Ungutes Gefühl vor Jobwechsel

  • Hallo liebe Gemeinde,


    ich bin neu im Forum, war zuvor bei med1 und habe dort immer gute Ratschläge lesen dürfen. Daher wende ich mich auch gern wieder vertrauensvoll an die Community. Ich bewerbe mich gerade, da ich in meinem aktuellen Job unzufrieden und unterfordert (ohne Perspektive) bin. Derzeit wohne ich in Münster und ich habe seit Ostern eine Bewerbung in den Niederlanden laufen. Der Bewerbungsprozess war bisher wie folgt: Zunächst hatte ich Kontakt mit der Recruiterin im Unternehmen, sie hat mir erste Fragen beantwortet und für mich ein Gespräch mit einem Operations Manager eingeplant, via Zoom, da aus bekannten Gründen die Einreise aktuell schwierig ist. Das Gespräch fand ich sehr angenehm, sympatischer Mensch. Nach 3 Tagen wurde ich angerufen von der Recruiterin mit der Frage, wie ich das Gespräch fand. Ich antwortete ehrlich, dass ich es gut fand und sie sagte, dass es auf ihrer Seite auch so empfunden wurde. Also planten wir ein zweites Gespräch, wieder über Zoom, mit 2 potentiellen Kollegen eine Woche später. Auch dieses Gespräch lief sehr gut, ich hörte allerdings erst eine Woche später wieder etwas. Ich wurde gefragt, wie es für mich weitergehen soll, und ich antwortete, dass ich mir gern trotz aller Widrigkeiten ein Bild vor Ort machen möchte. Dazu hatte ich gestern Gelegenheit. Ich nahm alle Strapazen auf mich (Negativer PCR Test, Mietwagen etc) und machte mich auf den Weg über die Grenze. Unterwegs wurde ich angerufen, konnte aber nicht rangehen. Ich hielt bei nächster Gelegenheit an und bekam eine Email von meinem Gesprächspartner für den Tag mit der Bitte, das Gespräch zu vertagen. Mir sackte alles zusammen. Es war wirklich strapziös, die Grenze zu überqueren und ich musste mir noch Urlaub nehmen etc. Zum Glück schickte er noch eine Nachricht hinterher, dass ich mich mit der Recruiterin vor Ort treffen soll und er via Zoom hinzukommt (es war von vornherein ein Gespräch zu dritt geplant, mit mir, ihm und der Recruiterin). Also, Gefahr gebannt. Zunächst. Als ich vor Ort war wurde ich von der Recruiterin empfangen und sie sagte, der Typ sei in Quarantäne. Dann haben wir ihn via Zoom angewählt, er sagte, es täte ihm leid, er hätte so viele Termine, es passe ihm nicht so gut, ins Büro zu kommen. Woraufhin ich mich fragte, wer von den beiden den nun wohl lügt? Ich fand ihn sehr unsympathisch, er war nicht richtig bei der Sache, bekam während des Gesprächs Nachrichten und las diese. Ich war und bin extrem verunsichert. Bis gestern ging ich davon aus, dass dieses dritte Gespräch eine Formsache war, aber ich habe jetzt sehr große Zweifel. Für mich bedeutet der Job einen Umzug ins Ausland, ich müsste alle Zelte abreißen. Klar, ich bin hier auch unzufrieden, aber vom Regen in die Traufe möchte man ja nun nicht kommen.

    Ich muss dazu sagen, dass ich schon 10 Jahre in den Niederlanden gelebt habe, Land, Leute und Sprache kenne. Aber dennoch ist es ein großer Schritt, der nicht schnell wieder rückgängig gemacht werden kann.

    Was haltet ihr denn von dem Prozess und vor allem vom Verhalten des Gesprächspartners?

    Ich habe mich schon lange nicht mehr beworben, meistens ist es umgekehrt - nur dass du meine Antwort einschätzen kannst.


    Natürlich macht man nicht erst was aus und verschiebt es dann so kurzfristig und ohne den anderen einzubeziehen, außer es ist was passiert. Aber offensichtlich ist ja nichts passiert. Der Typ war ja handlungsfähig, er wollte sich nur nicht mit dir beschäftigen. Und klar konzentriert man sich bei einem Bewerbungsgespräch auf den Bewerber und sonst auf nichts.


    Du hast allerdings nicht geschrieben, welche Funktion der letzte Gesprächspartner hat.

    Wenn das dein künftiger Chef war, wäre die Sache für mich erledigt. Wenn das einer aus dem Management war, mit dem du später kaum mehr was zu tun hast, ist es vielleicht noch nicht entscheidend:. Aber: Aus so einem Verhalten kann man vielleicht schon auch Rückschliessen auf Firmenphilosophie, Wertschätzung u.ä. Letztlich würde ich bei so einem entscheidenden Schritt wohl auf mein Bauchgefühl hören.

  • Er wäre mein direkter Vorgesetzter, deswegen bereitet mir die ganze Sache extremes Kopfzerbrechen. Ich danke dir ganz herzlich für deine Einschätzung, in diese Richtung dachte ich auch schon. Man hat zwar immer Kollegen, mit denen man vielleicht nicht ganz auf einer Wellenlänge ist, aber beim direkten Vorgesetzten sieht es da schon anders aus, das sollte passen.

    Oha, so gesehen wär die Sache für mich wie gesagt ganz klar. Das ist doch besser als wenn du dir jetzt unsicher wärst und danach mit dir hadern würdest, vielleicht die falsche Entscheidung getroffen zu haben.

    Natürlich kann sich ein Job auch als Fehlgriff rausstellen, wenn einem die Leute beim Vorstellungsgespräch sympathisch waren. Aber andersrum würde ich die Finger davon lassen.

  • Wenn es in derselben Stadt wie jetzt wäre, würde ich sagen, probiere es halt aus, Du bist jetzt ja auch unzufrieden. Aber der Jobwechsel wäre mit so viel Aufwand verbunden, das würde ich bei so einem unguten Gefühl wirklich nicht machen. Außerdem ist das Verhalten des späteren Vorgesetzten nicht in Ordnung. Bei dem Aufwand, den Du als Bewerberin für dieses Gespräch betrieben hast, benimmt man sich einfach nicht so.

  • Ich kann das Verhalten nicht ganz einschätzen. Vielleicht ist er in Quarantäne, wollte dir das aber nicht auf die Nase binden.

    Das er beschäftigt ist, war auch abzusehen, sonst hätte er nicht darum gebeten, den Termin zu verschieben. Es ist zwar unhöflich, dass er nicht ganz für dich da war, aber ich kenne die Situation, wo andere Sachen sehr dringend sind. Vielleicht ist er gar nicht im Bilde, welchen Aufwand du mit der Anreise hattest und dachte es wäre kein Problem.


    Leider schreibst du nicht, wie das Gespräch mit ihm sonst war. Kam schon eine Rückmeldung?

  • Klar, andere Dinge sind häufig wichtig, ich hätte mich aber gefreut, wenn er mir einfach gesagt hätte, dass er einen wichtigen Auftrag an Land ziehen kann und deshalb einen Kollegen schickt.


    Im übrigen Gespräch war er abgelenkt, stellte komische Fragen, z. b. nach 20 Minuten Gespräch auf Niederländisch fragte er, wie gut mein Niederländisch ist.


    Ich fand ihn recht unsympathisch, war aber aufgrund des Absageversuchs etwas voreingenommen.


    Bis jetzt gibt es leider kein Ergebnis, ich hoffe, sie melden sich morgen. Dann werde ich auch ansprechen, dass ich das Gespräch unangenehm fand.

  • Es ist zwar unhöflich, dass er nicht ganz für dich da war, aber ich kenne die Situation, wo andere Sachen sehr dringend sind.

    Kenn ich auch, ist bei einem Vorstellungsgespräch aber ein absolutes NoGo.

    Wie gesagt er wollte das Gespräch ja verschieben. Was soll er denn sonst machen, wenn er dringende Anfragen von Kunden oder Geschäftsführung hat? Die vertrösten, weil die Bewerberin das VG nicht verschieben kann?

  • Bis jetzt gibt es leider kein Ergebnis, ich hoffe, sie melden sich morgen. Dann werde ich auch ansprechen, dass ich das Gespräch unangenehm fand.

    Warte erstmal ab. Eine Feedback an sie ist auch gut. Wenn du alle Informationen hast, wird die Entscheidung vielleicht offensichtlich.

    Wie gesagt er wollte das Gespräch ja verschieben. Was soll er denn sonst machen, wenn er dringende Anfragen von Kunden oder Geschäftsführung hat? Die vertrösten, weil die Bewerberin das VG nicht verschieben kann?

    Ja wenn er andere Termine hat, dann soll er das Gespräch mit seiner möglichen künftigen Mitarbeiterin halt verschieben. Das erzählt mir keiner, dass man, wenn man das Gespräch nicht verschoben hat, sondern führt, sich nicht 20 min lang mit dem Bewerber beschäftigen kann und mit den hocheiligen Kunden dann hinterher. Und wenn eine Katastrophe reinkommt, beendet man das Gespräch höflich und daddelt nicht nebenher mit seinen Mails rum.

  • Also eigentlich finde ich sie jetzt schon offensichtlich. :winking_face:

    Geht mir auch so. Ich schließe mich den anderen hier an und würde so ein unprofessionelles und menschlich wenig wertschätzendes Verhalten schon zu Beginn als Warnzeichen sehen und auf so einer Grundlage auf keinen Fall alle Zelte hier abreißen und ins Ausland ziehen. Selbst wenn die Firma in Wohnortnähe liegen würde und du gar nicht umziehen müsstest, würde ich dir eher abraten. Dass du ihn unsympathisch fandest, solltest du ernst nehmen. Das "Bauchgefühl" ist meistens treffsicherer bei sowas, als der Verstand alleine.

  • in dem fall würde ich dir raten, hör auf dein bauchgefühl.


    es ist für dich auch ein ordentlicher aufwand deutschland zu verlassen, auch finanziell


    wenn du dort ankommst und merkst, nee das ist es nicht, ist es auch nicht einfach


    auch wenn du dich gerade unterfordert fühlst, such weiter, bis du die passende stelle findest und du die möglichkeit hast deine kollegen zu treffen

    Möge die Macht mit dir sein :four_leaf_clover:

  • Hallo ihr Lieben, ich würde euch gern ein kleines Update geben. Ich warte nun den ganzen Tag auf den versprochenen Anruf, leider bis jetzt vergeblich. Ich gebe ihnen jetzt noch eine Stunde Zeit und dann lege ich das Ganze ad acta. Ich warte keinen Tag länger, das ist leider wieder enttäuschend und bestätigt meinen und unseren Eindruck. Sehr schade, aber der Freund meiner Mutter formulierte es ganz treffend: Sei froh, dass es jetzt passiert ist und nicht erst am ersten Arbeitstag.

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