Nächster Kanzler: Laschet, Söder oder ein ganz anderer?

  • Ich halte weder Chancengleichheit noch Meritokratie ernsthaft für erstrebenswert. Tatsächlich würde Chancengleichheit zu Meritokratie führen. Wer dann reich wäre, hätte es verdient. Wer arm wäre, auch. Die Armen wären selbst schuld, und man könnte sie ihrem selbstgewählten Schicksal überlassen.


    Die Alternative zur Chancengleichheit ist Barmherzigkeit.

    Dann wäre man also z.B. im Pflegeberuf auf Barmherzigkeit angewiesen? Barmherzigkeit vom wem?

  • Dann stellt sich noch das Problem: wie wird das Geld mit der Demokratie fertig?

    Ich sehe eher das viele Geld auf der Welt als Gefahr für Demokratien.

    Ich meine nicht das viele wenige Geld, dass die meisten Menschen in der Tasche haben oder auch nicht. Ich meine dieses Geld, ohne jeglichen realen Gegenwert in unseren großen globalen Spielkasinos... äh... Börsen. Dieses Geld, das gar nicht weiß wohin und wie es sich noch weiter vermehren soll, denn dafür ist es ja da, um Rendite und noch mehr Rendite zu generieren, wo die Weideflächen der Realwirtschft längst abgegrast sind. Dieses Geld wird dadurch zur Bedrohung, weil es die Realwirtchaft durch seine schiere Menge ohne Gegenwert entwertet.

    Nicht umsonst hatten sämtliche großen Religionen ein Zinsverbot erlassen. Allein das Christentum fand das irgendwann hinderlich und hat es quasi abgeschafft. Finde den Fehler.

    Ich habe keine Idee, wie man das kompensieren könnte, aber in Ordnung ist das ganz sicher nicht. Es heißt doch immer, nur Leistung soll zählen. In Wahrheit zählt nur Herkunft, Besitz und Seilschaften.

    Naja, "nur" würde ich nicht unterschreiben - es erleichtert vielleicht den beruflichen Einstieg, wenn man Vitamin B hat, aber mit einem entsprechenden Startkapital oder finanzieller Grundversorgung lassen sich doch IMHO viele Hemmnisse beseitigen.

    Was allerdings nur die finanzielle Seite beleuchtet - ein zügiges Studium oder eine Unternehmensgründung nach der Ausbildung finanzieren zu können, ist die eine Sache, die Bildungsgrundlagen und das Interesse dafür vermittelt zu bekommen, die andere.

    Und da ist bei den "oberen Zehntausend" halt (fast) unabhängig vom finanziellen Background eine ganz andere Selbstverständlichkeit bei dem Streben nach Führungspositionen vorhanden, als bei Kindern von seit Generationen abhängig Beschäftigten.

    Insgesamt sehe ich die Rahmenbedingungen für eine Aufstieg in Deutschland aber als ziemlich gut an - es gibt eine Durchlässigkeit des Schulsystems, welches mit jedem Start jeden Schulabschluss ermöglicht, und eine Ausbildungsförderung, die allen Bevölkerungsschichten den Zugang zum Studium finanzieren kann.

    Der Wille und Ehrgeiz, sich da durchzubeißen, was Bürokratie und vor allem die Ausschöpfung der individuellen intellektuellen Möglichkeiten betrifft, müssen dafür halt vorhanden sein.

    Und da macht es schon einen Unterschied, ob man von klein auf vermittelt bekommt: "Du bist zu Höherem bestimmt!", und bei fehlenden intellektuellen Voraussetzungen (wenn nicht durch Vitamin B kompensiert) nach unten rausfällt, oder ob man von und aus sich selbst, ohne Antrieb seitens des persönlichen Umfeldes, die Motivation zur Ausschöpfung seines Potentials finden muss.

    Da sehe ich allenfalls das Schulsystem gefragt, Interesse zu wecken und individuelle Begabungen zu erkennen und zu fördern, wenn vom Elternhaus da wenig kommt.

  • Warum ist es nicht möglich, sämtliche Schulformen inkl. Studium kostenlos zu gestalten und darüber hinaus ein ausreichendes Stipendium zu zahlen, damit die Studierenden nicht nebenher jobben müssen? In der DDR war das so.

    Die Grundlage ist die Basis von ALLEM.

    Warum ist es nicht möglich, sämtliche Schulformen inkl. Studium kostenlos zu gestalten und darüber hinaus ein ausreichendes Stipendium zu zahlen, damit die Studierenden nicht nebenher jobben müssen? In der DDR war das so.

    Äh, gibt es doch!? Man muss die Förderung halt beantragen, wenn man sie haben will.

  • Ich halte weder Chancengleichheit noch Meritokratie ernsthaft für erstrebenswert. Tatsächlich würde Chancengleichheit zu Meritokratie führen. Wer dann reich wäre, hätte es verdient. Wer arm wäre, auch. Die Armen wären selbst schuld, und man könnte sie ihrem selbstgewählten Schicksal überlassen.


    Die Alternative zur Chancengleichheit ist Barmherzigkeit.

    Dann wäre man also z.B. im Pflegeberuf auf Barmherzigkeit angewiesen? Barmherzigkeit vom wem?

    Gesellschaft und Staat sollten gegenüber den Pflegebedürftigen großzügig genug sein, die Pflegenden anständig zu bezahlen. Sie sollten gegenüber den Pflegenden nicht barmherzig sein, sondern fair.

  • Ich befürchte sogar das es diesen Menschen zum Verhängnis werden kann, wenn sie sich durch ihren Reichtum immer mehr von der Gesellschaft abkapseln (müssen). Die Zäune und die Überwachungsanlagen von Superreichen werden immer höher. Fraglich auch ob die Kinder die in so einer Parallelgesellschaft aufwachsen glücklich sind. Im Leben macht ja nicht nur Reichtum glücklich. Und die ganz unten haben immer weniger zu verlieren und Menschen die nichts zu verlieren haben sind gefährlich.

    Naja, man muss die Drohkulisse nicht gleich übertreiben, aber im Prinzip ist es schon so und das ist vermutlich auch der Grund, weshalb ein kleiner, aber stetig wachsender Teil der Superreichen inzwischen sogar von der Politik fordert, sie möge diese Schicht höher besteuern, um in der Entwicklung ein kleines bisschen gegenzusteuern.

    Stell dir vor, du bist so gegen Krieg, dass du dich vor allem dafür einsetzt, dass derjenige gewinnt, der ihn begonnen hat.

  • Ich sehe eher das viele Geld auf der Welt als Gefahr für Demokratien.

    In der Tat. Vermutlich weniger wegen der wirtschaftlichen Begleiterscheinungen, die du aufzählst, sondern vielmehr weil Geld und Reichtum immer mit Macht und Einfluss einhergeht. Das widerspricht dem Gedanken der Demokratie, dass alle Macht vom Volke ausgeht, wie es sinngemäß sogar in unserer Verfassung steht.

    Stell dir vor, du bist so gegen Krieg, dass du dich vor allem dafür einsetzt, dass derjenige gewinnt, der ihn begonnen hat.

  • Warum ist es nicht möglich, sämtliche Schulformen inkl. Studium kostenlos zu gestalten und darüber hinaus ein ausreichendes Stipendium zu zahlen, damit die Studierenden nicht nebenher jobben müssen? In der DDR war das so.

    Äh, gibt es doch!? Man muss die Förderung halt beantragen, wenn man sie haben will.

    Meinst Du, man kann ein Stipendium und Befreiung von den Studiengebühren beantragen? Ich dachte, es gäbe nur Bafög (das ist aber ein Kredit und die Eltern dürfen nicht zuviel verdienen).

    Die Grundlage ist die Basis von ALLEM.

    Warum ist es nicht möglich, sämtliche Schulformen inkl. Studium kostenlos zu gestalten und darüber hinaus ein ausreichendes Stipendium zu zahlen, damit die Studierenden nicht nebenher jobben müssen? In der DDR war das so.

    Äh, gibt es doch!? Man muss die Förderung halt beantragen, wenn man sie haben will.

    Meinst Du, man kann ein Stipendium und Befreiung von den Studiengebühren beantragen? Ich dachte, es gäbe nur Bafög (das ist aber ein Kredit und die Eltern dürfen nicht zuviel verdienen).

    Wo gibt es denn noch Studiengebühren in Deutschland?

    Für Stipendien kann man sich bewerben - wenn man entsprechende Fähigkeiten hat, stehen die Chancen dafür gar nicht schlecht. Und Bafög ist halt für die gedacht, deren Eltern sich die Finanzierung der Lebenshaltungskosten des Kindes während des Studiums nicht leisten können - wenn man gut und zügig durchkommt, IIRC, musste man es auch nicht zurückzahlen, zumindest nicht vollständig... .

  • Und Bafög ist halt für die gedacht, deren Eltern sich die Finanzierung der Lebenshaltungskosten des Kindes während des Studiums nicht leisten können - wenn man gut und zügig durchkommt, IIRC, musste man es auch nicht zurückzahlen, zumindest nicht vollständig... .

    Es gibt sogar das Elternunabhängige Bafög, da muss man vor Studienbeginn nur 6 Jahre gearbeitet haben. Ich hatte das.

    Einmal editiert, zuletzt von lilalu ()

  • Warum ist es nicht möglich, sämtliche Schulformen inkl. Studium kostenlos zu gestalten und darüber hinaus ein ausreichendes Stipendium zu zahlen, damit die Studierenden nicht nebenher jobben müssen?

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das befürworten würde. Gilt das dann für jedes Alter oder nur bis 30? Nachher studieren die jungen Leute einfach irgendetwas halbherzig, weil sie dann erstmal abgesichert sind. Es studieren ja eigentlich jetzt schon viel zu viele (Deppen :shushing_face: ).

    Ich würde da eher ne Ausbildung fördern.

    Die Alternative zur Chancengleichheit ist Barmherzigkeit.

    Joah, damit die Armen immer schön Danke sagen bei dem barmherzigen Spender und nicht aufmucken, denn sonst gibt es nichts mehr :face_with_rolling_eyes: .

  • Joah, damit die Armen immer schön Danke sagen bei dem barmherzigen Spender und nicht aufmucken, denn sonst gibt es nichts mehr

    Genau das ging mir auch durch den Kopf! Das ist ja dann so wie in Amerika, wo nur ganz wenig Steuern erhoben werden, aber sich jeder gern mit Charity-work brüstet. Nur entsprechen diese "barmherzigen" Abgaben nur einem Bruchteil dessen, was über Steuern bei uns dem Sozialsystem zugeführt wird. Und ebenso kann "Barmherzigkeit" immer individuell ausgelegt werden, z.B. wenn man für die Querdenker spendet.

    Zitat

    Spenden für Malariabekämpfung oder Schulen sind kaum umstritten. Aber reiche Gönner verfolgen unter anderem eigennützige oder politische Ziele. Wo man die Grenze zieht, ist sehr individuell: US-Präsident Donald Trump musste seine eigene Stiftung auflösen, nachdem einige Ungereimtheiten aufgedeckt wurden. Er hatte sich quasi selbst spendabel unterstützt.

    ...

    Großspender sind keineswegs dominant, sondern nur die Spitze des Eisbergs: Insgesamt betrugen private Spenden in den USA 2017 erstmals über 400 Milliarden Dollar, wie der "Giving USA Report" ausweist. Das ist mehr, als die US-Regierung für das Gesundheitsfürsorgeprogramm Medicaid im selben Jahr ausgab. Die Top-50-Großspender waren aber nur für rund 15 Milliarden dieser Spenden verantwortlich.

    Zum Vergleich: Amazon allein machte über elf Milliarden steuerfreien Gewinn im Vorjahr. Zu glauben, dass den großen Philanthropen das Buch aus der Hand genommen würde, wenn sie mehr von ihrem Einkommen an den Fiskus abliefern müssten, wirkt somit unrealistisch. Sie hätten auch in ihren Steuerschlupflöcher für ihre Unternehmen genug übrig, um sich großzügig zu zeigen. Wenn sie noch Lust dazu haben.

    Spenden statt Steuern: Kann denn Geben Sünde sein?
    Amerikas Superreiche spenden jährlich Milliarden für wohltätige Zwecke. Kritiker finden, die Eliten üben dabei willkürlich Macht aus, statt das Gemeinwesen zu…
    www.derstandard.de

    Always look on the bright side of death :smiling_face_with_sunglasses:

  • Joah, damit die Armen immer schön Danke sagen bei dem barmherzigen Spender und nicht aufmucken, denn sonst gibt es nichts mehr

    Genau das ging mir auch durch den Kopf! Das ist ja dann so wie in Amerika, wo nur ganz wenig Steuern erhoben werden, aber sich jeder gern mit Charity-work brüstet.

    ich habe es so gelesen, dass P-K auf eine Meritokratie oder calvinistische Erwerbsethik abzielt, die von einer Chancengleichheit ausgeht; und wer nicht wirtschaftlich reüssiert, hat seine ja vorhandenen Tugenden nicht entsprechend genutzt -- fauler Hund also, selber schuld.

  • ich habe es so gelesen, dass P-K auf eine Meritokratie oder calvinistische Erwerbsethik abzielt, die von einer Chancengleichheit ausgeht; und wer nicht wirtschaftlich reüssiert, hat seine ja vorhandenen Tugenden nicht entsprechend genutzt -- fauler Hund also, selber schuld.

    Und was ist dann mit Menschen die mal krank sind, ein Handicap haben oder Alleinerziehend sind?

  • Also ich hatte eindeutig einen Vorteil gegenüber den Kommilitonen, die neben dem Studium jobben mussten.

    Es geht im Leben nicht immer nur darum lauter Einsen zu schreiben. Es stärkt auch den Charakter und schafft Erfahrungen mal bissel zu jobben.

    Leider merkt man manchmal, dass Leute die ihr Studium gerade beendet haben noch nie wirklich gearbeitet haben.

    Also ich hatte eindeutig einen Vorteil gegenüber den Kommilitonen, die neben dem Studium jobben mussten.

    Es geht im Leben nicht immer nur darum lauter Einsen zu schreiben. Es stärkt auch den Charakter und schafft Erfahrungen mal bissel zu jobben.

    Leider merkt man manchmal, dass Leute die ihr Studium gerade beendet haben noch nie wirklich gearbeitet haben.

    Na und? Dann lernen sie das Arbeiten eben beim Arbeiten. Ich habe schon gute Erfahrungen mit engagierten, interessanten Studienabgängern gemacht.

    Ich fand es gut, dass es mir selber überlassen blieb, wie ich meinen Charakter stärke und ob ich mein Taschengeld mit ein paar netten Ferienjobs aufbessere, oder neben einem Job, der dazu dient die Existenz zu sichern, noch studiere.

    Im Übrigen geht es bei bestimmten Studiengängen darum, zur Spitzengruppe zu gehören, damit man danach eine passende "wirkliche Arbeit" bekommt.

  • Ganz genau, diese Leute wollen zur Spitzengruppe gehören! Die wollen in einer Chefposition anfangen. Und was da so nachkommt sieht man leider häufig in der Praxis. Ist doch super wenn der Chef beim Arbeiten erstmal das Arbeiten lernt. :smiley_emoticons_irony:

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