaben und es war unbequem für ihn, dass sie nicht wie früher funktionierte. Sie war die typische Hausfrau, wie es früher eben so war. Gekocht hat er schon die letzten Jahre und der Haushalt war auch schon etwas lotterig. Sie hat sich irgendwann morgens nicht mehr angezogen oder gewaschen/geduscht. Das kam aber alles erst im letzten Jahr raus. Auf die Frage, warum er nie was erzählt hat, hat er nicht geantwortet. Sie hätte schon vor mindestens 2 Jahren einen Pflegegrad benötigt und sicherlich auch einen ambulanten Pflegedienst. Das wollte er aber alles nicht. Es war ein Kampf im letzten Jahr überhaupt ein Pflegegrad zu beantragen.

  • Ich war in dem anderen Faden bereits kurz nach der Eröffnung aktiv, zu der Zeit pflegte ich meinen inzwischen verstorbenen Vater.

    Pflege von Angehörigen betraf mich das 2. Mal. Am 80. Geburtstag meiner Mutter vor inzwischen 17 Jahren beobachtete ich, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Sie, die sonst immer eifrig am Kaffeetisch rumwickelte, saß ausdruckslos in der Ecke, beteiligte sich nicht wirklich an den Dingen. Defizite wurden danach immer größer, mein Vater meinte, sie wäre wie immer, aber das stimmte nicht. Routinehandlungen wie kochen erbrachte sie schon noch, eine Putzfrau kam eh schon seit Jahren, mein Vater war den ganzen Tag in seinem "Arbeitszimmer", schrieb ein Buch, kümmerte sich kaum um sie.

    Sie stürzte 3 Jahre später, brauchte dadurch eine neue Hüfte. Sie fand sich nach der OP nicht mehr zurecht und ihre Demenz war nun offensichtlich.


    Ich habe eine Schwester, die wohnt im Sauerland, ich wohne in Hamburg, beides 220 km von meinen Eltern im Weserbergland entfernt.


    Ich war wegen eigener Krankheit in Frührente, sprich ich hatte die Zeit, mich zu kümmern. Da ich auch noch ein eigenes Leben hatte, mein Vater pflegerisch nichts auf die Reihe bekam, im Haushalt auch keine Leuchte war, kam Mama in eine Heim, nur 300 m von der Wohnung meiner Eltern entfernt. Wenn ich da war, holten wir Mama nach Hause. Ich kochte dann auch, ansonsten versorgte die langjährige Putzfee alles drumrum in der Wohnung. Machte auch die Wäsche. Essen kam auf Rädern.

    Ich blieb immer eine Woche, war eine Woche in Hamburg- Meine Schwester kam gelegentlich zum Kaffeetrinken bei meinen Eltern vorbei. Sonst war sie nicht aktiv am Geschehen beiteiligt. Meine Eltern hatten frühzeitig Verfügungen erstellt, in denen meine Schwester alle Vollmachten hatte, ich war eigentlich immer das schwarze Schaf der Familie gewesen, ich hatte aber auch gar keine Lust, mich um solche Dinge zu kümmern, ich war einfach so da....

    2011 war ich in Kanada, als ich dort den Anruf meiner Schwester bekam, sie hätten bei Mama offene Krebsgeschwüre an den Brüsten entdeckt und die müssten nun ab.

    Es machte keinen Sinn, die Reise abzubrechen, aber ab meiner Rückkehr wohnte ich dann quasi komplett in der Wohnung meiner Eltern. Meine Mutter war in einem völlig desolaten Zustand. Konnte sich aber zu nichts mehr äußern, bekam dann noch Lungenödeme, mußte öfter in die Klinik und da sie sich zu nichts mehr äußern konnte, war ich ihr Sprachrohr. Ich war von morgens 8 Uhr im Heim, habe Nahrung zugeführt, habe dafür gesorgt, dass sie sauber bekleidet war. Das Heim war neu, hatte aber zu wenig Personal, was wegen schlechten Betriebsklimas ständig wechselte. Tabletten waren unvollständig, oder man stellte nur Essen hin, womit meine Mutter nichts anfangen konnte.


    Mittags ging ich nach Hause, kochte dann für Papa und mich, das Essen auf Rädern war irgendwie nicht essbar. Papa meinte dann auch, die Putzfee sparen zu können, aber den Zahn habe ich ihm schnell ziehen können. Ich war ausgelastet genug. Von 14 Uhr bis 19 Uhr war ich wieder bei meiner Mutter.

    Ich erinnere mich an einen Tag, als meine Schwester mal zu Besuch kam und meinte, die gute Thermoskanne von alfi wäre nicht poliert. Klar, eine polierte Kaffeekanne ist, wenn man sich anders den Hintern aufreißt enorm wichtig. Am letzten Geburtstag meiner Mutter kam meine Schwester nicht, weil es ihrem Meerschweinchen nicht gut gehen würde...

    3 Tage vor ihrem Tod hat man mir ein Bett in Mamas Zimmer gestellt, ich durfte bei ihr sein, als sie die Augen schloss. Als meine Schwester schließlich eintraf, meinte sie nur, sie hätte mich gerade mal ablösen wollen, schade, dass es nicht mehr dazu gekommen ist....

    Wer nichts wagt, ist schon gescheitert.
    George Clooney

  • Geiz im Alter ist gar nicht so selten.

    Manch einer hat einfach Angst dass das Geld nicht bis zum Lebensende reicht.

    Und bei anderen ist es einfach so, dass die an (beginnender?) Demenz leiden und schlicht den Wert der Münzen und Scheine nicht mehr erkennen. Da kommt es dann schon mal vor, dass im Lokal nur Centstücke als Trinkgeld gegeben werden.

    Wenn man jetzt nicht weiß dass der Senior schon leicht dement ist hält man ihn für geizig.

    Mein dementer Opa hat mal meinem Vater zwei DM gegeben und gemeint er solle ja nicht alles auf einmal versaufen. :face_with_tears_of_joy:

    Die Summe hätte nicht einmal für zwei Biere gereicht.

    Wenn ein Senior nicht immer schon geizig war ist wohl eher Demenz der Grund für den Geiz.

    Emma Piel🤱 saß am Nil 🏞️, aß Eis am Stiel 🍭, da kam das Krokodil 🐊, fraß Emma Piel🤱.

  • Mein Vater trauerte lange und ich war auch oft bei ihm, kochte seine Lieblingsessen und wir spielten viel Karten, er war sehr dankbar über meine Anwesenheit. Eines Tages war er völlig durch den Wind, ich rief den Notarzt und er war kurz vor einem diabetischen Koma mit einem Zucker von über 500.

    Ab da ging es auch mit ihm nur noch bergab. Er aß weiterhin abends seine Familienpackung Eiscreme und seine Schokolade, er mußte sich Insulin spritzen, begann zu lügen, was sein Befinden betraf.... Ich rief ihn eines Tages an, worauf er nur kurz sagte, er müsse mal kurz auf Tö, ich solle später noch mal anrufen.... Doch er ging nicht mehr ans Telefon. Ich rief die Putzfee an, die ihn bewußtlos im Flur fand, gleich 112 anrief.

    Er hatte verschwiegen, dass er schon seit Tagen eine Blasenentzündung hatte und sich nicht drum gekümmert hatte (er hatte mal Nierenkrebs und nur noch eine Niere). Die Entzündung war inzwischen eine Sepsis und er hatte sie gerade mal so überlebt.

    Da kam dann meine Schwester ins Spiel, ausgestattet mit ihren Vollmachten - und Papa kam in eine Heim, es war aber nicht das, in dem meine Mutter war. Anfangs ging es noch alles mit der Pflege, denn er war klapperig aber geistig voll da. Wenn ich da war, wohnte ich in seiner Wohnung (Eigentum). Bis meine Schwester dann ein neues Auto brauchte, ihre Tochter brauchte Geld fürs Studium, sie verkaufte die Wohnung und ab dem Zeitpunkt wohnte ich mal hier, mal da, bei Bekannten, mal im Hotel, mal bei einer Freundin. Bis ich mir schließlich ein sehr karges Zimmer mietete, um mich um Papa zu kümmern, der zunehmend kranker wurde. Er hatte nur einen HB Wert von 6, wollte aber nie eine Transfusion. Sein Körper hatte sich angepaßt. Er hatte einmal im Monat Nasenbluten, dass wegen seiner niedrigen Thrombozytenzahl nicht aufhörte, er mußte immer nach Minden in die Klink. Er war dort völlig hilflos, er hatte auch den Krankenhauskeim, man stellte ihm Essen hin, was er wegen arthritischer Finger nicht schneiden konnte und auch nicht sehen konnte.... Ich war da, kümmerte mich....

    Er war inzwischen fast erblindet, fast taub, er wurde immer schwächer, war geistig aber trotzdem rege. Durch Zufall fand ich heraus, dass meine Schwester ihn entmündigen lassen wollte (heißt jetzt anders, war aber quasi dasselbe), sie hatte da was vor Gericht bereits angeleiert, weil er ja völlig dement sei.

    Ich dachte ich flippe aus, ich bin dann zum Gericht, konnte noch am selben Tag mit einem Rechtspfleger sprechen, wurde zu einer Richterin geleitet, die sagte, sie käme ins Heim, sie wolle sich selbst ein Bild machen.

    Dies geschah wenige Tage später. Mein Vater konnte alle Fragen nach Datum und was und wie und überhaupt korrekt wiedergeben, selbst wenn man ihm dazu trotz des Hörgeräts anschreien mußte. Das Begehren meiner Schwester wurde abgewiesen.... Sie war nicht an seinem letzten Geburtstag, sie war überhaupt nie da, um ihn mal zu besuchen.

    Mein Vater war überhaupt selbst einen Tag vor seinem Tod und mit einem HB von 4,0 geistig voll da.... Unglaublich.

    Eines Tages fing man mich im Heim ab, ich möchte bitte ins Büro kommen, die Kripo wäre da und hätte da ein paar Fragen an mich...

    Hatte meine Schwester, nie vor Ort, doch angegeben, ich würde meinen Vater mit Drogen versorgen. Und ja, man hatte tatsächlich Tabletten gefunden, in einer Zigarrenröhre.... Mein Vater schlief schlecht und wenn er sich dann nachts wälzte hatte er in seinem Nachttisch nach dieser Röhre gekramt. Darin waren Baldriandraggees für die Nacht. Da hat er dann immer eine genommen.... Da von verschiedenen Herstellern, hatten die Baldriantabletten einmal eine weiße und einmal eine brauen Farbe....

    Ich bekam dann die Aufforderung, bei der Polizei persönlich zu erscheinen, wurde fast eine Stunde lang verhört. Das Verfahren wurde selbstredend eingestellt, bereits am Geruch der Tabletten war klar: Baldrian, nüschte weiter als Baldrian.....

    Überhaupt hat meine Schwester, da mit allen Vollmachten ausgestattet noch zu Lebzeiten Vaters Konto leer geräumt... Ich habe mich rechtlich beraten lassen - keine Chance, überhaupt was zu beweisen, das Geld war weg, alles, was ich an Fahrten, Unterbringung im Weserbergland hatte, Autoreparaturen etc. - habe ich alles von meiner Rente selbst bezahlt....

    Erst als ich merkte, ich kann dieses ständige Pendeln nicht mehr leisten, das Heim in der Pflege immer schlechter wurde, dazu mein Vater nahezu erblindet war, außer mir auch niemand mehr zu Besuch kam, war er bereit und sogar erfreut, als ich den Vorschlag machte, ihn in ein sehr gutes Heim einen knappen Kilometer von mir hier in Hamburg zu überführen. Ein Krankentransport hat das dann wunderbar erledigt....

    Leider waren ihm hier nur noch 3 Wochen vergönnt, er war einfach zu krank, die Niere versagte mehr und mehr. Sein Dahinscheiden war eine Erlösung.

    Er konnte nicht sterben, weil er immer wieder meinte, meine Schwester würde noch mal kommen, ich glaube, daran hielt er bis zum Schluss fest. Sie kam nicht. Andere Verwandte kamen, um sich von ihm zu verabschieden. Sie nicht.

    Aber als ich sie anrief, Papa sei gestorben, kam eine Stunde später der Anruf von ihr, sie müsse dem Beerdigungsinstitut mitteilen, was ich für Blumen auf dem Kranz haben wolle, sie müsse das schließlich in die Wege leiten.... Ich war sprachlos und als ich meine Sprache wieder gefunden hatte, habe ich einfach nur gesagt, ich hätte 48 Stunden Zeit, Papas Zimmer im Heim zu räumen. Ich würde das nun in Angriff nehmen und ich würde mich freuen, für meine Mühen einen Blumenstrauß zu bekommen...

    Noch einmal wirklich zurück zur Pflege. Rückblickend war ich bei beiden zunehmend eingespannt. Die Heime konnten das nicht leisten, was man sich menschlich und pflegerisch erhofft hatte. Mein Vater hatte zum Schluß Pflegestufe 4, was wirkliche Pflege war, konnte ich eigentlich immer nur in der Klinik erleben, das letzte Heim, war auch gut, da gab es nichts zu meckern. Aber was ich sonst erlebt habe: zumeist osteuropäsches Hausfrauenpersonal, keine Ahnung, wie man jemanden im Bett dreht, neu bettet, wie man Wundliegen verhindert..... Wenn ich unangemeldet im Weserbergland ankam, hatte Papa oft noch die Nachtwindel um, mittags noch nicht gefrühstückt. War seit Tagen nicht rasiert. Kot unter den Fingernägeln.

    Pflege ist Schwerstarbeit, Pflege kann einen komplett überfahren, wenn man sieht, was in Heimen so abgehen kann, wenn sie schlecht geführt werden.
    Jemanden zu pflegen ist aber Dienst am Nächsten mit einem Gefühl für Menschlichkeit. Ich war nie die Lieblingstochter, aber mein Blick fiel immer mehr auf die tatsächliche Bedürftigkeit, die zum Schluss immer größer wurde. Ich hätte kein gutes Gewissen gehabt, wenn ich mir einen lauen Tag gemacht hätte, wie meine Schwester es getan hat. Die an der Kaffeetafel schließlich lautstark verkündete, sie hätte ja alles im Hintergrund geregelt.....

    Ich bin in diesem Faden immer mal wieder aufgetaucht, obwohl ich mich nach Papas Tod schon verabschiedet hatte.

    Ich rate jedem, gut hinzuschauen, bei sich zu schauen, wo man delegieren könnte, wo man eine Verschnaufpause einlegen könnte. Ich war - damals noch möglich - immer mal für eine Woche auf Mallorca, um dort, abseits vom Ballermann zu wandern. Um dann, frisch getankt, den nächsten Schritt überhaupt übernehmen zu können....

    Ich schicke euch Teilnehmenden hier einfach mal viele Kraftsterne :sparkling_heart: :sparkling_heart: :sparkling_heart: :sparkling_heart: :sparkling_heart: :sparkling_heart: :sparkling_heart: :sparkling_heart:

    Wer nichts wagt, ist schon gescheitert.
    George Clooney

  • BenitaB

    Ohje, da hast Du aber auch viel mitgemacht. Und solch eine Schwester braucht kein Mensch :nauseated_face:


    @all

    Noch ist mein Vater glasklar im Kopf, da hat der Parkinson noch keine Ausfälle angerichtet. Er hat jetzt neu das Onlinebanking entdeckt, was ich ihm in der Zeit mit meiner Mutter so ans Herz gelegt habe, das beherrscht er, als hätte er damit seit Jahren gearbeitet. Er ist auch im Internet viel aktiv. Fragt nichts doppelt, verwechselt nichts, da sehe ich noch keine Anzeichen für eine dementielle Entwicklung. Sparsam war er schon immer, im Alter wurde es dann Geiz. Wenn ich für ihn Besorgungen mache oder irgendwelche Fahrten erledige, die er nicht mehr schafft, gibt es nie Spritgeld oder den Betrag der Besorgungen wieder. Außer ich frage direkt danach.

  • Ich pflege niemanden. Ich habe nur eine spinnerte Schwiegermutter, und mein Papa und seine Frau machen mir derzeit ein bisschen Sorgen.

    Mein Papa hat immer noch "Rücken" und geht mit Krücken, weil sein Rückenproblem so tief liegt, dass er es in den Beinen merkt, die dann nicht mehr richtig wollen. In zwei Wochen soll er hochdosiertes Cortison unter dem CT gespritzt bekommen. Dann soll er auch drei Nächte im Krankenhaus bleiben und ruhig liegen, damit sich das gut verteilen kann.

    Seine Frau hat ähnliche Probleme und bekam am Freitag eine solche Spritze. Gestern durfte sie wieder nach Hause, heute kam sie mit dem Krankenwagen wieder ins Krankenhaus, mit Atemnot. Wasser in der Lunge. Bis vorhin wussten die Ärzte noch nicht, woher das kam. Zwei Ideen des Orthopäden, wo mein Vater heute auch einen Termin hatte, waren Cortison-Unverträglichkeit oder eine Lungenembolie. :confounded_face:

  • ich pflege beruflich, früher im Krankenhaus überwiegend auf der Geriatrie und Frühreha und nun in der ambulanten Pflege.
    Als mein Vater in den letzten Wochen Hilfe brauchte, haben meine Mutter, meine Schwester und ich die Pflege übernommen. Ich lese interessiert mit.

    Ich lese bei sunflower schon von Anfang an mit. Ich habe eigentlich mehr zu einem anderen Aspekt beigetragen als zu dem Pflegethema :winking_face: Ich habe aber auch deswegen mitgelesen, weil da schon ein Pflegethema in meinem Umfelt am Horizont erschien. Im Moment bin ich am Organisieren von Hilfe zur Selbsthilfe, damit der Mensch, um den es mir geht, noch möglichst lange in seinem Zuhause leben kann - mit diverser externer Unterstützung eben. Ich mache den Papierkram und sozusagen die psychologische Betreuung.

  • Es gibt bei alten Menschen eine so genannten Verarmungswahn.

    Die haben einfach Angst zu viel Geld auszugeben und irgendwann den Kindern auf der Tasche zu liegen.

    Na ja, vielleicht ist er tatsächlich auch einfach nur geizig.


    Ganz ehrlich, so eine miese verlogene Schwester hätte ich ordentlich "vorgeführt".

    Das lässt sich ja beweisen wer im Hintergrund alles organisiert hat.

    Emma Piel🤱 saß am Nil 🏞️, aß Eis am Stiel 🍭, da kam das Krokodil 🐊, fraß Emma Piel🤱.

  • Na ja, vielleicht ist er tatsächlich auch einfach nur geizig.

    Ist er wirklich :zany_face: Wir sprechen hier von einer Beamtenpension und einem guten 6-stelligen Betrag auf seinem Konto. Und da ja die horrenden Heimkosten meiner Mutter wegfallen, kann er nochmal lustig 1.800-2.000 € monatlich anhäufeln. :woozy_face:

  • Ich habe lange überlegt, meiner Schwester den Prozeß zu machen, war ja bei einem Anwalt. Das Geld ist ja trotzdem weg. Ich müßte u. U. noch viel Geld dafür zahlen, dass nichts rumkommt. Ich schone meine Nerven... Niemand aus der Familie wollte schon vor Papas Krankheit etwas mit ihr zu tun haben. Da hat sie früher schon angeeckt. Bei jedem. Ich kenne nur einen Menschen, der zeitlebens ebenso unzufrieden mit sich und der Welt war. Unsere Großmutter. Raffgier, Bösartigkeit und Neid war auch deren Elixier....


    Meine Schwester hat 2 Töchter. Die eine wurde so fertig gemacht, dass sie wegen ihrer Mutter einen Suizidversuch unternommen hat, sie war über Monate in der Psychiatrie, sie hält sich seitdem von ihrer Mutter komplett fern. Die andere Tochter, Mitte 30, kriegte jahrelang nichts auf die Reihe, da ist viel Geld hingeflossen. Studium gemacht, 3 x durch das Staatsexamen geflogen, jetzt ganz böse an MS erkrankt, kommt aber an Bösartigkeit und Falschheit so langsam auch nach ihrer Mutter.

    Verwandte kann man sich nicht aussuchen, aber man kann sich von ihnen fernhalten. Das tue ich seitdem.


    Bei der Beerdigung von Papa saß meine Schwester isoliert mit ihrem Mann (der steht völlig unter ihrer Fuchtel) und ihrer einen Tochter am Rande der Kaffeetafel, schmiss dann mal eben genau das in die Runde, was sie im Hintergrund für Papa geleistet hätte.... Wir haben einen Vetter, der warf dann derb aber völlig richtig über den Tisch: halt einfach dein Maul du blödes Weib. Das paßte wunderbar.

    Solche Menschen haben auch kein Gewissen. Es ist verplemperte Zeit, sich mit denen abzugeben.



    Wer nichts wagt, ist schon gescheitert.
    George Clooney

  • Benita, das tut mir von Herzen leid.


    Dass du nicht geklagt hast, ist richtig. Es geht nur an deine Nerven. Man möchte manchmal nur Gerechtigkeit und das kostet sooo viel. Bringt also nichts.


    Übermorgen kommt meine Tochter nach Hause. Also, ich hätte es noch länger alleine ausgehalten. Nur mit dem Hund. Ich war eben 1,5 Stunden lang mit ihm draußen. Das ist rekord, für diesen Monat. Das neue Medikament hilft mir.

    Es ist wie es ist :litter_in_bin_sign:

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