Wie mangelnden Sex und Kinderwunsch ansprechen?

  • Was macht ein Single? :winking_face:

    Es ist doch kein Sexproblem, es ist ein partnerschaftliches Problem.

    Ein Single hat auch niemanden, den er für seine Bedürfnisse einspannen kann. Der muss sich auch anderweitig behelfen. Aber in einer funktionierende Ehe muss man sich wegen sowas trennen 🤦🏼‍♀️

  • Genau, der Partner soll es zumindest als partnerschaftliches Problem begreifen. Das scheint ja hier nicht der Fall zu sein. Und ja, Sexualität kann so viel mehr sein als Sex und da wird es sicherlich Kompromisse geben, wenn man denn bereit ist.

  • Ein Single hat auch niemanden, den er für seine Bedürfnisse einspannen kann. Der muss sich auch anderweitig behelfen. Aber in einer funktionierende Ehe muss man sich wegen sowas trennen 🤦🏼‍♀️

    Eine Ehe funktioniert in meinen Augen eben nicht, wenn bei einem starken Libidogefälle derjenige mit keiner oder deutlich schwächerer Libido findet, das sei jetzt echt das Problem des anderen und überhaupt nicht seins, und zugleich sexuelle Exklusivität einfordert, was ja häufig der Fall ist.


    Wenn beide drüber sprechen und sich bewusst sind, dass es sich um ein ernstzunehmendes Problem handelt (und es IST ein ernstzunehmendes Problem, wenn mindestens einer der beiden mit der Situation unglücklich ist), sieht der Fall schon anders aus - aber auch da muss man schauen, ob man irgendeinen gangbaren Weg findet oder dieser Punkt so schwer wiegt, dass man über eine Trennung nachdenken muss.

  • Ich aber :grinning_face: Denn du schriebst:

    Zitat


    Ein Single hat auch niemanden, den er für seine Bedürfnisse einspannen kann.

    Und das stimmt nicht. Der Single kann jeden einspannen, der auch Lust hat. Der TE kann das vermutlich nicht.


    Und warum schreibst du immer von "er hat keine Lust"? Es geht um die PartnerIN des TE.

  • Lies doch einfach die Beiträge des TE.


    Tindern war nur ein Beispiel. Du wirst wohl erkennen, dass ein Single beim Ausleben seiner Sexualität zumeist andere Möglichkeiten hat, als ein monogam lebender Mensch mit einer Partnerin, die kaum Lust auf Sex hat. Aus deinen Beiträgen klang ein bisschen raus "Stell dich nicht an, als Single hast du gar keinen Sex also sei froh über das bisschen" - und dem ist eben nicht so.

  • Zwei Gedanken zu diesem Thema, die zunächst wenig miteinander zu tun haben, die Problematik aber vielleicht einkreisen.


    Es gibt ein interessantes und informatives Buch von Michael Mary (einem sehr erfolgreichen deutschen Paartherapeuten und Schriftsteller) mit dem Titel "5 Lügen, die Liebe betreffend". Dort kann man erfahren, dass Sexualität und Langzeitbeziehung über Jahrhunderte und Jahrtausende gar nichts miteinander zu tun hatten. Anhand zeitgeschichtlicher Erkenntnisse wird dort klar, dass erst seit etwa 200 Jahren in unserem Kulturkreis versucht wird, diese beiden Dinge unter einen Hut zu bringen. Und daran war, das überrascht kaum, die Kirche grundlegend beteiligt.


    Mary bezeichnet es als bedeutendste Liebeslüge, dass Sexualität und Partnerschaft untrennbar miteinander verbunden sind, denn Mann und Frau als LEBENSPARTNER haben völlig andere Ziele als sie Mann und Frau als Sexualpartner haben. Alle kirchlichen und staatlichen Versuche, die Sexualität für die Fortpflanzung zu reservieren und auf die Ehe zu beschränken, sind nach Mary Ansicht katastrophal fehlgeschlagen und haben viel Leid hervorgebracht. Denn Lebenspartnerschaft und Sexualpartnerschaft verfolgen keine identischen Ziele, sondern sie erfüllen grundverschiedene Aufgaben. Und das wird nicht dadurch besser, dass fast alle Partnerschaften und Ehen in unserem Kulturkreis ausgesprochen und unausgesprochen eine sexuelle Ausschließlichkeit voraussetzen.


    Das mag trocken klingen, ist aber für mich ein wichtiges Indiz dafür, dass die Erwartung absurd ist, in einer lebenslangen Beziehung automatisch das Recht auf eine erfüllende und anhaltende Sexualität zu haben. Es ist wunderbar, wenn das der Fall ist, aber es ist alles andere als selbstverständlich. Und das sollten BEIDE Partner wissen und sich damit auseinander setzen.


    Der zweite Aspekt stammt von David Schnarch, einem amerikanischen Psychotherapeuten, der über Sexualität in der Partnerschaft ein gewaltig dickes Buch geschrieben hat. Hier nehme ich mal die These: "Der Partner mit dem geringeren sexuellen Begehren übt in der Beziehung die Macht über die Sexualität aus." Das ist eine Binsenweisheit, rückt aber in den Fokus, dass da jemand MACHT bekommt, der/die diese Macht eigentlich gar nicht haben will. Die Frau des TE hat einfach weniger Lust an der Lust und kennt möglicherweise wirklich die Gründe dafür nicht. Und plötzlich muss sie erkennen, dass sie Macht ausübt, den Partner am Ausleben seiner Libido (zumindest innerhalb der Beziehung) hindert und sich damit anscheinend „falsch und die Beziehung belastend verhält“. Diese Erkenntnis ist niederschmetternd und wird noch unangenehmer durch die Tatsache, dass ihr die Schuld an seinem Elend gegeben wird.


    Selbst wenn diese Frau diese Erkenntnis hat, ändert das immer noch nichts an ihrer geringen Libido. Und hier möchte ich noch mal kurz auf Mary zurück kommen, der den heutigen "Machbarkeitswahn" moniert, der zu dem Schluss führt, die beiden müssten "einfach nur mehr an ihrer Beziehung arbeiten oder einen Therapeuten hinzu holen, um wieder sexuell glücklich zu sein!" Zitat Ende.


    Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für das betroffene Paar?


    Und da bin ich voll bei Shojo: Sie sollten anerkennen, dass nicht EINER von ihnen ein Problem hat, sondern dass sie ein GEMEINSAMES Problem haben, das sie dann auch gemeinsam lösen müssen. Es ist ein Problem, dass sie nicht erschaffen haben, sondern das unangenehmerweise in der Natur liegt und nicht auf die beiden beschränkt ist. Wenn man wirklich einsehen kann, dass Sexualität und Lebensbeziehung keineswegs automatisch und untrennbar miteinander verbunden sind, muss man über diese Lebensziele reden. Man muss darüber reden, wie man erreichen kann, dass beide glücklich sein können. Und wenn diese Diskussion VOR dem Kinderwunsch gründlich geführt wird, dann kann das zu einer weniger folgenreichen Trennung führen, wie wenn sie danach geführt wird. In einer neuen Beziehung sind die beiden aber keineswegs sicher davor, wieder sehr Ähnliches zu erleben. Es sei denn, die Erkenntnis wirkt sich auf ihre Erwartungen aus.


    Erkenntnisse können also Erwartungen verändern. Und wenn der TE erkennen kann, dass seine Erwartung, mit der Gründung einer Lebenspartnerschaft automatisch auch lebenslang häufigen Sex erworben zu haben, ein Irrtum war, dann können die beiden vielleicht sogar das Problem des jeweils anderen ernst nehmen, es zum GEMEINSAMEN Problem machen und ernsthaft und ohne gegenseitige Vorwürfe nach Lösungen suchen.


    Ich hoffe, das war nicht zu dröge, halte es aber für wichtig, solche sehr häufigen Porblemstellungen mal aus einer etwas höheren Perspektive anzuschauen.

  • Ergänzend…


    …möchte ich noch hinzu fügen, dass meine Betrachtung aus der Metabene natürlich nicht ausschließt, dass die beiden – also der TE und seine Partnerin – dieses Problem selber erschaffen haben, weil ihre Sexualität z.B., einen Weg genommen hat, bei dem einer sich vielleicht ausgeschlossen oder zu wenig beachtet fühlte; oder aus welchen Gründen auch immer. Aber am wenigstens Sinn macht, es EINEM der beiden oder halt der Frau daran die Schuld zu geben. Nicht sie kann und muss das Problem lösen, sondern das müssen sie schon gemeinsam hinbekommen. Und dabei kann ihnen vielleicht die etwas größere Perspektive ein wenig helfen.

  • Aber am wenigstens Sinn macht, es EINEM der beiden oder halt der Frau daran die Schuld zu geben.

    Schuld ist sowieso ein sehr sinnbefreites Ding, wenn es um eine Beziehung geht, finde ich. Wenn beiden etwas aneinander liegt, dann sollte es darum gehen, gemeinsam dafür zu sorgen, dass es einem miteinander besser geht als ohne einander. Wenn das das langfristige gemeinsame Ziel ist, haben Schuldzuweisungen darin keinen Platz und ergeben keinen Sinn (was nicht ausschließt, dass man sich mal dumm verschluckt und sich ganz blöd streitet, weil Menschen halt alberne Geschöpfe sind). Und wenn es nicht das langfristige gemeinsame Ziel ist, wenn also einer von beiden nicht am Wohlergehen des anderen interessiert ist, dann ist das unüberbrückbar, und in meinen Augen ist es dann nicht sinnvoll, miteinander eine Beziehung zu haben. Haben zwar viele, aber diese Art Beziehung verstehe ich nicht. Wenn mein Partner nicht mein Gefährte ist - warum dann so viel Lebenszeit miteinander verbringen?

  • Hier nehme ich mal die These: "Der Partner mit dem geringeren sexuellen Begehren übt in der Beziehung die Macht über die Sexualität aus."

    Das finde ich eine reichlich merkwürdige Sicht. Ich denke, dass für seine Sexualität jeder selbst allein verantwortlich ist.


    Man kann sich auch selbstbefriedigen oder ggf. libidosenkende Medikamente einnehmen. Und wenn einen das, was man an Sex mit dem Partner haben kann, nicht reicht, muss man sich eben trennen oder ggf. sich in Absprache mit dem Partner zusätzlich Dritte für Sex suchen (was allerdings auch das Risiko für STDS erhöht). Eine Beziehung ist keine Sexflatrate.

  • Wobei ich das mit den libidosenkenden Medikamenten extrem schräg finde. :exploding_head:

    Seh ich auch so😱......

    Wusste gar nicht dass es das gibt.


    Ich sehe es übrigens auch so wie Oldie49 dass der jenige der weniger Lust hat mehr Macht ausübt. Das kann bewusst oder auch unbewusst sein.

  • Genau das ist doch die Macht, die Oldie49 meinte. Derjenige mit mehr Lust muss sich Alternativen suchen.

    Trotzdem ist das imho keine Macht, die der andere mit weniger Lust da ausüben würde. Auch nicht unbewusst.


    Ich finde das ein sehr schräges Empfinden darin eine Machtausübung zu sehen, dass der eine weniger Lust hat und es dann weniger gemeinsamen Sex gibt, als der andere möchte.


    Würde mir eine Partnerin oder ein Partner damit ankommen, wenn ich weniger Lust hätte, dass ich damit Macht über sie/ihn ausüben würde, würde ich mich alleine wegen dieses kruden Machtverständnisses umgehend trennen.


    Das lässt sich ja beliebig fortführen ... der andere möchte ins Kino mit mir, ich nicht = ich übe ungut Macht über ihn aus; der andere möchte mit mir Sport machen, ich nicht = Machtausübung über ihn!


    Da müsste ich ja immer alles machen, was der andere will ohne das selbst zu wollen, um keine Macht über den anderen auszuüben, damit der sich nicht umorientieren muss ... und würde der andere dann nicht so gesehen viel mehr Macht über mich ausüben?!


    Also wirklich ... .


    Das ist keine erwachsene Einstellung, sondern eine kleinkindhafte Sicht, wonach andere zur eigenen Bedürfnisbefriedigung herhalten müssen und ansonsten Macht über einen ausüben.


    Was die libidosenkenden Medikamente angeht:

    Warum denn nicht? ... Warum soll sich immer nur der mit weniger Lust behandeln lassen und zum Arzt gehen? Wäre ja mal eine Alternative für den ein oder anderen, falls gewünscht.

  • Macht wird m.E. nur dann eingesetzt, wenn der weniger lustvolle Partner den Sex quasi als Belohnung für Wohlverhalten des Anderen benutzt.


    So nach dem Motto, wenn du schön brav das tust was ich will, dann schlafe ich auch mal wieder mit dir.

    Und wenn nicht, dann kannst du’s Dir die nächsten Wochen selber besorgen... :nerd_face:

    Das finde ich auch ziemlich mies und manipulativ, da sollte man sich nicht drauf einlassen.


    Zum Glück ist das aber längst nicht in allen Beziehungen so, wo einer weniger Lust auf Sex hat.

  • nichtmehrdabei doch, das nehme ich alles als Machtausübung wahr, jedenfalls vor dem Hintergrund unseres gesellschaftlichen Grundkonsens Nein=Nein: der, der nicht will (egal was) bekommt recht. Das wiederholte Verweigern von Gemeinsamkeit ohne Anbieten von Alternativen ist so was wie eine stille Kündigung. Darin liegt das wahrhaft kindische Verhalten: “ich will zwar nichts mehr mit dir zu tun haben, überlasse es aber dir, das zu bemerken und die Konsequenzen zu ziehen.” Eine meiner Beobachtung nach eher männliche Strategie, Beziehungen zu beenden, ohne einen Finger zu krümmen.

  • Es geht doch gar nicht darum, dass es eine erwünschte Macht wäre, die auch gegen den anderen verwendet würde. Oldie schreibt doch ganz explizit (Hervorhebungen von mir):

    Das ist eine Binsenweisheit, rückt aber in den Fokus, dass da jemand MACHT bekommt, der/die diese Macht eigentlich gar nicht haben will. Die Frau des TE hat einfach weniger Lust an der Lust und kennt möglicherweise wirklich die Gründe dafür nicht. Und plötzlich muss sie erkennen, dass sie Macht ausübt, den Partner am Ausleben seiner Libido (zumindest innerhalb der Beziehung) hindert und sich damit anscheinend „falsch und die Beziehung belastend verhält“. Diese Erkenntnis ist niederschmetternd und wird noch unangenehmer durch die Tatsache, dass ihr die Schuld an seinem Elend gegeben wird.

    Es geht nicht darum, dass der eine Macht über den anderen einsetzt, sondern darum, dass sich da etwas im Gefüge verschiebt. Der eine möchte etwas vom anderen, was der andere aus welchen Gründen auch immer nicht zu geben bereit ist - und in diesem Fall etwas, das er sich in den meisten Beziehungen auch nicht woanders abholen kann, so wie ich beispielsweise einfach mit anderen Leuten Brettspiele spiele statt mit meinem Mann, der sich dafür nicht interessiert. Wäre es allgemeiner Konsens und Bestandteil der meisten Beziehungen, dass man nur mit dem Partner Brettspiele spielt, würde seine Unlust auf Brettspiele für mich bedeuten: keine Brettspiele für mich. Also durchaus Macht: Die Erfüllung meines Bedürfnisses hängt von einem anderen ab.

  • Es geht doch gar nicht darum, dass es eine erwünschte Macht wäre, die auch gegen den anderen verwendet würde.

    Danke, ich kann lesen und habe das @Oldie49s Text auch so entnommen.


    Trotzdem sehe ich es so, wie geschrieben. Das ändert nichts.



    Also durchaus Macht: Die Erfüllung meines Bedürfnisses hängt von einem anderen ab.

    Dann haben ja ständig irgendwelche anderen Menschen Macht über dich ... . Sowas habe ich bisher nur aus PickUp-Kreisen gehört. Dort war es btw die Rechtfertigung dafür, sich wieder zu "bemächtigen", wenn andere durch Verweigerung von Sex etc. Macht über den PickUp-Menschen ausüben. Narzissten eben.


    Dann seht ihr das ja sicher auch so, das wäre nämlich genauso:

    Wer dem anderen einen Korb gibt = Korbgeber hat Macht über den anderen

    Opfer eines Sexualmordes = Opfer hat Macht über den Täter, da er es zur Bedürfnisbefriedigung benötigt. Erst durch das Überwältigen des Opfers kann der Täter dieses Machtungleichgewicht überwinden und sogar umdrehen, was erforderlich ist, um sich seine Bedürfnisse zu erfüllen

  • nichtmehrdabei doch, das nehme ich alles als Machtausübung wahr, jedenfalls vor dem Hintergrund unseres gesellschaftlichen Grundkonsens Nein=Nein: der, der nicht will (egal was) bekommt recht. Das wiederholte Verweigern von Gemeinsamkeit ohne Anbieten von Alternativen ist so was wie eine stille Kündigung. Darin liegt das wahrhaft kindische Verhalten: “ich will zwar nichts mehr mit dir zu tun haben, überlasse es aber dir, das zu bemerken und die Konsequenzen zu ziehen.” Eine meiner Beobachtung nach eher männliche Strategie, Beziehungen zu beenden, ohne einen Finger zu krümmen.

    Wäre es dir lieber, der anderen könnte den Sex einfordern? War ja mal üblich in der Ehe.


    Abgesehen davon wundert es mich, dass kein Sex miteinander haben, weil der eine keine Lust hat, gleich als "ich will nichts mit dir zu tun haben" wahrgenommen wird.


    Und warum soll der mit weniger Lust sich trennen, wenn er zufrieden ist? Unzufrieden ist doch der mit mehr Bock auf Sex. Da muss der tätig werden und für sein eigenes Wohlergehen als erwachsener Mensch selbst eintreten. Das nennt sich Eigenverantwortung. Die gibt man auch in einer Beziehung nicht ab.


    Zusammen mit diesem "Machtausübungs"-Ding erinnert mich das an ein (erwachsenes) Baby, das den anderen als seine Mutter sieht, die ihm kein Essen geben will.

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