Liebes Forum,
meine Schwester und ich stehen vor schweren Entscheidungen. Ich würde gerne mal eine außenstehende Meinung oder vielleicht sogar einen guten Rat dazu haben.
Meine Tante, 84, hat bisher alleine in einer Wohnung gelebt. Leider ist sie schon ihr halbes Leben lang ein Messi und hat uns erst in den letzten 1-2 Jahren immer mehr helfen bzw. aufräumen und putzen lassen, war und ist immer mehr verwahrlost. Im letzten Jahr hat sie auch geistig sehr abgebaut und wird immer dementer, hat aber auch noch gute und einigermaßen klare Tage. Meine Schwester und ich haben uns in den letzten Monaten recht intensiv um sie gekümmert. Sie war schon immer sehr auf ihre Eigenständigkeit bedacht, wollte kaum oder keine Hilfe annehmen, möchte keine Pflege und erst recht nicht in ein Seniorenheim ziehen.
Einige Male musste sie aber nun leider schon von der Polizei "aufgesammelt" werden, weil Passanten sie verwirrt und hilflos draußen angetroffen hatten und dann die Polizei riefen. An anderen Tagen ging sie aber noch eigenständig einkaufen oder spazieren.
Letzten Montag dann wurde wieder die Polizei gerufen. Wir haben leider keine genaue Auskunft darüber bekommen was vorfiel. Auf jeden Fall schien sie Schmerzen zu haben, weshalb die Polizisten einen Krankenwagen riefen und sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Meine Schwester war leider nicht schnell genug vor Ort, aber sofort in der Notaufnahme und hat sie noch ganz kurz gesehen, allerdings durfte sie wegen Corona nicht länger zu ihr. Eine 84-jährige demente Frau ganz alleine in der Notaufnahme. Es war klar, dass sie da noch verwirrter wäre und leider wurde sie auch aggressiv. Nach den Untersuchungen kam nur raus, dass sie einen Harnwegsinfekt hat, also kein Grund mehr da zu bleiben, allerdings fragte der Arzt, ob wir eine engmaschige Betreuung zuhause sicherstellen könnten, was wir leider verneinen mussten, da sie ja noch nicht mal einen Pflegegrad hat. Deshalb sollte sie erstmal verlegt werden in die Geriatrie, da sie aber wieder aggressiv wurde, mussten sie sie sogar sedieren und woraufhin sie dann auf die geschlossene Gerontopsychiatrie verlegt wurde. Dort ist sie nun seit schon 5 Tagen "zur Beobachtung", auch dort herrscht absolutes Besuchsverbot, sie hat kein eigenes Telefon und kann nur mit richterlicher Anordnung wieder entlassen werden.
Ich persönlich fühle mich völlig hilflos, übergangen, habe das Gefühl sie entgleitet uns jetzt völlig. Bin mir sicher, dass die Demenz durch all diese Ereignisse zur Zeit ganz besonders fortschreitet. Sie versteht ja überhaupt nicht was los ist. Wir rufen jeden Tag an, aber bekommen kein richtiges Gespräch mehr zustande.
Sie soll dort nun beobachtet werden, um zu schauen "wie sie drauf ist", wobei es ganz klar ist, dass sie dort natürlich in einem noch viel schlechteren Zustand ist als zuhause. Sie ist in einer fremden Umgebung, kann nicht raus, kann keinen Besuch bekommen usw.
Auf jeden Fall kann sie wohl nicht mehr nach Hause und soll in eine Pflegeeinrichtung. Ich habe mir heute schon eine angeschaut, eine Dementenstation, und obwohl die Wohnanlage an sich wirklich schön ist und die anderen Stationen auch, fand ich diese sehr bedrückend und denke meine Tante würde sich dort äußerst unwohl fühlen, aber der Heimleiter meinte, dass die normale Station wohl nicht mehr infrage käme in ihrem Zustand.
Ich finde das alles ganz schrecklich und möchte die beste Lösung finden, möchte dass meine Tante sich einigermaßen wohl fühlt, nicht abgeschoben und soweit es geht noch ihre Freiheiten genießen kann. Ich finde es auch so fürchterlich, wenn sie nicht mehr in ihr Zuhause zurück kann und direkt in eine Pflegeeinrichtung ziehen soll. Allerdings geht es komplett alleine zuhause eben auch nicht mehr gut. Ich weiß nicht wie es wäre, wenn sie eine ambulante Pflege bekäme. Hat ihr vielleicht jemand Erfahrung mit solch einer Situation oder einen Rat wie man es am besten machen könnte, womit sie sich vielleicht einigermaßen wohl fühlen könnte?
Ich hoffe ich habe nicht zu konfus geschrieben. Ich bin ziemlich durch den Wind gerade und zerbreche mir den Kopf wie man es am besten macht. Vor allem muss ja jetzt auch noch alles recht schnell gehen und entschieden werden, was es nicht gerade leichter macht.