Begutachtung per Telefon

  • Hallo zusammen,


    ich bin seit Ende September wegen Schwindel, Erschöpfung, zeitweise Sehstörungen, Kopfschmerzen und Übelkeit krankgeschrieben. Eine feste Diagnose gibt es nicht. Die Krankenkasse hatte im April die Krankengeldzahlung ohne Begründung eingestellt, daraufhin habe ich einen Anwalt eingeschaltet. Nun hat die Krankenkasse gestern das Geld von zwei Monaten überwiesen. Außerdem war ein Brief in der Post. Es wurde ein Telefontermin zur Begutachtung mit dem MD vereinbart und zwar morgen! Erstens sehr kurzfristig und zweitens frage ich mich, was da telefonisch passieren soll? Es heißt "Der MD untersucht Sie [...]". Wie soll das am Telefon gehen? Ja, wir haben Corona, aber sonst gehe ich auch zum Arzt. Da kann doch nur wieder bei rumkommen, dass sie mich für arbeitsfähig halten. Hat damit schon jemand Erfahrungen gemacht?

    Nachdem du dafür extra einen Anwalt eingeschaltet hast, solltest du das dringend mit deinem Anwalt besprechen. Besonders weil das so kurzfristig ist (da du krank bist kannst du ja nicht sagen dass du keine Zeit hast) und weil ich mich auch fragen würde, was die da speziell am Telefon klären können.


    Ich kenne telefonische Begutachtungen der Pflegebedürftigkeit (weil man wegen Corona keine Hausbesuche machte), da war das nicht ungewöhnlich, weil es schriftliche Aussagen medizinischer Einrichtungen gab, die auch dem MDK vorlagen. Und da ist eine telefonische Befragung ganz angenehm, weil man sich darauf vorbereiten kann. Es war auch zulässig, dass jemand (Angehöriger) bei dem Telefonat anwesend war.

    Das Ergebnis war dann übrigens der vermutete Pflegegrad.

  • Ich habe das Schreiben an den Anwalt weitergeleitet. Ich soll das Gespräch wahrnehmen, mir Notizen machen und dann abwarten, was passiert. Bei einem Pflegegrad verstehe ich das Vorgehen auch noch, aber so weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Zumal im Zweifel dann wieder kein schriftlicher Beweis vorliegt. Die Zusammenhänge sind bei mir eh schon kompliziert. Das am Telefon zu erklären, wird spannend.

  • Das wird mir dem MD überall so gehandhabt.

    Nachdem es mit der Streichung des Krankengeldes "einfach so" nicht geklappt hat, soll jetzt der MDK überprüfen, ob Du arbeitsfähig bist. Und da die sich gerade alle brav verschanzen wegen Corona, reichen plötzlich Telefonate.

    Letztlich ist nur zu raten: Ehrlich sein, nicht übertrieben, aber Symptome auch nicht unter den Teppich kehren. Hilfreicher wäre, wenn bspw. eine aktuelle Stellungnahme des krankschreibenden Arztes vorliegen würde. Denn eine Diagnose muss es schon irgendwie geben, denn der Arzt MUSS etwas auf das Formular schreiben.


    Ich drücke Dir die Daumen. Wenn es gut läuft, bekommst Du weiter Krankengeld. Wenn es schlecht läuft, bist Du ab sofort gesund. Wenn es mittel läuft, wirst Du zur Reha verdonnert.


    Ich kenne das aus meinem Job als Behandlerin - und erlebe es gerade am eigenen Leib. Seit 22.4. wg. Bandscheibenvorfall krankgeschrieben; am 23.5. wollte die KK mir das Krankengeld streichen. Widerspruch, sie zahlen erstmal weiter, aber dafür kam direkt das Rehaformular. Ich muss jetzt den Antrag stellen... Unnötig zu sagen, dass ich ja gerade erst in den Krankengeldbezug rutsche (weil erst nach 6 Wochen). Die Streichung kam dann quasi vorsorglich.

    I

    ch bin fast geneigt zu fragen, um welche KK es sich handelt... Für solche Spielchen kommen nämlich meiner Beboachtugn nach nur 2 in die engere Auswahl...

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  • Sunflower_73 Also mittlerweile weiß ich, dass meine Krankenkasse wohl häufiger Probleme macht. Ist eine relativ kleine Krankenkasse. Ich werde auch wechseln, sobald das geht.

    Reha wäre noch ok, würde ich versuchen, ich will ja wieder arbeiten. Das Problem ist, dass sich auch mein Arbeitgeber quer stellt. Ich bin als Landschaftsgärtnerin angestellt, arbeite aber seit drei Jahren schon nicht mehr in dem Beruf. Leider nur inoffiziell, daher wurde eine Wiedereingliederung über Homeoffice abgelehnt. Das wäre nämlich die einzige Möglichkeit, die ich mir aktuell zutraue, da ich da zur Not auch liegend arbeiten kann sowie individuelle Pausen möglich sind. Ich kann aber auf gar keinen Fall noch 8 Stunden mit Heckenschere und Motorsäge durch die Gegend laufen. Mein Puls geht bei leichten Tätigkeiten (spazieren) bis auf 200 hoch (Tagesform abhängig). Auch wenn ich länger sitze, kommt es zu starker Benommenheit, Schwindel und Konzentrationsstörungen. Dann hänge ich lethargisch im Bürostuhl. Ich habs ein Jahr versucht, es ist absolut ineffektiv und zu Hause kann ich dann nur noch liegen, schaffe nichtmal meinen Haushalt, geschweige denn, dass ich Auto fahren sollte. Ich versuche parallel über den Personalrat eine Lösung zu finden (öffentlicher Dienst), aber die brauchen Zeit und sagen, dass das ein schwieriger Fall ist. Falls der MDK mich für gesund hält, muss ich eben täglich wieder nach Hause gehen, mein Chef wird sich bedanken.

    Die Codierung auf meiner AU ist schwammig. Ich habe nur eine Verdachtsdiagnose von einem Krankenhaus aus Oktober. Wurde aber von einer darauf spezialisierten Ambulanz abgelehnt und die haben dieses Jahr auch komplett Aufnahmestop. Ich wollte jetzt ggf. den Hausarzt wechseln, weil wir nicht weiterkommen. Der Termin ist aber erst übernächste Woche. Im Verdacht ist auch noch ein Unfallzusammenhang aus 2018, wofür es aber ebenfalls keinen Beweis gibt.

  • Was findet denn aktuell an Behandlung statt? Außer dass Du Dich schonst und merkst, was nicht geht?


    Ich habe leider die Befürchtung, dass man da ggf. sagt "es wird ja nicht behandelt, also Reha". Und bei Deiner Symptomatik fürchte ich zudem, dass man das auf die psychologische Ebene ziehen wird...

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  • Sunflower_73 Es findet nichts statt, außer Schädelakupunktur, die ich selber bezahle. Naja und Versuche wie, viel trinken, salzreich essen, Kompression... Was bei POTS eben angeraten wird. Ich hatte lange Physiotherapie für den Rücken, Hals und Nacken ziehen sich auch immer zu, aber das hilft leider nicht. Medikamente will ein Hausarzt nicht versuchen, da er sagt, das müsste ein Facharzt machen.

    Ich habe ansonsten alle Fachbereiche durch. Auch Psychologe und Psychiater. Alle kleineren Auffälligkeiten werden als irrelevant abgetan. Ein Belastungs-EKG strebe ich noch an, um einfach mal zu wissen, wie es unter Belastung tatsächlich aussieht. Von mir aus mache ich auch eine Psychotherapie, sie wird dann halt nichts bringen. Ich gehe auch stark davon aus, dass es erstmal auf eine Reha hinaus läuft. Auf jeden Fall werden sie nicht einfach weiter zahlen.

  • Auf jeden Fall werden sie nicht einfach weiter zahlen.

    Das befürchte ich fast. Es gibt immer wieder positive Überraschungen, aber in der Tendenz... wenn die Kassen erstmal so drauf sind, geht es selten problemlos weiter.

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  • Angerufen haben sie eine halbe Stunde vor dem 4-stündigem-Zeitfenster. Der Arzt war gefühlte 80 und in jedem zweiten Satz meinte er "das ist ja komisch, dass die nichts finden" und "dann weiß ich auch nicht". Er teilt der Krankenkasse jetzt mit, dass es keine Diagnose gibt, keine Behandlung und eine Umbesetzung auf der Arbeit im Gespräch ist. Ich stelle mich dann mal auf weiteren Ärger ein.

  • Ich bin mal vom medizinischen Dienst der Arbeitsagentur nach Aktenlage beurteilt worden und natürlich für arbeitsfähig befunden worden. Die hatten den Kern des Problems überhaupt nicht erfasst und sich auf irgendwelche Nebensächlichkeiten (die ich nur der Vollständigkeit halber angegeben habe) bezogen, die mir im Arbeitsalltag aber gar keine Probleme machen würden. Aber woher sollen sie es auch wissen, wenn niemand mit mir persönlich spricht?


    Momentan bin ich im Krankengeld und warte immer noch auf die Zahlung für den letzten Monat und befürchte, dass mir genau das gleiche Problem bevorsteht. Aber da du ja schon einen Anwalt hast, lass den das erledigen. Und auch ohne Anwalt sind Klagen vor den Sozialgerichten kostenfrei. Kämpfe für dein Recht (oder lass kämpfen)!


    Übrigens, da du weiter oben von POTS geschrieben hast: Das ist doch eine feste Diagnose, auch mit ICD-10-Code. Das muss doch der Arzt, der das festgestellt hat, bescheinigen können.

  • @Johnny Curlew Ne Codierung für POTS gibt es noch nicht, die ist in Arbeit. Fällt aktuell unter I95.1 also Orthostatische Hypotonie und das ist auch auf meiner AU angegeben (neben Schwindel und Herzrasen). Demnach kann man das als Diagnose ansehen, letztendlich steht im Krankenhausbericht aber nur was von einem Verdacht. Der Arzt heute kannte POTS natürlich nicht. Problematisch ist halt immer, wenn keine Behandlung läuft. Nur liegt das gerade nicht an mir.


    Ja, das geht dann eh alles zum Anwalt. Nur wenns blöd läuft, stehe ich wieder monatelang ohne Geld da. Dass es mal etwas länger dauert, bis das Krankengeld überwiesen wird, kenne ich aber. Die Krankengeldeinstellung haben sie vorher schriftlich angekündigt.

  • Der Anwalt kann und wird vermutlich einen Eilantrag beim Sozialgericht stellen, damit du an dein Geld kommst. Viel Erfolg!

  • @Johnny Curlew

    Zitat

    Ich bin mal vom medizinischen Dienst der Arbeitsagentur nach Aktenlage beurteilt worden und natürlich für arbeitsfähig befunden worden.

    konntest du gegen das ärztliche Gutachten in Widerspruch gehen oder irgendetwas neu in Auftrag geben?


    Ich habe so was ähnliches. Im Grunde bin ich höchstens für 2h belastbar und das würde ich gern anerkennen lassen.

  • Ich bin dann sowieso ins Krankengeld gefallen und die Arbeitsagentur war nicht mehr zuständig, deshalb habe ich nichts weiter gemacht. Gegen so ein Gutachten kann man leider nicht einfach Widerspruch einlegen, da es kein Bescheid ist.


    Es wäre sicher besser, wenn du dir einen Anwalt nimmst.

  • Übrigens war das Gutachten noch nicht beim Hausarzt. Dafür ruft die Krankenkasse mich nun wieder an, wobei ich denen laut Anwalt am Telefon keine Auskunft mehr geben soll, sondern nur noch nach schriftlicher Anfrage. Das letzte Krankengeld wurde bisher wieder nicht gezahlt. Hier gab es auch noch keine Information von der Krankenkasse. Bin gespannt, wann da diesmal was kommt.

  • Dann kannst du Beratungshilfe beim Gericht beantragen. Du kannst auch ohne Anwalt beim Sozialgericht klagen, ohne dass für dich Kosten entstehen. Aber ich denke, mit Anwalt ist die Erfolgsaussicht deutlich größer, außer es ist ein wirklich eindeutiger Fall.

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